[443; Anschrift: Hotel MeliÄ Mallorca, Palma de Mallorca]
Frankfurt am Main
15. Februar 1982
Lieber Thomas,
ich bin gut zurückgekommen, ich meine, wir hatten doch ein gutes Gespräch und haben wieder eine gute Basis gelegt. Bei einem Schriftsteller las ich über herrliche Städte: »Keine von diesen allen ist für mich jemals so ideal gewesen wie Palma«1 – und ich kann das, was unseren Besprechungsort betrifft, nur bestätigen.
Also: noch einen guten Aufenthalt!
Ich habe alles notiert, alles ist vorbereitet. Wir werden uns vom 19. bis 21. März sehen, und ich hoffe sehr, Sie lesen bei der Matinee ein Stück der Beziehung Goethe-Wittgenstein vor.
Ihr Residenz-Buch werden Sie mir mitbringen, und Ende März wird Ihnen Joachim seinen »Kafka« schicken.2
Auf dem Flughafen erstand ich mir Carta Blanca Agustin Blazquez,3 und im Flugzeug faszinierte mich das, was Rudolf schrieb. Demnächst dann mehr.
Und zu Hause erwartete mich das, was ich mitnehmen wollte, nämlich die Vorlage für unsere Anzeige zu den »Erzählungen«; sie liegt hier bei. Was Ulrich Greiner da schrieb, gilt wirklich auch für »Beton«.
Herzliche Grüße und, wie gesagt, noch einmal guten Aufenthalt,
Ihr
Siegfried Unseld
Anlage4
1 So urteilt der Ich-Erzähler Rudolf in Beton; siehe Th. B.: Werke 5, S. 53.
2 Die Dissertation von Joachim Unseld, Franz Kafka. Ein Schriftstellerleben, erscheint 1982 im Hanser Verlag.
3 Es handelt sich um einen spanischen Cognac.
4 Die Anlage ist eine Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Die Erzählungen. Aus Ulrich Greiners Besprechung des Buchs in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung werden die Sätze zitiert: »Schon der erste Satz der Erzählung Ja reißt den Leser in den Sog dieser Prosa. Es gibt keinen Erzähler der Gegenwart, der in solch ungeheueren Sätzen eine sprachliche Bewegung ausdrücken könnte, die zugleich auch die Bewegung des Inhalts ist.«