[365; Anschrift: Ohlsdorf; Telegrammnotiz]
Frankfurt am Main
15. August 1978
Muß Kommen auf Dienstag, 22. August verschieben. Ankunft Salzburg 10.15 h. Erwarte Sie am Flughafen. Herzlichst Siegfried Unseld.1
1 In seinem Reisebericht Hamburg—Salzburg—München, 21.-23. August 1978 schreibt S. U. über das Treffen:
»Fünfstunden-Gespräch mit Thomas Bernhard, wieder [siehe Anm. 2 zu Brief 338] auf der hochgebauten Terrasse des Restaurants ›Maria Plain‹.
Der BS-Band ›Ja‹ wimmelt von Abschreib-Irrtümern und Satzfehlern. Es rächt sich Bernhards Wunsch, er möchte den Text nicht mehr lesen, nachdem wir ihm die hier gemachte Abschrift zugeschickt haben.
Er schickt uns ein korrigiertes Exemplar. Wenn wir eine Neuauflage machen, sollen wir auch die Farben des Umschlages ändern, er möchte, wie gehabt, schwarz-weiß.
Er gab mir das Manuskript ›Der Weltverbesserer‹. Es erscheint als Vorabdruck im ›Theater heute‹ [Theater 1979. Sonderheft der Zeitschrift »Theater heute«, S. 88-102]. Die Proben in Stuttgart beginnen in drei Wochen. Hauptrollen: Minetti und Heerdegen. Thomas Bernhard denkt, es danach nicht weiter freizugeben, wir müssen deswegen mit ihm in Verbindung bleiben.
Wir besprachen das Manuskript ›Der Stimmenimitator‹. Ich war noch ganz erfüllt von der Lektüre des Umbruchs, ein köstliches Buch, gewissermaßen auf jeder Seite oder mit jedem Stück ein Bernhard-Roman!
Die jetzige Reihenfolge entspricht exakt der Entstehung. Ursprünglich hat er den Titel gehabt ›Wahrscheinliches – Unwahrscheinliches‹, aber diesen Titel will er sich für eine größere Arbeit aufbewahren.
›Der Stimmenimitator‹: Auch der Schriftsteller ist ein solcher Imitator seiner selber, er kann ja nicht das schreiben, was er rein denkt. Alles, was geschrieben wird, ist also Imitation. Nur die Gedanken sind original. Und irgendwie ist jedes Stück eine Nummer, eine Nummer eines Zirkus. [. . .]
Thomas Bernhard wird im November nach Mallorca gehen, um dort drei Monate an dem Roman ›Unruhe‹ zu schreiben.«