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Ohlsdorf
20. 10. 69
Lieber Dr. Unseld,
bitte telefonieren Sie mit der Buchhaltung und sagen Sie, dass sie bis heute für Oktober noch immer nichts überwiesen hat und dass es wichtig ist, auch in Ordnung, mir den Betrag jedesmal zu Monatsanfang zu überweisen.* Was macht unser Projekt?
Ich bin für ein paar Tage in Hamburg, um mit Wendt und Peymann zu sprechen, was mir nützlich erscheint.1
Herzlich
Thomas Bernhard
*Bitte dem Computer einfürallemal den Kopf waschen!
1 Über seine Treffen mit Ernst Wendt und Claus Peymann, die bei der Uraufführung von Ein Fest für Boris für Dramaturgie bzw. Regie zuständig sind, schreibt Th. B. am 14. Dezember 1969 an Ursula Bothe vom Suhrkamp Theaterverlag: »Mein Zusammentreffen mit Wendt in Hamburg und mit Peymann in Berlin hat auf mich den besten Eindruck gemacht. Mit den Herren kann ich reden und ich kann mir vorstellen, dass Peymann für den ›Boris‹ ein guter Mann ist. Selbst mische ich mich nicht in irgendeine Aufführung, werde auch zur Premiere [29. Juni 1970] nicht hinfahren, vielleicht dann zur 3. oder 4. Aufführung. Ein Autor auf dem Theater ist ein zersetzendes Ungeheuer, geradezu lächerlich. [. . .] Ein Autor kann ja nur wie beim Schach die Figuren aufs Brett werfen, die Regisseure stürzen sich dann darüber und setzen in jedem Falle alle Beteiligten matt. [. . .] Wie mit den Büchern, die erscheinen sollen, wenn man sie gerade fertig und weggeschoben hat, ist es mit den Schauspielen, die herauskommen sollen, wenn man sie gerade gemacht hat; dauert es zu lang, ist die Lust dahin und der Gedanke daran überzieht die Gehirninnenseite mit einem faulen Film«.