[223]
Ohlsdorf
15. 12. 72
Lieber Doktor Unseld,
Ihr Brief vom 5. Dezember ist eine sehr gute Grundlage für den weiteren Weg, den Ihr Verlag und ich zusammen gehen wollen, das Wollen will ich mit grösster Deutlichkeit betonen, und ich empfinde diesen Brief tatsächlich als einen Vertrag, gültig ab 1. 1. 73, den wir miteinander geschlossen haben; in allen künftigen Zweifeln, soll dieser Brief in Erinnerung gerufen werden, dann, glaube ich, gibt es keine Schwierigkeit. Im Einzelnen ist dann alles immer so zu formulieren, dass es dem Inhalt dieses Briefes entspricht. Tatsächlich gibt es meinerseits keinerlei Abstrich.
Jetzt liegt es ausschliesslich an mir, die Arbeit abzustossen, mich von den Manuskripten zu trennen. Das stellt sich mir so dar: Mitte Jänner bekommen Sie das Theaterstück, Mitte März den Roman und im Laufe des Frühlings auch noch »Erinnern«. Mir ist es, wie Sie wissen, immer ein guter Gedanke, eine Notwendigkeit, aus allen Gründen zusammen, ein Manuskript solange zu behalten, bis ich es ohne unerträglichen Angst- und Furchtzustand (Sie lesen richtig!) aus der Hand geben kann. Jetzt steht auch längst der Titel des Theaterstücks fest, er lautet »Die Jagdgesellschaft«, unsere (und nicht nur unsere) Zeit, Epoche etcetera, ist eine einzige Jagdgesellschaft. Aber den Inhalt erfahren Sie aus dem Manuskript. Sogleich habe ich auch wieder einen Wunsch: dass das Stück wieder in der BS erscheint, Sie wissen, diese Buchreihe liebe ich, aus allen verständlichen, ruhmreichen Gründen. Und wenn ich denke, dass das Stück im Winter 73/74 (wo, will ich jetzt erforschen) gespielt wird, sollte es dann zu diesem Zeitpunkt erscheinen. Dies, weil Sie ja Ihren berühmten immergegenwärtigen Taschenplan rechtzeitig genug heranziehen müssen. Bitte entfalten Sie Ihr wichtigstes Papier und schreiben Sie an einer Stelle, die die günstigste ist »Die Jagdgesellschaft« hinein, vielleicht auch noch nicht ohne Abscheu (nach diesem Finanzdiskurs) meinen Namen.
Im Stück kommt ein Schriftsteller vor, der einmal zu allem Anfang Bruno Ganz sein soll, von dieser Vorstellung gehe ich jetzt aus und in dieser Richtung werde ich alles versuchen.
Ganz treffe ich Mitte Jänner in Wien.
Einen längeren Brief will ich gar nicht schreiben, weil ich doch glaube, dass wir uns einmal sehen und miteinander reden. Diese Frage, schon früher gestellt, haben Sie nicht beantwortet. Vielleicht fliegen Sie einmal auf ein paar Stunden nach Salzburg und zurück.
Ich bin jetzt beruhigt und empfinde mich nicht ohne Glück
herzlich
Thomas B.