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Brüssel
14. 2. 73
Lieber Doktor Unseld,
ich muss morgen zurück nach Österreich, schade, dass wir uns hier nicht getroffen haben.
Inzwischen ist klar, dass die »Jagdgesellschaft« zuerst an der Burg und dann am Schillertheater gespielt wird.1
Ich habe mich hier, in dem idealen Haus, mit der »Korrektur« beschäftigen können.2 Zuhause schreibe ich das Manuskript endgültig ab, sodass Sie es, wie versprochen, Ende März haben.
Wahrscheinlich gehe ich im April längere Zeit nach Brüssel zurück. Es ist ein Zentrum und sein Mechanismus fasziniert mich. Bei meiner Rückkehr nach Ohlsdorf muss ich ein finanzielles Problem, von dem Sie wissen, lösen.3 Ich bitte Sie, unseren sogenannten »Vertragsbrief« vor Augen, um eine a conto-Zahlung von DM 30.000.— für das neue Stück und von DM 20.000.— für das Manuskript der »Korrektur«, insgesamt also um fünfzigtausend Mark, die sicher gedeckt sind. Auf mein Konto der Bayerischen Hypothek- und Wechselbank in Freilassing. In Anbetracht der Dringlichkeit, bitte ich Sie um Nachricht nach Ohlsdorf, ob ich mit einer Überweisung in den nächsten Tagen rechnen kann.
Vielleicht machen Sie Ihr Versprechen einmal wahr und kommen nach Ohlsdorf, damit wir beim Erlauer4 miteinander reden können.
Herzlich Ihr
Thomas B.
1 Am 10. Februar hat Th. B. an Rudolf Rach geschrieben: »Lieber Rudolf Rach, von Wendt und Dorn kam ein Telegramm, dass sie die ›Jagdgesellschaft‹ erst-aufführen wollen in Deutschland. Bitte geben Sie sofort die Zusage. Es ist den Herren bekannt, dass das Stück im Schillertheater, also im grossen Berliner Haus, aufgeführt werden muss. Aber diesen Passus und ›Nach der Uraufführung in Wien‹ unbedingt in den Vertrag. Dazu mindestens zehntausend Garantiehonorar. Diese Konstruktion, Burgtheater/Schillertheater, macht mich glücklich. Von Ganz habe ich noch gehört (er hat das Stück inzwischen gelesen und spielt es) dass er vielleicht doch schon im Dezember zur Verfügung steht. [. . .] Von Ganz kam während des gemeinsamen Frühstücks der herrliche Vorschlag, die Generalin von Paula Wessely spielen zu lassen. Mir ist das Wichtigste, dass wir zwei gute Aufführungen, also eine in Wien und eine in Berlin herausbringen, die bestmöglichsten, naturgemäss die wichtigsten. [. . .] Mich interessiert keine weitere Aufführung!!!« Der Brief trägt den handschriftlichen Vermerk »Copie an Unseld«. Die Uraufführung der Jagdgesellschaft findet am 4. Mai 1974 am Wiener Burgtheater statt; Regie führt Claus Peymann, den Schriftsteller spielt Joachim Bißmeier, die Generalin Judith Holzmeister, den General Werner Hinz. Die deutsche Erstaufführung folgt am 15. Mai 1974 am Berliner Schiller Theater; Regie führt Dieter Dorn, den Schriftsteller spielt Rolf Boysen, die Generalin Marianne Hoppe, den General Bernhard Minetti.
2 Th. B. ist einmal mehr Gast bei der Familie Uexküll in der Rue de la Croix.
3 Siehe Anm. 1 zu Brief 220.
4 »Erlauer Stierblut« ist ein ungarischer Rotwein.