Das Versagen unabhängiger Zentralbanken
Die unabhängigen Zentralbanken der Vereinigten Staaten und Europas haben in der letzten Krise keine besonders gute Figur gemacht. Ihre Leistung fiel zweifellos viel schlechter aus als die der weniger unabhängigen Zentralbanken etwa in Indien, China oder Brasilien. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Zentralbanken der Vereinigten Staaten und Europas waren vom Finanzsektor vereinnahmt worden. Sie waren gegenüber demokratisch gewählten Instanzen nicht rechenschaftspflichtig, dafür aber durchaus empfänglich für die Interessen und Sichtweisen der Banker. Die Banken wollten niedrige Inflationsraten und einen deregulierten Finanzsektor mit zahnlosen Aufsichtsstrukturen, und ihre Wünsche wurden erhört – auch wenn die inflationsbedingten wirtschaftlichen Verluste verglichen mit denen, die ein viel zu weitgehend deregulierter Finanzmarkt verursachte, unerheblich waren. Den Verlusten, die die Banken mit ihren ausbeuterischen Kreditvergabepraktiken Otto Normalverbraucher bescherten, wurde wenig Beachtung geschenkt, zumal diese zusätzlichen Gewinne die Finanzkraft der Banken erhöhten. Schließlich zählte es zu den Hauptaufgaben der Zentralbanken, die Stabilität und Solidität des Bankensystems zu gewährleisten.