Nachhaltiges, verteilungsgerechtes Wachstum

Eine Wachstumsagenda auf der Basis öffentlicher Investitionen. Ich habe erläutert, weshalb die Trickle-down-Theorie nicht stimmt: Wachstum kommt nicht automatisch allen zugute. Es stellt allerdings die Ressourcen bereit, mit denen man einige der hartnäckigsten gesellschaftlichen Probleme, etwa Armut, anpacken kann. Gegenwärtig besteht das Hauptproblem der US-amerikanischen und der europäischen Volkswirtschaften in unzureichender Nachfrage. Aber eines Tages, wenn die Gesamtnachfrage wieder so weit ansteigt, dass sie unser Produktionspotenzial voll auslastet – und für Vollbeschäftigung sorgt –, wird die Angebotsseite zählen. Das Angebot, nicht die Nachfrage wird der limitierende Faktor sein. Aber was wir dann brauchen, ist nicht die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik der Rechten. Man kann die Steuern für Unternehmen erhöhen, die nicht investieren, während man diejenigen, die investieren und Arbeitsplätze schaffen, niedriger besteuert. Das wird wahrscheinlich eher Wachstumsimpulse erzeugen als jene allgemeinen Steuersenkungen, die einige Unternehmen fordern. Während die Konservativen die Bedeutung steuerlicher Anreize überschätzen, insbesondere was die Körperschaftsteuer anbelangt, unterschätzen sie die Wirkung anderer politischer Maßnahmen. Staatliche Investitionen – in Infrastruktur, Bildung und Technik – haben im zwanzigsten Jahrhundert das Wachstum gestützt, und sie können in diesem Jahrhundert die Grundlage für Wachstum sein. Diese Investitionen werden der Wirtschaft einen Wachstumsschub versetzen und Privatinvestitionen noch attraktiver machen. Der Wirtschaftshistoriker Alex Fields hat darauf hingewiesen,20 dass die dreißiger, vierziger, fünfziger und sechziger Jahre durch besonders hohe Produktivitätssteigerungen gekennzeichnet waren, und zwar hauptsächlich wegen öffentlicher Investitionen.

 

Investitionen und Innovationen neu ausrichten – um Arbeitsplätze und die Umwelt zu erhalten. Wir müssen in den Bereichen Investition und Innovation neue Prioritäten setzen: Statt Arbeitskräfte einzusparen (unter den gegenwärtigen Umständen ein Euphemismus für die Schaffung von Arbeitslosigkeit), sollten wir Ressourcen einsparen. Das wird nicht leicht sein; hier sind sowohl Zwänge wie Anreize vonnöten. Auf dem Feld der Innovationspolitik können wir dies dadurch erreichen, dass wir einerseits die Grundlagen- und die angewandte Forschung staatlich fördern und andererseits Firmen dazu zwingen, für die von ihnen angerichteten Umweltschäden in vollem Umfang einzustehen. Auf diese Weise erhalten sie Anreize, ressourcenschonend zu produzieren, so dass ihr Hauptaugenmerk nicht mehr auf der Ersetzung von Mitarbeitern liegt. Statt (wie gegenwärtig) mit insgesamt niedrigen Zinsen zu operieren, die dazu ermutigen, gering qualifizierte Arbeitskräfte durch Maschinen zu ersetzen, könnten wir steuerliche Investitionsfreibeträge dazu nutzen, die Investitionstätigkeit zu fördern; allerdings sollten diese Freibeträge nur für Investitionen gelten, die letztlich Ressourcen und Arbeitsplätze vernichten.

In diesem Buch habe ich immer wieder betont, dass es nicht auf Wachstum per se ankommt, sondern auf die Art des Wachstums (beziehungsweise die Qualität des Wachstums). Ein Wachstum, in dessen Folge die meisten Menschen Wohlstandseinbußen erleiden, die Umwelt beeinträchtigt wird und Existenzängste grassieren, ist nicht die Art Wachstum, die wir anstreben sollten. Die gute Nachricht lautet, dass wir manchmal die Marktkräfte zum Besseren verändern und Einnahmen erwirtschaften können, mit denen sich das Wachstum ankurbeln und das gesellschaftliche Wohlergehen steigern lassen.

Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht
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