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Ohlsdorf
3. 2. 72
Lieber Siegfried Unseld,
vor zwei Monaten habe ich Ihnen einen Brief geschrieben, der blieb unbeantwortet.
Zu Ihren letzten Zeilen: ich werde nicht über Hohl schreiben.1
Hier und speziell in meinem Kopf hat sich viel gegen die haarsträubende Kopflosigkeit der Korrespondenzen Ihrer Mitarbeiter mich betreffend angesammelt, darüber am liebsten oder nur mündlich.
Wenn »Frost« neu gedruckt wird, bitte ich um Sorgfalt und um absolute Genauigkeit gegenüber der ersten Inselausgabe und doch um einen konzentrierten Menschen (wenn es einen solchen in Ihrer Umgebung noch gibt), damit nicht eine Druckfehlerüberschwemmung ins Haus kommt. Damit macht mir niemand Freude, das Ganze ist dann zwecklos und also, wenn nicht genauestens, lieber gar nicht.2
Ich selbst habe für Vergleichszwecke keinerlei Zeit.
Ich bin in bester Verfassung,
herzlich Ihr
Thomas Bernhard
P. S.: In den letzten Tagen habe ich viermal die gleiche Drucksache bekommen, fein aufgepickt eine Dreizeilenmeldung über die Tatsache, dass das neue Stück in Salzburg aufgeführt wird (solche Meldungen hat es Hunderte gegeben)3 und im »Pressedienst 1« stand zu lesen, ich bekäme den Grimme-Preis für den »Italiener« (das Drehbuch) nach dem gleichnamigen Roman.4
1 Vom Erreichbaren und vom Unerreichbaren erscheint am 9. Oktober 1972 als Band 323 der Bibliothek Suhrkamp ohne Nachwort.
2 Frost wird in den suhrkamp taschenbüchern als Band 47 am 26. April 1972 ausgeliefert (siehe Brief 191).
3 Die Uraufführung von Der Ignorant und der Wahnsinnige in der Regie von Claus Peymann findet am 29. Juli 1972 bei den Salzburger Festspielen statt.
4 Der von Th. B. angesprochene Pressedienst des Suhrkamp Theaterverlags vom 28. Januar 1972 hat sich in seinem Nachlaß erhalten (vgl. NLTB, TBA, B 584/2/3b); Th. B. hat auf dem entsprechenden Blatt handschriftlich das Wort »Roman« mit einer Wellenlinie und einem Fragezeichen versehen und am Rand mit »zu blöd!« kommentiert, da es sich um eine Erzählung handelt. Zum Film Der Italiener siehe Anm. 1 zu Brief 151.