Vorwort
Vanity Fair vom Mai 2011.
Zum gegenwärtigen Stand der Ungleichheit in den Vereinigten Staaten und den entsprechenden Belegen siehe Kapitel 1.
Die Eigenart des jeweiligen Marktversagens unterscheidet sich von Land zu Land. In Ägypten beispielsweise hatten neoliberale marktwirtschaftliche Reformen durchaus für gewisse Wachstumsimpulse gesorgt, deren Wohlstandseffekte aber bei den meisten nicht angekommen waren.
Nicht alle von ihnen tauchen in der »amtlichen« Arbeitslosenstatistik auf, die eine Arbeitslosenquote von 8,3 Prozent auswies. Einige suchten aktiv nach einer Vollzeitstelle und fanden überhaupt keine Arbeit, andere hatten eine Teilzeitstelle angenommen, weil keine Vollzeitstelle verfügbar war, einige waren durch den Mangel an Arbeitsplätzen so entmutigt, dass sie überhaupt nicht mehr nach Arbeit suchten. Die Zahlen in Europa sind ähnlich.
Darüber wurde in den Medien ausführlich berichtet; vgl. zum Beispiel <http://www.dailymail.co.uk/news/article-2048754/Occupy-Wall-Street-Bloomberg-backs-dawn-eviction.html> [3. Dezember 2011].
USA Today, <http://www.usatoday.com/news/nation/story/2011-10-17/pollwall-street-protests/50804978/1>.
Es mag Nicht-Amerikaner überraschen zu erfahren, dass die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes in den USA in der Regel nur sechs Monate beträgt. In Kapitel 1 geht es sowohl um die heftigen Auseinandersetzungen um die Verlängerung der Bezugsdauer während der Rezession als auch um die große Zahl von Personen, die nicht versichert sind.
Solche Unterscheidungen rochen nach Marxismus, der während des Kalten Krieges und mancherorts auch noch danach ein rotes Tuch war.
Siehe Kapitel 1. Soziologen betonen, dass eine gesellschaftliche Klasse nicht nur durch das Einkommen definiert ist.
Diese Behauptung wird in den folgenden Kapiteln mit Daten untermauert.
Eine mögliche Reaktion ist, nicht länger über Werte zu sprechen: Das ganze Gerede über Gleichheit, Fairness, rechtsstaatliches Verfahren und Ähnliches habe nichts damit zu tun, wie die Welt tatsächlich funktioniert. In der Politik würden wir diese Betonung der Wirklichkeit Realpolitik nennen. Anhänger des »Realismus« in der Ökonomik befürworten eine Art ökonomischen Darwinismus; man überlasse das System sich selbst, so dass die »Tüchtigsten« überleben. Mangelhafte Systeme wie etwa der Kommunismus überleben nicht. Bis jetzt, so der Gedankengang, ist der Kapitalismus amerikanischen Gepräges das beste System. Im neunzehnten Jahrhundert wurden solche Ideen als »Sozialdarwinismus« bezeichnet; eine Variante dieses Konzepts fand bei den Rechten großen Anklang. Oft unausgesprochen scheint diese Ansicht die Anhänger des Kapitalismus amerikanischer Spielart beeinflusst zu haben. Allerdings ist mit dieser Betrachtungsweise eine Reihe von Problemen verbunden. Auf theoretischer Ebene gibt es für diese teleologische Interpretation der Evolution – dass sie zu dem bestmöglichen Ergebnis führt – keine Rechtfertigung. Auch ist es keineswegs sicher, dass ein System, das heute funktioniert, so anpassungsfähig ist, dass es auch künftig Herausforderungen meistert. Eben diese Unfähigkeit, die Anpassungsfähigkeit zu beurteilen, zählt zu den Schwächen der modernen Marktwirtschaft. Vgl. auch J. E. Stiglitz, Whither Socialism?, Cambridge 1994.
Stand: August 2011, bei den 16- bis 24-Jährigen. Vgl. die Website des US-Amts für Arbeitsmarktstatistik, <http://www.bls.gov/news.release/youth.nro.htm> [3. Dezember 2011].
Dass unser Justizsystem durch die wachsende Ungleichheit untergraben wurde, ist Gegenstand aktueller Diskussionen. Vgl. zum Beispiel Glenn Greenwald, With Liberty and Justice for Some: How the Law Is Used to Destroy Equality and Protect the Powerful, New York 2011. Andere haben ebenfalls darauf aufmerksam gemacht, wie das politische Versagen – der unangemessene Einfluss von Sonderinteressen – unsere Wirtschaft unterminiert, und zwar schon, ehe die Finanzkrise dies ans Tageslicht brachte. Vgl. Robert Kuttner, The Squandering of America: How the Failure of Our Politics Undermines Our Prosperity, New York 2007.
Dafür plädiere ich in meinen früheren Büchern Die Schatten der Globalisierung, Berlin 2002, Die Chancen der Globalisierung, Berlin 2006, Die Roaring Nineties, Berlin 2004, und Im freien Fall, München 2010. Weitere hervorragende Bücher zu ähnlichen Themen sind: Robert Kuttner, Everything for Sale: The Virtues and Limits of Markets, New York 1997, John Cassidy, How Markets Fail: The Logic of Economic Calamities, New York 2009, Michael Hirsh, Capital Offense: How Washington’s Wise Men Turned America’s Future Over to Wall Street, New York 2010, sowie Jeff Madrick, The Age of Greed: The Triumph of Finance and the Decline of America, 1970 to the Present, New York 2011.
New York 2010.
New York 2011.
New York 2008.
New York 2008. Diese Bücher stehen in einer langen Tradition, zu der auch das Buch von Greg Palast gehört, Shame on you! Die Wahrheit über Macht und Korruption in westlichen Demokratien, München 2003.
Eine alternative Interpretation, die ich in Kapitel 5 kurz diskutiere, stammt von Thomas Frank. Vgl. sein Buch What’s the Matter with Kansas? How Conservatives Won the Heart of America, New York 2004.
Dieses Kapitel meiner Doktorarbeit wurde unter dem Titel »The Distribution of Income and Wealth Among Individuals« in: Econometrica 37, Nr. 3 (Juli 1969), S. 382–397, veröffentlicht. Zu weiteren Aufsätzen, die aus dieser frühen Arbeit hervorgingen, zählen zwei, die ich gemeinsam mit George Akerlof verfasste, der wie ich im Jahr 2001 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde: »Investment, Income, and Wages« (Abstract), Econometrica 34, Nr. 5, Ergänzungsband (1966), S. 118, und »Capital, Wages and Structural Unemployment«, Economic Journal 79, Nr. 314 (Juni 1969), S. 269–281; einen Aufsatz schrieb ich mit meinem Doktorvater Robert Solow, »Output, Employment and Wages in the Short Run«, Quarterly Journal of Economics 82 (November 1968), S. 537–560; und ein weiteres Kapitel aus meiner Doktorarbeit erschien unter dem Titel »A Two-Sector, Two Class Model of Economic Growth«, Review of Economic Studies 34 (April 1967), S. 227–238.
Ich beschreibe einige der Einflüsse auf die Entwicklung meines Denkens, insbesondere was die Rolle unvollständiger Information betrifft, in meiner Nobelpreisrede, »Information and the Change in the Paradigm in Economics«, in: Les Prix Nobel/The Nobel Prizes 2001, hg. von Tore Frängsmyr, Stockholm 2002, S. 472–540, und, in gekürzter Form, in: »Information and the Change in the Paradigm in Economics«, American Economic Review 92, Nr. 3 (Juni 2002), S. 460–501. Vgl. auch die kurze Autobiografie, die für die Nobel-Stiftung geschrieben wurde, »Nobel Memoirs«, in: Les Prix Nobel/ The Nobel Prizes 2001, S. 447–471, und »Reflections on Economics and on Being and Becoming an Economist«, in: The Makers of Modern Economics, Bd. 2, hg. von Arnold Heertje, New York 1994, S. 140–183.