Kapitel 3 Märkte und Ungleichheit

1

Genauer gesagt, wenn sich die Nachfragekurve stärker verschiebt als die Angebotskurve.

2

Die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe sank nach Angaben des US-Arbeitsministeriums (Amt für Arbeitsmarktstatistik) von 18 Millionen im Jahr 1988 auf heute weniger als zwölf Millionen.

3

Als hervorragende Diskussion dieser Fragen vgl. David H. Autor, Lawrence F. Katz und Melissa S. Kearney, »Measuring and Interpreting Trends in Inequality«, American Economic Review 96 (Mai 2006), S. 189–194, sowie Claudia Goldin und Lawrence F. Katz, »Long-Run Changes in the Wage Structure: Narrowing, Widening, Polarizing«, Brookings Papers on Economic Activity 2 (2007), S. 135–164, und die dort zitierte Literatur.

4

Vgl. David H. Autor, Lawrence F. Katz und Alan B. Krueger, »Computing Inequality: Have Computers Changed the Labor Market?«, Quarterly Journal of Economics 113 (November 1998), S. 1169–1213, sowie L. F. Katz, »Technological Change, Computerization, and the Wage Structure«, in: Understanding the Digital Economy, hg. von E. Brynjolfsson und B. Kahin, Cambridge 2000, S. 217–244.

5

Vgl. Goldin und Katz, »Long-Run Changes in the Wage Structure« (siehe Anm. 3), S. 153. Sie führen die Differenz größtenteils auf den Rückgang des Bildungsniveaus gebürtiger Amerikaner zurück.

6

Vgl. OECD, Education at a Glance: OECD Indicators, 2011, S. 54, <http://www.oecd.org/dataoecd/61/2/48631582.pdf> [2. März 2012].

7

Ebenda, S. 68.

8

Vgl. die Ergebnisse des Jahres 2009 im internationalen PISA-Vergleich der OECD.

9

Schon 1998 waren die Arbeitseinkommen von College-Absolventen auf das 1,75-Fache des Arbeitseinkommens von Highschool-Absolventen gestiegen (1970 hatte die Quote noch 1,59 betragen).

10

Vgl. zum Beispiel David H. Autor, Frank Levy und Richard J. Murnane, »The Skill Content of Recent Technological Change: An Empirical Exploration«, Quarterly Journal of Economics 118 (2003), S. 1279–1333.

11

Laut Autor u.a., »Measuring and Interpreting Trends in Inequality« (siehe Anm. 3), stiegen die Löhne seit 1988 im oberen Quartil am schnellsten, in den beiden mittleren Quartilen am langsamsten.

12

Vgl. Domenico Delli Gatti, Mauro Gallegati, Bruce C. Greenwald, Alberto Russo und Joseph E. Stiglitz, »Sectoral Imbalances and Long Run Crises« (erscheint 2012) und J. E. Stiglitz, »The Book of Jobs«, Vanity Fair vom Januar 2012.

13

Vgl. Bill Vlasic, »Detroit Sets Its Future on a Foundation of Two-Tier Wages«, New York Times vom 12. September 2011. Der Geschäftsbericht von General Motors für das Jahr 2007 bestätigt einige der hier geschilderten Lohndetails, <http://bigthreeauto.procon.org/sourcefiles/GM_AR_2007.pdf> [6. März 2012], vgl. S. 62f. Als ausführliche Erörterung zum Thema Löhne vgl. Bruce C. Greenwald und Judd Kahn, Globalization: The Irrational Fear That Someone in China Will Take Your Job, Hoboken, NJ, 2009.

14

Einige Konservative vergleichen die Löhne im öffentlichen Sektor mit denen im Privatsektor ohne Berücksichtigung von Unterschieden im Bildungsgrad zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor – und kritisieren, Löhne im öffentlichen Sektor seien zu hoch. Aber bildungsbereinigt (das heißt unter Berücksichtigung der Bildungsunterschiede zwischen den beiden Sektoren) wird im öffentlichen Sektor weniger gezahlt als im privaten. Einige behaupten, großzügigere (und weniger risikoanfällige) Pensionen und sonstige Leistungen im öffentlichen Sektor glichen diesen Unterschied aus. Munnell u.a. fanden jedoch heraus, dass Arbeitnehmer im privaten Sektor auch ohne Berücksichtigung von Zusatzleistungen eine »moderate« Prämie von 4 Prozent genießen. Vgl. A. Munnell, J.-P. Aubry, J. Hurwitz und L. Quimby, »Comparing Compensation: State-Local versus Private Sector Workers«, Center for Retirement Research at Boston College, Nr. 20, September 2011.

15

Von jeher befassten sich viele Ökonomen wegen der mit dem interindividuellen Vergleich verbundenen Schwierigkeiten nur widerwillig mit diesen Verteilungswirkungen. Ökonomen konzentrieren sich oftmals auf »paretoeffiziente« Gleichgewichte – bei denen niemand bessergestellt werden kann, ohne eine andere Person schlechter zu stellen; oder auf »Pareto-Verbesserungen«, bei denen jemand bessergestellt wird, ohne dass jemand anderes geschädigt wird. Aber nur wenige politische Maßnahmen funktionieren so. Im Allgemeinen gewinnen einige und einige verlieren. Ein pareto-effizientes Gleichgewicht ist, wie schon in Grundkursen der Volkswirtschaftslehre gelehrt (und anschließend vielleicht vergessen) wird, möglicherweise alles andere als erwünscht, weil es vielen Menschen gerade mal das Existenzminimum lässt.

16

Vor einigen Jahrhunderten begannen die Großgrundbesitzer in England und Schottland die Allmende (das Gemeindeland) einzuzäunen. Einige Ökonomen behaupten, dies sei wünschenswert gewesen, weil sich dadurch das Problem der Überweidung erledigt habe, ein Problem, das »Tragik der Allmende« genannt wird. Aber weitaus größer als der Effizienzeffekt waren die Verteilungsfolgen: Sehr viele Menschen verloren ihren Lebensunterhalt und verarmten. Die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Wirtschafts- und Politikwissenschaftlerin Elinor Ostrom hat darauf hingewiesen, dass es andere Möglichkeiten gibt, um die Tragik der Allmende zu vermeiden und sicherzustellen, dass Ressourcen wirtschaftlich genutzt werden – etwa dadurch, dass man die Anzahl der Schafe, die dort weiden dürfen, beschränkt. Diese Lösungen sind genauso gut, was die Effizienz anlangt, und sozial weitaus verträglicher. Die wahre Tragik der Allmende lag darin, dass mit der Privatisierung des Gemeindelandes durch die Grundherren Tausende mittellos wurden und entweder in die britischen Städte ziehen oder auswandern mussten. Ein System von Nutzungsrechten – das jeder Familie erlaubt, zum Beispiel zehn Schafe weiden zu lassen – hätte das Problem der Überweidung ebenso vermieden wie die weitere Verarmung der Kleinbauern verhindert. Praktisch jede Gesellschaft, in der Wasser ein sehr knappes Gut ist (wie etwa bei den Ureinwohnern der Atacama-Wüste) oder die auf Bewässerung angewiesen ist, hat komplexe Regelungssysteme für die Zuteilung von Wasser entwickelt, in denen Billigkeit (Fairness) und Effizienz sorgfältig austariert wurden – bei nur beschränkter Nutzung von Preisen. Zur ausführlichen Erörterung einiger dieser Probleme vgl. Joseph E. Stiglitz, Die Chancen der Globalisierung, Berlin 2006, Kapitel 4.

17

Ein weiterer skandalöser Aspekt des Konkursgesetzes von 2005 war der, dass Kreditforderungen von gewinnorientierten Banken nicht einmal gewinnorientierten Hochschulen erlassen werden durften.

18

Ich werde in einem späteren Kapitel auf ausbeuterische Bildungskredite noch näher eingehen. Eine weitere Reform des Konkursrechts (die in Kapitel 2 diskutiert wird), die Derivaten im Fall der Insolvenz Vorrang vor anderen Forderungen einräumt, führte nicht nur zu ökonomischen Verzerrungen, indem sie die Verwendung dieser spekulativen Instrumente förderte, sondern schadete auch anderen Gläubigern, etwa Arbeitern und Rentnern, deren Forderungen gegen das insolvente Unternehmen entsprechend zurückgestuft wurden.

19

Die von der Vollversammlung der Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 verabschiedete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte <http://www.un.org/en/documents/udhr/index.shtml#a25> legt sowohl ökonomische als auch politische Rechte fest; aber die ökonomischen Rechte beziehen sich auf den einfachen Bürger. »Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.« Implizit erkannte man damit an, dass Personen, deren Überleben nicht gesichert ist, ihre politischen Rechte nicht wirksam ausüben können. In den Jahren des Kalten Krieges betonte die politische Linke die Bedeutung dieser wirtschaftlichen Rechte, während sich die US-Regierung auf die politischen Rechte konzentrierte. Als die ökonomischen Rechte schließlich diskutiert wurden, ging es nicht mehr um die Rechte von Arbeitnehmern und Bürgern, sondern um die des Kapitals; es ging um Eigentumsrechte, Rechte am geistigen Eigentum, das Recht auf freien grenzüberschreitenden Kapitalverkehr. In anderen Ländern hingegen werden die wirtschaftlichen Rechte einfacher Bürger in zunehmendem Maße anerkannt, etwa in der Verfassung Südafrikas <http://www.info.gov.za/documents/constitution/1996/96cons2.htm#26>, in der sogar das Recht auf Wohnraum verankert ist. Vgl. Kapitel 2, Grundrechte, Paragraph 26: »26 (1) Jeder hat das Recht auf Zugang zu ausreichendem Wohnraum. (2) Der Staat muss angemessene gesetzgeberische und sonstige Maßnahmen ergreifen, um im Rahmen verfügbarer Mittel dieses Recht stufenweise zu verwirklichen. (3) Niemand darf ohne richterliche Anordnung, die nach sorgfältiger Erwägung aller entscheidungserheblichen Umstände zu ergehen hat, zur Räumung seine Wohnung gezwungen werden; das Gleiche gilt für Abrissanordnungen.« Der indische Oberste Gerichtshof hat das Recht auf Bildung anerkannt; im Jahr 2002 wurde durch das 86. Änderungsgesetz Artikel 21 (A) in die Verfassung aufgenommen, der Bildung zu einem Grundrecht für Kinder erklärt; Artikel 21 garantiert außerdem das Recht auf schadstofffreie Luft sowie andere Grundrechte, insbesondere das Recht auf Leben. Der an Rechten orientierte Ansatz trifft weltweit auf wachsende Resonanz. Man denke zum Beispiel an die Arbeit der Organisation Realizing Rights, die von der ehemaligen Vorsitzenden der UN-Menschenrechtskommission (und ehemaligen Staatspräsidentin Irlands) Mary Robinson ins Leben gerufen wurde <http://www.realizingrights.org/>.

20

Dabei werden allerdings die vielen gesellschaftlichen und sonstigen Folgen der Migration von Arbeitskräften sowohl in dem Ursprungs- als auch in dem Zielland nicht berücksichtigt.

21

Selbstverständlich betrachten einige, vielleicht viele derjenigen, die für die Liberalisierung der Finanzmärkte plädieren, nur die direkte Rentabilitätssteigerung ihrer Geschäfte aufgrund ihrer Fähigkeit, an orten zu investieren, wo die Erträge höher sind. Die systemischen Effekte einer asymmetrischen Liberalisierung auf die Löhne lassen sie dabei außer Acht.

22

Die Verflechtung der Finanzmärkte bringt nicht nur den freien grenzüberschreitenden Kapitalverkehr mit sich, sondern auch die Freizügigkeit von Finanzinstituten. Diese Fragen werden in Kapitel 6 eingehender diskutiert.

23

Mit ähnlichen Schwierigkeiten hat man es bei der Planung von Stromnetzen zu tun. Eng miteinander verflochtene Netze sind anfällig für systemische Ausfälle – ein Problem irgendwo im Netz, etwa in einem Umspannwerk in Ohio, kann zu einem Stromausfall an der gesamten Ostküste führen. Die Lösung besteht darin, dass man effektive Stromkreisunterbrecher einbaut, um die Schwachstelle zu isolieren.

24

Banken geben eine Menge Geld aus, um Einfluss auf die Politik zu nehmen, einerseits gegen Regulierungen und andererseits für Rettungspakete, die ihren Interessen dienlich sind. Die Lobbying-Ausgaben der acht Banken und Private-Equity-Firmen, die in dieser Hinsicht am aktivsten sind, stiegen 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent auf 29,8 Millionen Dollar, und ein Großteil dieser Mehraufwendungen fiel in die drei Monate vor der Kongressabstimmung über die Finanzreformgesetze. Vgl. »Banks Step Up Spending on Lobbying to Fight Proposed Stiffer Regulations«, Los Angeles Times vom 16. Februar 2010. Um ein Beispiel für den Einfluss von Banklobbyisten herauszugreifen: Die US-Notenbank setzte im Juni 2011 ein Maximum von 24 Cent für die Gebühr fest, die Banken Einzelhändlern für Debitkartentransaktionen berechnen dürfen; dieser Betrag übersteigt die Transaktionskosten laut sachgerechten Schätzungen um ein Mehrfaches und beläuft sich auf das Doppelte der 12 Cents, die die Notenbank im Dezember 2010 vorgeschlagen hatte. Vgl. »Fed Halves Debit Card Bank Fee«, New York Times vom 29. Juni 2011.

25

Entwicklungsländer äußern ebenfalls viel Kritik an der Globalisierung; darauf bin ich andernorts bereits eingegangen. So beklagen sie beispielsweise zu Recht, Handelsabkommen seien nicht fair: Die Verhandlungsmacht liege einseitig bei den entwickelten Ländern. Betrachten wir die sogenannten Freihandelsabkommen, die die Vereinigten Staaten mit vielen anderen Ländern geschlossen haben. Diese Abkommen sind im Grunde keine Freihandelsabkommen. Wären sie es, dann wären sie kurz, und jede Seite würde sich darin bereit erklären, ihre Zölle, ihre nichttarifären Handelshemmnisse und ihre Subventionen abzubauen. Die Verträge umfassen jedoch Hunderte von Seiten, weil sie in Wirklichkeit Abkommen über gelenkten Handel sind, und zwar gelenkt zum Vorteil von Sonderinteressen. Es handelt sich um Übereinkommen, in denen eine Vielzahl von Wirtschaftszweigen auf der einen oder anderen Form von Vorzugsbehandlung besteht. Unternehmen konzentrieren sich naturgemäß vor allem auf Regeln, die ihre Gewinne steigern. Wenn die Handelsliberalisierung ihre Ertragsaussichten verbessert, dann sind sie dafür; im umgekehrten Fall sind sie dagegen. Und der US-Handelsbeauftragte und die Handelsminister anderer fortgeschrittener Industriestaaten vertreten hauptsächlich die Interessen der Unternehmen ihres Landes. Der Abbau von Handelsschranken ist jedoch nur ein Punkt auf der Agenda von Handelsgesprächen. Heute geht es auch und vor allem darum, andere Länder dazu zu bewegen, ihre Märkte für ausländische Investitionen zu öffnen und die getätigten Investitionen abzusichern – das heißt, die Voraussetzungen zu schaffen, die die Abwanderung von Arbeitsplätzen ins Ausland begünstigen. Kurzum, es geht vor allem darum, die Unternehmensgewinne zu steigern, nicht darum, im Inland neue Arbeitsplätze zu schaffen. Und das ist nicht weiter erstaunlich, wenn man bedenkt, woher die Wahlkampfspenden kommen und wer die intensivste Lobbyarbeit leistet. (Es ist kein Zufall, dass einige der US-Handelsbeauftragten dem jeweiligen Präsidenten zuvor als Wahlkampfmanager gedient hatten.) Alle glauben, Exporte seien gut, Importe dagegen schlecht (eine in sich widersprüchliche Position). Unsere Firmen behaupten, wenn sie von einer anderen Firma unterboten würden, dann könne dies nur an unfairen Machenschaften der ausländischen Firma liegen: Sie biete ihre Produkte entweder unter den Herstellungskosten an oder werde von der Regierung ihres Heimatstaates subventioniert. Mit solchen Argumenten fordern US-Firmen dann Zölle, die für »gleiche Wettbewerbsbedingungen« sorgen sollen. Wenn internationale Handelsabkommen die Auferlegung von Zöllen verhindern, setzen die Vereinigten Staaten (und andere Länder) in aggressiver Weise sogenannte nichttarifäre Handelshemmnisse und insbesondere Antidumping-Zölle ein. Aber es ist eine Tatsache, dass viele amerikanische Wirtschaftszweige nicht die effizientesten der Welt sind. Viele haben nicht ausreichend in Mitarbeiter oder Maschinen investiert und sind daher kostenintensiver. Zur Bedeutung von Innovationen in der amerikanischen Automobilindustrie und zum Zustand von US-Firmen im Vergleich zu ausländischen Wettbewerbern vgl. McKinsey & Company, »Increasing Global Competition and Labor Productivity: Lessons from the US Automotive Industry«, ein Bericht des McKinsey Global Institute, 2005, <http://www.mckinsey.com/Insights/MGI/Research/Productivity_Competitiveness_and_Growth/Increasing_global_competition_and_labor_productivity> [6. März 2012].

26

Solche Bedingungen herrschten in der Anfangszeit der Vereinigten Staaten, und es entwickelte sich eine ganz andere Dynamik. die Territorien und die neuen Staaten im Westen der Union konkurrierten mit den älteren Staaten an der Ostküste um Siedler. Dies führte landesweit zur Ausweitung von Stimmrechten, zum Recht, sich um ein politisches Amt zu bewerben, und zu einem öffentlichen Bildungssystem, das seinerseits zu einem drastischen Rückgang der Analphabetenquote (auch im Vergleich zu Europa) beitrug. Vgl. S. Engerman und K. Sokoloff, »Factor Endowments, Inequality, and Paths of Development among New World Economies«, Economia 3 (2002), Nr. 1, S. 41–109, sowie dies., »The Evolution of Suffrage Institutions in the New World«, Journal of Economic History 65, Nr. 4 (Dezember 2005), S. 891–921.

27

Dies gilt insbesondere für kleinere Länder. Die meisten der Schocks, die sie betreffen, haben ihren Ursprung im Ausland.

28

Vgl. D. Newbery und J. E. Stiglitz, »Pareto Inferior Trade«, Review of Economic Studies 51 (1984), S. 1–12.

29

Diese Ideen stehen seit über sechzig Jahren im Mittelpunkt der Handelstheorie. Vgl. P. A. Samuelson, »International Trade and the Equalisation of Factor Prices«, Economic Journal 58 (Juni 1948), S. 163–184, sowie W. F. Stolper, W. F. und P. A. Samuelson, »Protection and Real Wages«, Review of Economic Studies 9 (1941), Nr. 1, S. 58–73. Als ausführlichere Diskussion dieser Fragen vgl. Stiglitz, Die Chancen der Globalisierung (siehe Anm. 16), Kapitel 3 . Aus diesen Theorien wird üblicherweise gefolgert, dass sich in den Entwicklungsländern die Lohnschere zwischen ungelernten und qualifizierten Arbeitnehmern schließen und die Ungleichheit zurückgehen sollte. Dies ist nicht geschehen, unter anderem deshalb, weil die meisten ungelernten Arbeitskräfte in Entwicklungsländern – zum Beispiel die Subsistenzlandwirte  – infolge von Handelsabkommen, die ihre Märkte für hoch subventionierte landwirtschaftliche Produkte öffnen, womöglich sogar noch schlechter dastehen. Es besteht unter Volkswirten, die versucht haben, die relative Bedeutung der Handelsglobalisierung für die Ungleichheit zu quantifizieren, keine Einigkeit über die Folgen. Bislang herrschte die Meinung vor, dass ein geringer Teil (höchstens ein Fünftel) der Zunahme an Ungleichheit auf die Globalisierung zurückzuführen sei. (Zum Beispiel behaupten Florence Jaumotte und Irina Tytell, »How Has the Globalization of Labor Affected the Labor Share in Advanced Countries?«, IWF Arbeitspapier, 2007, der technische Wandel sei bedeutsamer als die Globalisierung, insbesondere hinsichtlich der Löhne gering qualifizierter Arbeiter.) Krugman hat indes vor einigen Jahren behauptet, der Effekt der Globalisierung sei möglicherweise größer, als bislang gedacht. Vgl. »Trade and Inequality, Revisited«, Vox vom 15. Juni 2007; siehe auch seinen Aufsatz »Trade and Wages, Reconsidered«, Brookings Panel on Economic Activity, Frühjahr 2008. Die Schwierigkeit besteht unter anderem darin, dass die Globalisierung eng mit dem Wandel der Produktivität in den Vereinigten Staaten, der Schwächung der Gewerkschaften und einer Vielzahl weiterer ökonomischer und gesellschaftlicher Veränderungen verflochten ist. Es gibt keine zuverlässige Methode, um ein hypothetisches Szenario zu spezifizieren: Wie groß wäre die Ungleichheit ohne Globalisierung, aber unter ansonsten gleichen Bedingungen?

30

Die relative Bedeutung gesellschaftlicher Veränderungen und der zuvor beschriebenen Marktkräfte (insbesondere die Rolle der Begünstigung von Höherqualifizierten durch den technischen Wandel) ist in der Arbeitsökonomik umstritten. David Card und John DiNardo, »Skill-Biased Technological Change and Rising Wage Inequality: Some Problems and Puzzles«, Journal of Labor Economics 20 (2002), S. 733–783, und Thomas Lemieux, »Increased Residual Wage Inequality: Composition Effects, Noisy Data, or Rising Demand for Skill?«, American Economic Review 96 (2006), Nr. 3, S. 461–498, konzentrieren sich auf das Timing des Auseinanderdriftens – in den achtziger Jahren – und meinen, es sei durch institutionelle/gesellschaftliche Veränderungen einschließlich derer, auf die wir das Augenmerk legen, verursacht worden. Vgl. Piketty und Saez, »Income Inequality in the United States, 1913–1998«, Quarterly Journal of Economics 118 (2003), Nr. 1, S. 1–39; dies. »The Evolution of Top Incomes: A Historical and International Perspective«, American Economic Review 96 (2006), S. 200–206, sowie Frank Levy und Peter Temin, »Inequality and Institutions in 20th Century America«, Arbeitspapier, MIT 2007, die sich vornehmlich mit der Entwicklung in den obersten Einkommensgruppen befassen, argumentieren auf der Basis sozialer Normen und regulatorischer und institutioneller Veränderungen, ähnlich wie ich in diesem Abschnitt. Andere gesellschaftliche Veränderungen haben das Gefälle zwischen Haushalten verschärft, etwa die Zunahme von Haushalten mit weiblichem Haushaltsvorstand oder der Umstand, dass immer mehr Menschen Partner aus gleichen Einkommensverhältnissen heiraten (und die soziale Durchmischung nachlässt). Vgl. R. Fernandez und R. Rogerson, »Sorting and Long-Run Inequality«, Quarterly Journal of Economics 116 (2001), S. 1305–1341. Diskrepanzen zwischen den Haushalten hinsichtlich der Zahl der Erwerbsstunden (die zum Teil mit Unterschieden in der geschlechterspezifischen Teilhabe am Erwerbsleben und veränderten Mustern der geschlechterspezifischen Diskriminierung zusammenhängen) spielten ebenfalls eine Rolle. Doch auch wenn diese Veränderungen wichtig sind, haben sie nicht dieselbe Bedeutung wie jene, auf die wir uns konzentriert haben. Vgl. OECD, »Divided We Stand: Why Inequality Keeps Rising«, 5. Dezember 2011.

32

Zu den Einzelheiten vgl. Joseph A. McCartin, Collision Course: Ronald Reagan, the Air Traffic Controllers, and the Strike That Changed America, New York 2011.

33

Ausführlicher gehe ich darauf im Kapitel 4 ein. Kritiker fragen: Wenn es so profitabel ist, Arbeitern hohe Löhne zu zahlen, warum tun die Unternehmen es dann nicht von sich aus? Eine zentrale These dieses Buches lautet, dass die Anreize der leitenden Angestellten sich weder mit den realen ökonomischen Erträgen noch mit den Interessen der Aktionäre decken.

34

Die verschiedenen Sichtweisen hängen unter anderem damit zusammen, dass es Fälle gibt, in denen ineffiziente Arbeitsvorschriften unnötigerweise die Produktivität beeinträchtigen. Menschliche Institutionen sind fehlbar; alle Gewerkschaften für das Versagen einiger weniger zu verurteilen, ist genauso unsinnig, wie alle Unternehmen für das Versagen Einzelner zu verurteilen. Zu den Umständen, unter denen gewerkschaftliche Organisierung die Produktivität steigert, vgl. Richard B. Freeman und James L. Medoff, »Trade Unions and Productivity: Some New Evidence on an Old Issue«, Annals of the American Academy of Political and Social Science 473 (1984), S. 149–164.

35

Vgl. Susan Fleck, John Glaser und Shawn Sprague, »The Compensation-Productivity Gap: A Visual Essay«, Monthly Labor Review, Januar 2011, S. 57–69. Anteilige Veränderungen des Faktors Arbeit (beziehungsweise der Arbeitsvergütung) am Volkseinkommen werden auch durch Veränderungen der sektoralen Zusammensetzung und der staatlichen Lohnpolitik beeinflusst.

36

Dies bedeutet, dass ein Aktionär im Fall, dass das Unternehmen rote Zahlen schreibt, höchstens den Betrag verlieren kann, den er für seine Aktien ausgegeben hat. Bei Personengesellschaften mit unbeschränkter Haftung dagegen kann ein Gesellschafter nicht nur seinen ursprünglichen Anteil, sondern viel mehr verlieren.

37

Zu einer Übernahmeschlacht kommt es dann, wenn ein anderes Unternehmen versucht, genügend Aktien aufzukaufen, um sich die Stimmrechtsmehrheit an der Gesellschaft zu sichern und das vorhandene Management zu ersetzen.

38

Die These, dass das Management womöglich nicht die Interessen der Anteilseigner verfolgt – dass es in modernen amerikanischen Unternehmen zu einer Trennung von Eigentum und Kontrolle/Leitungsbefugnis kommt  –, wurde erstmals von A. A. Berle und G. C. Means in: The Modern Corporation and Private Property, New York 1932, vertreten. Als Erklärung für diese Trennung auf der Grundlage kostspieliger und unvollkommener Informationen vgl. J. E. Stiglitz, »Credit Markets and the Control of Capital«, Journal of Money, Banking, and Credit 17 (1985), Nr. 2, S. 133–152. Es gibt mittlerweile zahlreiche Publikationen zu diesen Themen, zum Beispiel Aaron S. Edlin und Joseph E. Stiglitz, »Discouraging Rivals: Managerial Rent-Seeking and Economic Inefficiencies«, American Economic Review 85, Nr. 5 (Dezember 1995), S. 1301–1312, sowie Andrei Shleifer und Robert W. Vishny, »A Survey of Corporate Governance«, Journal of Finance 52, Nr. 2 (Juni 1997), S. 737–783.

39

John Bogle, der Gründer der Vanguard Group, einer Vermögensverwaltungsgesellschaft, die Anlagegelder in Höhe von etwa 1,6 Billionen Dollar verwaltet, hat sich anlässlich der Veröffentlichung von Bebchuk und Fried, Pay without Performance (siehe Kapitel 2, Anm. 24), so geäußert. Das Zitat findet sich auf S. 483 einer Besprechung und Zusammenfassung von Bebchuk und Fried durch Henry Tosi in Administrative Science Quarterly 50, Nr. 3 (September 2005), S. 483–487.

40

Australien hat entsprechende Gesetze. Unsere Topmanager bekämpften sogar eine Bestimmung über nicht bindende, konsultative Abstimmungen der Aktionäre über Vergütungsfragen in Aktiengesellschaften. Aktionäre gelten als »Eigentümer« ihrer Aktiengesellschaft, aber die leitenden Angestellten amerikanischer Unternehmen scheinen aus irgendeinem Grund zu glauben, es sei richtig, dass die Eigentümer keinerlei Mitspracherechte bei der Vergütung derjenigen haben, die doch angeblich für sie arbeiten.

41

Im verarbeitenden Gewerbe sank die Lohnquote von ihrem Höchststand von über 65 Prozent zu Beginn des Jahrhunderts auf 58 Prozent im Jahr 2010; das Unternehmenseinkommen insgesamt sank von 63 Prozent im Jahr 1990 auf 61 Prozent im Jahr 2005 und fiel bis zur Jahresmitte 2011 weiter auf 58 Prozent. Diese Daten sind jedoch mit Vorsicht zu behandeln. Die Daten für die Spitzeneinkommen werden durch die Tatsache verzerrt, dass die Vergütung von Bankern (und anderen Topmanagern) als Lohn behandelt wird, obwohl sie eigentlich zu den Renten zählt, die diese Leute dank ihrer Stellung einstreichen. Je stärker die Vergütung der Spitzenmanager verzerrt ist, desto weniger lassen sich die Vorgänge durch ein konventionelles Nachfrage-und-Angebot-Modell angemessen beschreiben.

42

Im Jahr 2010 betrug der mittlere Lohn einer Frau 80 Prozent des mittleren Lohns eines Mannes, gegenüber 62 Prozent 1979; der mittlere Lohn von Afroamerikanern und Latinos beträgt 80 beziehungsweise 70 Prozent des mittleren Lohns von Weißen.

43

Über Diskriminierung am Arbeitsmarkt ist viel geschrieben worden; vgl. zum Beispiel Joseph G. Altonji und Rebecca M. Blank, »Race and Gender in the Labor Market«, in: Handbook of Labor Economics, hg. von Orley C. Ashenfelter und David Card, Bd. 3, Teil C, New York 1999, S. 3143–3259. (Selbstverständlich gibt es auch bei »statistischer« Diskriminierung eine Rückkopplungsschleife: Bildungsunterschiede sind ebenfalls das Ergebnis von Diskriminierung; vgl. auch Anm. 47.)

44

Vgl. dazu vor allem das Buch des Wirtschaftswissenschaftlers und Nobelpreisträgers Gary Becker, The Economics of Discrimination, Chicago 1957.

45

Lange Zeit verstärkten die Rassentrennungsgesetze diskriminierende Marktprozesse. Ein unzulängliches öffentliches Bildungssystem sorgte dafür, dass Angehörige bestimmter Gruppen mit einer Benachteiligung ins Leben starteten – und dieses Problem besteht heute fort.

46

Vgl. zum Beispiel Dilip Abreu, »On the Theory of Infinitely Repeated Games with Discounting«, Econometrica 56, Nr. 2 (März 1988), S. 383–396. Vgl. auch George A. Akerlof, »Discriminatory, Status-Based Wages among Tradition-Oriented, Stochastically Trading Coconut Producers«, Journal of Political Economy 93, Nr. 2 (April 1985), S. 265–276.

47

Dies ist ein weiteres Beispiel für das Konzept der Reflexivität, auf das ich in Kapitel 5 eingehen werde. Psychologische Phänomene wie die Beeinflussung der Wahrnehmung von Individuen durch ihre Überzeugungen bestätigen den Befund. Als Diskussion der statistischen Diskriminierung vgl. Edmund S. Phelps, »The Statistical Theory of Racism and Sexism«, American Economic Review 62 (1972), S. 659–661. Zu jenen Arten von diskriminierendem Gleichgewicht, die gerade beschrieben wurden, vgl. Joseph Stiglitz, »Approaches to the Economics of Discrimination«, American Economic Review 63 (1973), Nr. 2, S. 287–295; ders., »Theories of Discrimination and Economic Policy«, in: Patterns of Racial Discrimination, hg. von G. von Furstenberg u.a., Lexington, MA, 1974, S. 5–26, sowie K. J. Arrow, »The Theory of Discrimination«, in: Discrimination in Labor Markets, hg. von O. Ashenfelter und A. Rees, Princeton 1973.

48

Vgl. M. Bertrand, D. Chugh und S. Mullainathan, »Implicit Discrimination«, American Economic Review 95 (2005), Nr. 2, S. 94–98.

49

Vgl. M. Bertrand und S. Mullainathan, »Are Emily and Greg More Employable Than Lakisha and Jamal? A Field Experiment on Labor Market Discrimination«, American Economic Review 94, Nr. 4 (September 2004), S. 991–1013, sowie J. Braucher, D. Cohen und R. M. Lawless, »Race, Attorney Influence, and Bankruptcy Chapter Choice«, Journal of Empirical Legal Studies (erscheint demnächst).

50

Vgl. D. Pager, »The Mark of a Criminal Record«, American Journal of Sociology 108 (2003), Nr. 5, S. 937–975, sowie Devah Pager, Marked: Race, Crime, and Finding Work in an Era of Mass Incarceration, Chicago 2007.

51

Center for Diseases and Control, »Deaths: Preliminary Data for 2009«, National Vital Statistics Reports 59, Nr. 4 (März 2011), S. 16.

52

Im Jahr 2009 verfügte ein typischer Latino-Haushalt über ein Vermögen von nur 6325 Dollar, ein typischer weißer Haushalt über eines von 113 149 Dollar. Vier Jahre zuvor belief sich das Vermögen eines typischen weißen Haushalts auf »nur« das Zehnfache eines typischen schwarzen Haushalts. Bei etwa einem Drittel der Latinos (31 Prozent) und Schwarzen (35 Prozent) betrug das Reinvermögen im Jahr 2009 null oder fiel negativ aus, bei den Weißen war der entsprechende Prozentsatz nur halb so hoch (15 Prozent). (Im Jahr 2005 lauteten die Zahlen für Schwarze 29 Prozent, für Latinos 23 Prozent und für Weiße 11 Prozent.) Pew Research-Center, »Wealth Gaps Rise to Record Highs between Whites, Blacks, and Hispanics«, 26. Juli 2011.

53

Zu Diskriminierung vgl. auch Kapitel 4.

54

Vgl. Tax Policy Center: Urban Institute and Brookings Institution, <http://www.taxpolicycenter.org/taxfacts/displayafact.cfm?Docid=213>. Hauptnutznießer der Steuersenkungen unter Bush waren die Spitzeneinkommen  – zwei Drittel der Entlastungssumme kamen dem obersten Quintil zugute, ein Drittel dem obersten einen Prozent.

55

Theoretisch sind die Auswirkungen von Steuersenkungen auf die Ersparnisse nicht eindeutig, weil höhere Steuern zwar einerseits die Sparrendite senken, andererseits aber diejenigen, die auf ein bestimmtes Ziel sparen – wie etwa zur Altersvorsorge oder zur Finanzierung der College-Ausbildung ihrer Kinder –, dazu zwingen, mehr zu sparen. (Ökonomen sprechen, streng wissenschaftlich formuliert, davon, dass Einkommens- und Substitutionseffekte in verschiedene Richtungen wirken, mit uneindeutigen Nettoeffekten.) Für die nationale Ersparnis gilt: Selbst wenn die Steuersenkung auf Veräußerungsgewinne eine erhöhte private Ersparnis zur Folge hätte (was zweifelhaft ist), steigert sie das Bundesdefizit. Und es ist höchst unwahrscheinlich, dass der Zuwachs bei der privaten Ersparnis diesen Effekt aufwiegt.

56

Als Vorsitzender des Wirtschaftswissenschaftlichen Beirats von Präsident Clinton beteiligte ich mich aktiv an der Debatte über die Senkung der Kapitalgewinnsteuer, die ich entschieden ablehnte: Sie war ungerecht, die unterschiedliche Besteuerung von Veräußerungsgewinnen und anderen Kapitalerträgen stellte einen Verzerrungseffekt dar, und die angeblichen Vorteile waren illusorisch. Zu beanstanden war insbesondere die Ausweitung der Vorzugsbehandlung (unter Bush und Clinton) auf Investitionen, die bereits getätigt worden waren. In diesen Fällen ließ sich kaum behaupten, dass es irgendeinen »Anreiz«-Nutzen gab, der die negativen Verteilungsfolgen ausgeglichen hätte.

57

D. Kocieniewski, »A Family’s Billions, Artfully Sheltered«, New York Times vom 26. November 2011.

58

CBO, »Trends in the Distribution of Household Income between 1979 and 2007«, Oktober 2011. Die Daten stammen von 2007. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr.

59

Diese Zahlen beziehen sich auf steuerpflichtige Veräußerungsgewinne und Dividenden; vgl. Joel Friedman und Katherine Richards, »Capital Gains and Dividend Tax Cuts: Data Make Clear That High-Income Households Benefit the Most«, Center on Budget and Policy Priorities, 30. Januar 2006.

60

Vgl. James B. Steward, »Working All Day for the IRS«, New York Times vom 17. Februar 2012.

61

Vgl. »Richest 400 Took Record Share of Capital Gains during Market Meltdown Year«, Forbes vom 11. Mai 2011.

62

Ethan Pollack und Rebecca Thiess (basierend auf Daten des Congressional Budget Office und des Internal Revenue Service): Economic Policy Institute, »Taxes on the Wealthy Have Gone Down Dramatically«, 14. April 2011. Der berühmte Investor Warren Buffett forderte in einem Meinungsbeitrag in der New York Times sogar Steuererhöhungen: Die Steuersätze für Superreiche wie ihn seien aufgrund spezieller Steuerkategorien für Veräußerungsgewinne niedriger als die der Mittelschicht. Vgl. »Stop Coddling the Super-Rich«, New York Times vom 14. August 2011.

63

Konservativen mit ihrer Fixierung auf Anreize hätten die potenziell merkwürdigen Anreize einer einjährigen Steuerbefreiung von Erbschaften eigentlich Sorgen bereiten sollen.

64

Und einige, wie General Electric, bekommen sogar noch Geld vom Staat zurück. Vgl. David Kocieniewski, »G.E.’s Strategies Let It Avoid Taxes Altogether«, New York Times vom 24. März 2011. Der Erfolg von General Electric beruht sowohl auf effizientem Lobbying für Steuervorschriften, die das Unternehmen begünstigen, als auch auf findiger Ausnutzung von Steuervorschriften (wozu der Konzern mit einer tausend Mitarbeiter starken Steuerabteilung bestens gerüstet ist). Multinationale Konzerne wie GE verschieben Einkommen oft hin und her, so dass es den Anschein hat, als falle ein größerer Teil ihrer Gewinne bei ihren Auslandstöchtern in Niedrigsteuerländern an. (GE beispielsweise erwirtschaftete in den letzten Jahren 46 Prozent seines Umsatzes in den USA, behauptet aber, dort nur 18 Prozent seines Gewinns erzielt zu haben.) Eine Studie des US-Bundesrechnungshofs gelangte zu dem Ergebnis, dass 55 Prozent der US-Unternehmen im siebenjährigen Untersuchungszeitraum mindestens ein Jahr lang keine Bundeseinkommensteuer gezahlt hatten. Vgl. GAO, »Comparison of the Reported Tax Liabilities of Foreign- and U.S.-Controlled Corporations, 1998–2005«, Juni 2008, <http://www.gao.gov/new.items/d08957.pdf>.

65

1954 machten Körperschaftsteuereinnahmen 30 Prozent der gesamten Staatseinnahmen aus, 2010 waren es nur noch neun Prozent. Vgl. Tax Policy Center: Urban Institute and Brookings Institution, Tabelle, <http://www.taxpolicycenter.org/taxfacts/displayafact.cfm?Docid=203>. 2010 betrug das Körperschaftsteueraufkommen 191 Milliarden Dollar, was 1,3 Prozent des US-BIP entspricht; im OECD-Durchschnitt belief sich das Körperschaftsteueraufkommen 2009 – dem letzten Jahr, für das Statistiken verfügbar sind – auf 2,8 Prozent des BIP. Vgl. OECD, Revenue Statistics 2011, OECD Publishing 2011, <http://dx.doi.org/10.1787/rev_stats-2011-en-fr> [2. März 2012].

66

Vgl. »Microsoft Outlines Quarterly Dividend, Four-Year Stock Buyback Plan, and Special Dividend to Shareholders«, Microsoft Pressemitteilung, 20. Juli 2004, <http://www.microsoft.com/presspass/press/2004/jul04/07-20boardpr.mspx> [2. März 2012].

67

Laut einer Studie der US-Bundessteuerbehörde IRS aus dem Jahr 2008 transferierten 843 Aktiengesellschaften während der Jahre 2004/5 fast 362 Milliarden Dollar ihrer ausländischen Gewinne zu dem »Vorzugssteuersatz« von 5,25 in die Vereinigten Staaten – dadurch sparten sie (gegenüber der Steuer, die sie im Regelfall hätten zahlen müssen) über hundert Milliarden Dollar. Vgl. Melissa Redmiles, »The One-time Received Dividend Deduction«, 2008 IRS, <http://www.irs.gov/pub/irs-soi/08codivdeductbul.pdf>. Der im Oktober 2011 veröffentlichte Levin-Bericht befasste sich mit den 15 US-Konzernen, die im Rahmen des American Jobs Creation Act von 2004 die größten ausländischen Dividendensummen zur Repatriierung anmeldeten; Levin kam zu dem Ergebnis, dass diese Firmen nach der Rückholung von 155 Milliarden Dollar insgesamt fast 21 000 Arbeitsplätze in den USA abbauten und ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung nach dem Steuerfreijahr leicht zurückfuhren. Vgl. Permanent Subcommittee on Investigations, Senator Carl Levin, »Repatriating Offshore Funds: 2004 Tax Windfall For Select Multinationals«, <http://levin.senate.gov/download/repatriating-offshore-funds>.

68

Es ist verständlich, dass auf bundesstaatlicher Ebene weniger Umverteilung stattfindet. Bundesstaaten müssen um Menschen und Firmen konkurrieren.

69

Wohngeld vermindert die Armut um 0,9 Prozentpunkte, Lebensmittelmarken senken sie um 1,7 Prozentpunkte, der Schulspeisung ist ein Abbau um 0,4 Prozentpunkte zu verdanken. Vgl. US-Bundesamt für Statistik, »The Research Supplemental Poverty Measure, 2010«, veröffentlicht im November 2011.

70

Im CBO-Bericht, »Trends in the Distribution of Household Income«, heißt es abschließend: »Die ausgleichende Wirkung von Transferzahlungen und Steuern auf Haushaltseinkommen fiel 2007 geringer aus als im Jahr 1979.« Während sich zum Beispiel der Anteil am Markteinkommen (vor Steuern und Transfers) des einkommensstärksten einen Prozents zwischen 1979 und 2007 verdoppelte, hat sich der Anteil nach Steuern und Transfers mehr als verdoppelt, von 8 auf 17 Prozent. Am anderen Ende des Spektrums sank der Anteil der unteren 20 Prozent am Einkommen nach Steuern und Transfers von 7 auf 5 Prozent.

71

Vgl. US-Amt für Arbeitsmarktstatistik, Tabelle A-4, Beschäftigungsstatus der Zivilbevölkerung 25 Jahre und älter, nach Bildungsstand, saisonbereinigt, Februar 2012, <http://www.bls.gov/news.release/empsit.to4.htm> [25. März 2012], sowie dass., »College Enrollment and Work Activity of 2010 High School Graduates«, <http://www.bls.gov/news.release/hsgec.nro.htm> [25. März 2012].

72

K. Bischoff und S. F. Reardon, »Growth in the Residential Segregation of Families by Income, 1970–2009«, November 2011, <http://cepa.stanford.edu/sites/default/files/RussellSageIncomeSegregationreport.pdf>, sowie Sean F. Reardon und Kendra Bischoff, »Income Inequality and Income Segregation«, American Journal of Sociology 116, Nr. 4 (Januar 2011), S. 1092 bis 1153.

73

Vgl. K. Hoff und A. Sen, »Homeownership, Community Interactions, and Segregation«, American Economic Review 95 (2005), Nr. 4, S. 1167–1189.

74

Vgl. Ross Perlin, Intern Nation, London 2011.

75

In jenen Kolonien der Neuen Welt, die zu Beginn der Kolonisierung ein vergleichsweise hohes Maß an Ungleichheit aufwiesen, ging die Entwicklung im Allgemeinen dahin, den Zugang zu politischer Macht und Chancen auf wirtschaftlichen Aufstieg auf eine schmale Elite zu beschränken. Kolonien in der Neuen Welt mit niedrigerer anfänglicher Ungleichheit folgten einem völlig anderen Entwicklungspfad. Engerman und Sokoloff haben dieses Muster bei einer breiten Palette öffentlicher Maßnahmen über die Jahrhunderte hinweg entdeckt: im Wahlrecht, im öffentlichen Schulsystem, bei der Verteilung von Grund, Boden und anderen öffentlichen natürlichen Ressourcen, bei Bankengesetzen, Steuersystemen und im Patentrecht. Vgl. Kenneth L. Sokoloff und Stanley L. Engerman, »History Lessons: Institutions, Factor Endowments, and Paths of Development in the New World«, Journal of Economic Perspectives 14 (2000), Nr. 3, S. 217–232, sowie dies., »Factor Endowments, Inequality, and Paths of Development among New World Economies«, Economia 3 (2002), Nr. 1, S. 41–109. Einen Überblick über die Folgen anfänglicher Ungleichheit auf die institutionelle Entwicklung bietet K. Hoff, »Paths of Institutional Development: A View from Economic History«, World Bank Research Observer 18 (2003), Nr. 22, S. 2205 bis 2226.

76

Laut Kenneth R. Feinberg, den Präsident Obama ernannt hatte, um die Vergütung von Bankern zu kontrollieren, sind fast 80 Prozent der zwei Milliarden Dollar, die angeschlagene Banken 2008 als Boni auszahlten, unverdient gezahlt worden. Im Jahr 2010 hatten die Bonuszahlungen wieder ihre frühere Höhe erreicht: Allein bei den 25 größten börsennotierten Banken und Wertpapierhäusern erreichten sie 135,5 Milliarden Dollar, was fast einem Prozent des US-BIP entspricht. Vgl. Louise Story, »Executive Pay«, New York Times vom 5. Dezember 2011, sowie die Pressemitteilung über Feinbergs Bericht auf der Website des US-Finanzministeriums, »The Special Master for Tarp Executive Compensation Concludes the Review of Prior Payments«, 23. Juli 2010, <http://www.treasury.gov/press-center/press-releases/Pages/tg786.aspx> [15. Februar 2012].

77

Warren Buffett, der Präsident und Vorstandsvorsitzende von Berkshire Hathaway, schrieb 2002 in einem Brief an seine Aktionäre (auf Seite 15): »Derivate sind finanzielle Massenvernichtungswaffen, die mit Gefahren verbunden sind, die, obschon noch latent, potenziell tödlich sind«; vgl. <http://www.berkshirehathaway.com/letters/2002pdf.pdf> [21. März 2012]. Angelo Mozilo, der ehemalige CEO von Countrywide, einem der skrupellosesten Anbieter jener Hypotheken, die die Krise auslösten, verdiente laut dem Wall Street Journal vom 20. November 2008 zwischen 2001 und 2006 rund 470 Millionen Dollar. Der mittlerweile verstorbene Roland Arnall, der Gründer der Hypothekenbank Ameriquest (und unter Präsident George W. Bush Botschafter in den Niederlanden), besaß ein Vermögen von schätzungsweise 1,5 Milliarden Dollar. Die Muttergesellschaft zahlte im Jahr 2006 im Rahmen eines Vergleichs wegen betrügerischer Kreditpraktiken 325 Millionen Dollar – ohne ein Fehlverhalten einzugestehen. Als das Unternehmen pleiteging, wurden die Sparten der Muttergesellschaft in die Citigroup integriert; vgl. <http://www.nytimes.com/2008/03/19/business/19arnall.html>.

78

Unjust Deserts: How the Rich Are Taking Our Common Inheritance and Why We Should Take It Back, New York 2009, S. 97.

79

Zu den mit der Vergütung von Führungskräften verbundenen Schwierigkeiten vgl. Bebchuk und Fried, Pay without Performance (siehe Kapitel 2, Anm. 24). Sie weisen darauf hin, dass die weitgehenden Entscheidungsbefugnisse von Führungskräften – die ihre Vergütungssysteme selbst konzipieren dürfen – zu Vergütungsstrukturen führen, die die Bezahlung von der Leistung abkoppeln und Fehlanreize geben. Michael Jensen und Kevin Murphy, »Performance Pay and Top-Management Incentives«, Journal of Political Economy 98 (1990), Nr. 2, S. 225–264, präsentieren empirische Daten über den sehr losen Zusammenhang zwischen der Höhe der Vergütung (einschließlich Optionen, Aktienpaketen und Abfindung) und der Leistung. Henry Tosi Jr. und Luis Gomez-Mejia liefern eine Erklärung, die sich auf die oben diskutierte Trennung zwischen Eigentum und Kontrolle (Agency-Theorie) bezieht. In Die Roaring Nineties, Berlin 2004, gehe ich ausführlicher auf diese Probleme ein.

80

Außerdem haben die Banken gemeinsame Sache mit den CEOs gemacht, um ihnen dabei zu helfen, mehr Geld aus ihren Firmen »herauszuholen«, wobei die CEOs im Gegenzug dafür sorgten, dass die Banken überhöhte Gewinne machten. Zu den geheimen, illegalen Absprachen zwischen Topmanagern und Banken, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts durch Skandale aufgedeckt wurden (und an denen Bankanalysten, Worldcom, Enron, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften et cetera beteiligt waren) vgl. ausführlich Stiglitz, Die Roaring Nineties (siehe Anm. 79).

81

James K. Galbraith, Inequality and Instability: A Study of the World Economy Just before the Great Crisis, New York 2012.

Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht
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