[27; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
9. September 1966
Lieber Herr Bernhard,
ich habe jetzt »Moser versucht es zum dritten Mal« gelesen und bin überzeugt worden. Ich möchte Sie also bitten, beim Kritiker-Empfang den Text zu lesen. Einige Kleinigkeiten werden Sie vorher im Gespräch mit Frau Dr. Botond noch ändern können.1 Der Empfang findet statt am Donnerstag, den 22. September, 17 Uhr, in der Klettenbergstraße 35. Bitte finden Sie sich pünktlich ein. Wir werden in der Zwischenzeit alles versuchen, die schwierige Frage der Unterkunft zu lösen.
Mit freundlichen Grüßen und auf Wiedersehen!
Ihr
Siegfried Unseld
1 S. U. lädt seit 1959 jährlich während der Buchmesse (sie fand 1966 zwischen dem 21. und 27. September statt) Literaturkritiker zu einem Empfang ins Haus des Verlegers. Dabei liest ein Autor aus einem Manuskript, das im folgenden Jahr als Buch erscheint. Anneliese Botond schreibt unter dem Datum des 9. September 1966 handschriftlich an Th. B.: »Das Stück, das Sie geschickt haben, ist gut. Aber gleichzeitig stelle ich fest – ich kann es nur registrieren —, daß es nicht die gleiche Faszination auf mich ausübt wie z. B. ›Amras‹.« Im Thomas-Bernhard-Archiv hat sich ein von Th. B. paginiertes und handschriftlich von ihm mit »Moser versucht es zum drittenmal« überschriebenes zwölfseitiges Manuskript erhalten (SL 10.17). Es handelt sich dabei um einen Auszug aus Verstörung in einer Vorstufenversion (die Druckfassung findet sich in Th. B.: Werke 2, S. 127-140).