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Ohlsdorf
7. 9. 70
Lieber Dr. Unseld,
ich habe grosse Freude mit dem sauber gedruckten und originell eingeschlagenen Buch und es ist klar, dass ich ihm den höchstmöglichen Erfolg wünsche, darin sind wir uns einig.
Nach Hamburg fahre ich wahrscheinlich doch erst nach Darmstadt, dann gehts in einem.1
Dass ich jetzt noch wochenlang Zeit für mein Stück, meine Komödie, habe, macht mich froh.
Die Himmels- und Höllenkörper kreisen günstig.
Sehr, sehr herzlich Ihr
Thomas B.
P. S.: Im Herbst 71 (September) könnte in der »es« ein Band mit dem Titel »Atzbach« (Untertitel »Vorschriften«), erscheinen. Wollen Sie das notieren!?!
1 Th. B. liest eine Woche nach der Verleihung des Büchner-Preises am 24. Oktober 1970 um 23 Uhr im Deutschen Schauspielhaus Hamburg in der Reihe »Extra 6« 45 Minuten aus Kalkwerk im Anschluß an eine Vorstellung von Ein Fest für Boris. Die Hamburger Morgenpost berichtet in einem Artikel vom 26. Oktober 1970 unter der Überschrift Extra 6 für Bernhardiner: »Obschon der Österreicher kein Vortragskünstler ist (› . . . das deutsche Publikum ist so ernst, daß man ihm nichts Ernstes vorlesen darf‹), ist’s aufregend, ihm zu lauschen. Die erzählerische Tonlosigkeit seiner Sprache – hier im scheinbar kunstlosen Hörensagen-Konjunktiv – ist von ahnungsvoller und morbider Wirkung auf den Zuhörer.«