Kapitel 4 Warum es wichtig ist
Einige wenige Transformationsländer, die den Übergang vom Kommunismus zur Marktwirtschaft vollziehen, sowie einige rohstoffreiche Länder bemühen sich, Lateinamerika diese unerfreuliche Spitzenstellung streitig zu machen.
Arjun Jayadev, »Distribution and Crisis: Reviewing Some of the Linkages«, Handbook on the Political Economy of Crisis, hg. von G. Epstein und M. Wolfson (erscheint demnächst), basierend auf T. Piketty und E. Saez, »Income Inequality in the United States, 1913–1998«, Quarterly Journal of Economics 118 (2003), Nr. 1, S. 1–39.
Karen E. Dynan, Jonathan Skinner und Stephen P. Zeldes, »Do the Rich Save More?«, Journal of Political Economy 112 (2004), Nr. 2, S. 397–444.
Für die Vereinigten Staaten wird der kurzfristige Multiplikator für gewöhnlich auf 1,5 geschätzt; in einem längeren konjunkturellen Abschwung zählt jedoch der Mehrperioden-Multiplikator, der größer ist und bei zwei liegt. (Man beachte, dass viele konservative Ökonomen von einem kleineren Multiplikator ausgehen, allerdings deshalb, weil ein Großteil der Daten, auf die sie sich stützen, Perioden umfasst, in denen Vollbeschäftigung oder fast Vollbeschäftigung herrschte, so dass die Währungsbehörden auf steigende Staatsausgaben mit einer gegenläufigen, kontraktiven Geldpolitik reagieren. Im gegenwärtigen Kontext hat sich die US-Notenbank darauf festgelegt, die Zinsen nicht zu erhöhen.) Es gibt eine Reihe weiterer Gründe, die dafür sprechen, dass der Multiplikator in der gegenwärtigen Situation groß sein dürfte: (a) ein Großteil des Geldes, das nicht in den Vereinigten Staaten ausgegeben (hier »recycelt«) wird, fließt in den Kauf von Importen, und da weite Teile der Weltwirtschaft schwächeln, erhöhen diese Ausgaben die Einkommen im Ausland, was dort wiederum zu mehr Importen aus den Vereinigten Staaten führt; (b) Privatpersonen und Firmen dürften bei steigenden Einkommen die wirtschaftliche Lage optimistischer einschätzen, was die Investitionstätigkeit und den Konsum ankurbelt (dies wird manchmal auch »Vertrauensmultiplikator« genannt); (c) Haushalte, die künftig hohe Einkommen erwarten, geben heute bereitwilliger Geld aus – das ist der wichtigste Punkt.
Peter Orzsag, »As Kaldor’s Facts Fall, Occupy Wall Street Rises«, Bloomberg vom 18. Oktober 2011. Die Lohnquote sank zwischen 1990 und 2011 um fünf Prozentpunkte, allerdings allein zwischen 2005 und 2011 um drei Prozentpunkte. Der bekannte Wirtschaftswissenschaftler Nicholas Kaldor, der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts in Cambridge lehrte, hatte behauptet, die Lohnquote bleibe mehr oder minder konstant. Der technische Wandel mag die Nachfrage nach bestimmten Arbeitskräften steigern und nach anderen senken, doch gibt es keine allgemeingültige Theorie darüber, was dann mit der Lohnquote geschieht. Wenn der technische Wandel das »effektive« Arbeitsangebot erhöht und Arbeit und Kapital nur in begrenztem Umfang substituierbar sind, dann treibt der technische Fortschritt die Lohnquote nach unten. Das Muster der Lohnerhöhungen – die Löhne der einkommensstärksten Gruppen (etwa der Banker) sind im Verhältnis zu den Löhnen anderer Gruppen weit überproportional gestiegen – lässt jedoch vermuten, dass noch etwas anderes als der technische Wandel das Schrumpfen der Lohnquote verursacht.
Als ausführlichere Darstellung dieser Vorgänge vgl. Joseph E. Stiglitz, Die Roaring Nineties, Berlin 2004.
Vgl. Joel Friedman und Isaac Shapiro, »Tax Returns: A Comprehensive Assessment of the Bush Administration’s Record on Cutting Taxes«, Center on Budget and Policy Priorities, 23. April 2004. Friedman und Shapiro schätzen, dass 2004 dem mittleren 20 Prozent der Einkommensbezieher etwa 8,9 der Steuerentlastungssumme zugutekamen, dem obersten einen Prozent dagegen 24,2 Prozent des Entlastungsvolumens. Diejenigen mit einem Jahreseinkommen von über einer Million Dollar kassierten allein 15,3 Prozent der Entlastung. Vgl. auch »Extending the Bush Tax Cuts Is the Wrong Way to Stimulate the Economy«, Bericht des Joint Economic Committee Majority Staff, vom April 2008.
Im Jahr 2004 betrugen die Investitionen des privaten Sektors (ohne Immobilieninvestitionen) 11,59 Prozent des BIP, im Jahr 2000 hatten sie 13,97 Prozent ausgemacht; vgl. »Flow of Funds Accounts of the United States, 1995–2004«, Board of Governors of the Federal Reserve, Tabelle F. 6, S. 4, <http://www.federalreserve.gov/releases/z1/Current/annuals/a1995-2004.pdf> [3. März 2012].
Weshalb die Senkung der Dividendensteuer sich womöglich negativ auf die Investitionstätigkeit ausgewirkt hat, wird theoretisch und empirisch dargelegt in: Anton Korinek und Joseph E. Stiglitz, »Dividend Taxation and Intertemporal Tax Arbitrage«, Journal of Public Economics 93, Nr. 1–2 (Februar 2009), S. 142–159. Siehe auch die dortigen Literaturhinweise.
Vgl. z. B. »The Estate Tax and Charitable Giving«, Congressional Budget Office, Juli 2004, <http://www.cbo.gov/doc.cfm?index=5650> [15. Februar 2012].
Vgl. Joseph E. Stiglitz, Im freien Fall, München 2010.
Viele der großen Deregulierungsfälle sind allgemein bekannt, doch Deregulierung setzte sich letztlich fast überall durch. Die Regierung machte den Fernsehgesellschaften beispielsweise de facto ein Geschenk im Wert von Milliarden von Dollar, ohne damit nennenswerte Auflagen zu verbinden. Im Jahr 1985 wurden die Richtlinien über Mindestsendezeiten für Nicht-Unterhaltungsprogramme im Fernsehen aufgehoben. Richtlinien der Regulierungsbehörde FCC über die maximale Werbezeit pro Stunde wurden ebenfalls außer Kraft gesetzt; vgl. <http://www.pbs.org/now/politics/mediatimeline.html>.
Die Unterscheidung zwischen kurz- und langfristig ist aus zwei Gründen wichtig. Wenn Beschränkungen beseitigt werden, beginnen andere, ähnliche Praktiken anzuwenden, und wenn Märkte kompetitiv sind, ist es mit den scheinbar hohen Gewinnen sehr schnell vorbei. Langfristig mögen die Banken aufgrund der Instabilität, zu denen ihre Exzesse führten, erhebliche Verluste einfahren (beziehungsweise das hätten sie, wenn ihnen die Regierung nicht so viel Geld gegeben hätte).
Der Zusammenhang zwischen Ungleichheit, der Kreditblase und der Wirtschaftskrise wurde dargelegt in: Stiglitz, Im freien Fall (siehe Anm. 11), und im »Report of the Commission of Experts of the President of the United Nations General Assembly on Reforms of the International Monetary and Financial System«, 21. September 2009, erhältlich als The Stiglitz Report, New York 2010. Seither wurden viele Publikationen zu dem Thema veröffentlicht; vgl. zum Beispiel M. Kumhof und R. Ranciere, »Inequality, Leverage and Crises«, IWF Arbeitspapier, 2010, sowie Raghuram G. Rajan, Fault Lines: How Hidden Fractures Still Threaten the World Economy, Princeton 2010. Als Überblick und zur weiterführenden Literatur vgl. J. E. Stiglitz, »Macroeconomic Fluctuations, Inequality, and Human Development«, Journal of Human Development and Capabilities (2012). Ich habe behauptet, dass Ungleichheit, auch ein hohes Gefälle, nicht unbedingt zu Krisen führen muss; es gibt andere Möglichkeiten, auf die möglicherweise daraus resultierende unzureichende Gesamtnachfrage zu reagieren, und andere zufällige Umstände, die die Lücke schließen können. Das ist nicht inkonsistent mit den empirischen Befunden von Michael D. Bordo und Christopher M. Meissner, »Does Inequality Lead to a Financial Crisis?«, NBER Arbeitspapier Nr. 17896, März 2012.
Zumindest auf kurze bis mittlere Sicht. Die moderne Wachstumstheorie – vgl. Robert M. Solow, »A Contribution to the Theory of Economic Growth«, Quarterly Journal of Economics 70, Nr. 1 (Februar 1956), S. 65–4 – hat hervorgehoben, dass die Wachstumsrate langfristig vom Innovationstempo (der Produktivitätssteigerung) und vom Bevölkerungswachstum abhängig ist. Ein vergleichsweise hohes Maß an Instabilität kann dazu führen, dass weniger in Forschung und Entwicklung investiert wird und das Tempo von Produktivitätssteigerungen sich verlangsamt.
Einige Segmente des Marktes, insbesondere Großbanken, agieren risikofreudig und sind damit eine Hauptursache der Volatilität. Es gibt vier mögliche Erklärungen für dieses Verhalten: (a) Organisationsbezogene Anreize: Die Großbanken wälzen einen Großteil ihrer Risiken auf den Staat ab, weil sie »systemrelevant« sind. (b) Individuelle Anreize (Agency-Probleme): Die Mitarbeiter der Bank haben Anreize, die Risikobereitschaft fördern. (c) Selbstselektion: In jeder Gesellschaft gibt es risikofreudige Personen, und diese fühlen sich insbesondere vom Finanzsektor angezogen. (d) Weitverbreitete Irrationalität: Die Akteure im Finanzsektor unterschätzen systematisch Risiken, und ihre Investoren durchschauen die Risiken kreditfinanzierter Geschäfte nicht und unterschätzen deren Konsequenzen.
Vgl. zum Beispiel The Stiglitz Report (siehe Anm. 14).
Andrew G. Berg und Jonathan D. Ostry, »Inequality and Unsustainable Growth: Two Sides of the Same Coin?«, IMF Staff Discussion Note, 8. April 2011, S. 3, <http://www.imf.org/external/pubs/ft/sdn/2011/sdn1108.pdf> [25. März 2012].
Dominique Strauss-Kahn, »The Global Jobs Crisis – Sustaining the Recovery through Employment and Equitable Growth«, 13. April 2011, <http://www.imf.org/external/np/speeches/2011/041311.htmA.
Es gibt selbstverständlich viele Möglichkeiten, diese Güter zu produzieren. Die Grundlagenforschung könnte staatlich finanziert und entweder in privaten Forschungsstätten, Universitäten oder staatlichen Forschungseinrichtungen durchgeführt werden. Die Vereinigten Staaten haben von jeher von all diesen Optionen Gebrauch gemacht.
Ein Bericht des Wirtschaftswissenschaftlichen Beirats des Präsidenten dokumentierte die hohen Renditen staatlich finanzierter Forschung und Entwicklung. Vgl. Council of Economic Advisers, »Supporting Research and Development to Promote Economic Growth: The Federal Government’s Role«, Oktober 1995. Zahlreiche Publikationen bestätigen den gesamtwirtschaftlichen Nutzen staatlicher Investitionen; vgl. zum Beispiel David Alan Aschauer, »Is Government Spending Stimulative?«, Contemporary Economic Policy 8 (1990), Nr. 4, S. 30–46. Aschauer hat auch gezeigt, dass öffentliche Anlageinvestitionen, von ihrem unmittelbaren Nutzen ganz abgesehen, auch private Kapitalerträge verbessern können. Vgl. ders., »Does Public Capital Crowd Out Private Capital«, Journal of Monetary Economics 24 (1989), Nr. 2, S. 121–188.
Dies hob auch Ben Bernanke in einer Rede am 16. Mai 2011 hervor; vgl. »Promoting Research and Development: The Government’s Role«, <http://www.federalreserve.gov/newsevents/speech/bernanke20110516a.htm> [3. März 2012]. Die realen Investitionen des Bundes in die Grundlagenforschung gingen, inflationsbereinigt, von 4,3 Milliarden im Jahr 2003 auf 3,9 Milliarden 2008 zurück; vgl. die Tabelle des National Science Board, »Science and Engineering Indicators: 2010«, 2010, <http://www.nsf.gov/statistics/nsf10314/content.cfm?pub_id=4000&id=2> [3. März 2012]. Albert M. Link und andere haben gezeigt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Grundlagenforschung und Produktivitätswachstum gibt; vgl. Link, »Basic Research and Productivity Increase in Manufacturing: Additional Evidence«, American Economic Review 71 (1981), Nr. 5, S. 1111f.
Studien des Health, Education, Labor and Pensions (HELP) Committee haben gezeigt, dass gewinnorientierte Colleges erheblich teurer sind und pro Student weniger ausgeben als nicht-gewinnorientierte und öffentliche Einrichtungen, dass sie landesweit die höchsten Abbrecherquoten haben – bei manchen Abschlüssen bis zu 84 Prozent – und dass 50 Prozent aller Studentendarlehen, die nicht mehr bedient werden, auf sie entfallen, obwohl nur etwa 13 Prozent aller amerikanischen Studenten bei ihnen eingeschrieben sind. Zu diesen und weiteren Ergebnissen vgl. <http://harkin.senate.gov/help/forprofitcolleges.cfm> [15. Februar 2012].
Etwa 66 Prozent der Studenten, die 2007/8 ein vierjähriges Studium abschlossen, hatten danach Schulden, und zwar durchschnittlich insgesamt 27 803 Dollar. Die durchschnittliche Gesamtsumme der Schulden nahm mit einer Rate von über 5 Prozent pro Jahr zu. Die Zahlen errechnete FinAid.org mithilfe des Datenanalysesystems für die National Postsecondary Student Aid Study (NPSAS) 2007/8, eine Untersuchung, die vom National Center for Education Statistics beim US-Bildungsministerium durchgeführt wurde.
Darunter für 784 Lobbyisten (fast zwei auf jeden US-Abgeordneten) aus der Mineralölwirtschaft und 262 aus der Bergwerksindustrie; die Gesamtausgaben für das Lobbying der Energie- und Rohstoffwirtschaft beliefen sich in diesem Jahr auf 387,8 Millionen Dollar. Der Finanzsektor gibt sogar noch mehr für Lobbying aus. Die Daten stammen von OpenSectrets.org, der Website des Center for Responsive Politics, vgl. <http://www.opensecrets.org/lobby/top.php?indexType=c> [5. März 2012].
Als Standardwerke zum Thema Rent-Seeking sowie dessen Verschwendungseffekten und Kosten vgl. Gordon Tullock, »The Welfare Costs of Tariffs, Monopolies, and Theft«, Economic Inquiry 5 (1967), Nr. 3, S. 224–232, sowie Ann Krueger, »The Political Economy of the Rent-Seeking Society«, American Economic Review 64 (1974), Nr. 3, S. 291–303. Interessanterweise können auch die Bemühungen derjenigen, die eher in der Lage sind, ihren Fähigkeiten entsprechende Bildungsrenditen einzustreichen, zu einem Gleichgewicht führen, in dem nicht nur andere schlechter gestellt sind, sondern sie selbst auch, da sie Geld ausgeben (länger studieren) und andere Maßnahmen ergreifen, um sich von anderen zu unterscheiden. Vgl. J. E. Stiglitz, »The Theory of Screening, Education and the Distribution of Income«, American Economic Review 65, Nr. 3 (Juni 1975), S. 283–300.
Vgl. Bureau of Economic Analysis, National Income and Product Accounts Table, »Table 6.16D. Corporate Profits by Industry«, <http://www.bea.gov/National/nipaweb/SelectTable.asp>.
Dies basiert auf glaubwürdigen Auskünften der Branche über die Höhe der Gebühren. Tim Hammonds, Präsident und CEO des Food Marketing Institute, kommt zu dem Schluss: »Das Dienstleistungsunternehmen, das ein computerisiertes Zahlungsabwicklungssystem benutzt, verdient mit der Transaktion unter dem Strich mehr als der Händler, der Mitarbeiter, Grundstück, Einbauten, Licht und Heizung sowie das Lager für die Produkte bereitstellt.« Vgl. Hammonds, Rede auf der FMI Midwinter Executive Conference vom 24. Januar 2006, <http://c0462491.cdn.cloudfiles.rackspacecloud.com/Hammonds_Interchange_Speech.pdf> [6. März 2012].
Vgl. Marc-André Gagnon und Joel Lexchin, »The Cost of Pushing Pills: A New Estimate of Pharmaceutical Promotion Expenditures in the United States«, PLoS Medicine 5, Nr. 1 (Januar 2008), S. 1–6.
Im Jahr 2009 betrugen die Gesundheitsausgaben in den Vereinigten Staaten etwa 17,4 Prozent des BIP, was fast 8000 Dollar pro Kopf entspricht. Den USA am nächsten kommen die Niederlande und Frankreich, die jeweils 12,0 beziehungsweise 11,8 Prozent des BIP für die medizinische Versorgung aufwendeten. Im OECD-Durchschnitt beliefen sich die Ausgaben auf 3223 Dollar; vgl. OECD Health Data 2011, <http://www.oecd.org/document/30/0,3746,en_2649_37407_12968734_1_1_1_37407,00.html> [3. März 2012].
Vgl. »The Measurement of Economic Performance and Social Progress Revisited – Reflections and Overview«, 16. September 2009, CMEPSP,<http://www.stiglitz-sen-fitoussi.fr/documents/overview-eng.pdf> [15. Februar 2012]. Dieser Anschlussbericht zu dem Bericht der Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress ist auch verfügbar als: Joseph Stiglitz, Amartya Sen und Jean-Paul Fitoussi, Mismeasuring Our Lives, New York 2010.
Vgl. die IMF World Economic Outlook Database, <http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2011/02/weodata/index.aspx> [12. Februar 2012].
Vgl. die Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress.
Stephen P. Magee, William A. Brock und Leslie Young, Black Hole Tariffs and Endogenous Policy Theory: Political Economy in General Equilibrium, New York 1989. Wie nicht anders zu erwarten, steht ein Heer von Juristen bereit, um dem eigenen Berufsstand beizustehen und diese Ergebnisse anzuzweifeln; vgl. George L. Priest, »Lawyers, Liability, and Law Reform: Effects on American Economic Growth and Trade Competitiveness« (1993), Faculty Scholarship Series, <http://digitalcommons.law.yale.edu/fss_papers/624>.
Vgl. Andrei Shleifer und Robert W. Vishny, The Grabbing Hand: Government Pathologies and Their Cures, Cambridge 1998.
Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Firmen aufgrund der Angst vor Bestrafung (nachdem der Schaden eingetreten ist) Anreize haben, sich so zu verhalten, dass kein Schaden entsteht. Aber Firmen mit ihren Heerscharen von Juristen wissen, dass sie ihrer Strafe oftmals entgehen können. Außerdem steigert das Eingehen von Umweltrisiken die Ertragskraft hier und heute, und kurzsichtige Manager interessieren sich stärker für die momentanen Gewinne als für Erträge, die in ferner Zukunft liegen. Die Interessen der Führungskräfte decken sich möglicherweise nicht mit denen der Firma, und die der Firma nicht mit denen der Allgemeinheit.
Es handelt sich um das Problem des moral hazard, der Förderung leichtfertigen Verhaltens aus der Gewissheit, dass daraus resultierende Schadensrisiken abgesichert sind.
Vgl. umfassender dazu L. Bilmes und J. E. Stiglitz, Die wahren Kosten des Krieges, München 2008.
Der Irakkrieg wurde vollständig mit der Kreditkarte bezahlt: Als der Krieg begann, hatten die Vereinigten Staaten bereits ein Defizit. Doch statt die Steuern zu erhöhen, um das Defizit abzutragen, senkte die Regierung 2003 die Steuern.
Zitat aus Marshalls 1895 erschienenen Principles of Economics, S. 555 der 8. Auflage, London 1920.
H. Leibenstein, Economic Backwardness and Economic Growth, New York 1957.
Vgl. Paul Glewwe, Hanan G. Jacoby und Elizabeth M. King, »Early Childhood Nutrition and Academic Achievement: A Longitudinal Analysis«, Journal of Public Economics 81, Nr. 3 (September 2001), S. 345–368. Einen aktuellen Überblick über die einschlägige Literatur bieten Douglas Almond und Janet Currie, »Human Capital Development before Age Five«, in: Handbook of Labor Economics, Bd. 4b, hg. von Orley Ashenfelter und David Card, New York 2011, S. 1315–1486.
Mullainathan und Shafir schreiben ein Buch mit dem Titel The Packing Problem: Time, Money, and the Science of Scarcity. Das Zitat im Text stammt aus ihrem Manuskript, das unter <http://westallen.typepad.com/idealawg/2011/07/are-you-money-poor. html> einsehbar ist. Sie erläutern ihre Argumentation außerdem anschaulich auf <http://www.youtube.com/watch?v=5Aw_czU1bmo>.
In meiner eigenen Forschungsarbeit habe ich mich auf eine allgemeine Analyse der Frage konzentriert, wie höhere Löhne durch Senkung der Arbeitskräftefluktuation, Verbesserung der Anreize, qualitative Aufwertung der Arbeitskraft und Steigerung der Arbeitsmoral die Produktivität erhöhen können. Diese Theorien firmieren unter dem Oberbegriff der »Effizienzlohntheorien« und wurden in meiner Übersichtsarbeit »The Causes and Consequences of the Dependence of Quality on Prices«, Journal of Economic Literature 25 (1987), S. 1–48, sowie in meinem Nobelpreisvortrag diskutiert, der unter dem Titel »Information and the Change in the Paradigm in Economics«, American Economic Review 92, Nr. 3 (Juni 2002), S. 460–501, veröffentlicht wurde. George Akerlof (der 2001 gemeinsam mit mir den Wirtschaftsnobelpreis erhielt) und Janet Yellen (die gegenwärtig Vizepräsidentin der US-Notenbank ist) haben weiter ausgearbeitet, wie der Eindruck ungerechter Behandlung die Leistungsbereitschaft untergraben kann. Vgl. Akerlof und Yellen, »The Fair-Wage Effort Hypothesis and Unemployment«, Quarterly Journal of Economics 105 (1990), S. 255–283. Joseph W. Harder betrachtete eine Situation, in der es objektive Leistungsmaßstäbe gibt – Baseball und Basketball –, und zeigte, dass »sich unzureichend belohnte Individuen weniger kooperativ und egoistischer verhielten«; vgl. »Play for Pay: Effects of Inequity in a Pay-for-Performance Context«, Administrative Science Quarterly 37 (1992), S. 321–335.
Alan B. Krueger und Alexandre Mas, »Strikes, Scabs, and Tread Separations: Labor Strife and the Production of Defective Bridgestone/Firestone Tires«, Journal of Political Economy 112 (2004), Nr. 2, S. 253–289.
Alain Cohn, Ernst Fehr und Lorenz Goette, »Fairness and Effort – Evidence from a Field Experiment«, Arbeitspapier, Oktober 2008, sowie Alain Cohn, Ernst Fehr, Benedikt Herrmann und Frederic Schneider, »Social Comparison in the Workplace: Evidence from a Field Experiment«, IZA Arbeitspapier 5550, März 2011.
Marianne Bertrand und Adair Morse verwenden einen ähnlichen Begriff wie »Trickle-down-Behaviorismus«. Sie dokumentierten die Bedeutung des Trickle-down-Konsumverhaltens und zeigten, dass nicht nur die Ausgaben steigen, wenn man in einer Gemeinde mit hohem Einkommensgefälle lebt, sondern auch die Insolvenzen und die finanzielle Belastung des Einzelnen (auf Basis eigener Angaben). Interessanterweise zeigen sie auch, dass Politiker in solchen Gemeinden Maßnahmen unterstützten, um den Zugang zu Krediten zu erleichtern – vielleicht in dem kurzsichtigen Bemühen, das Wohlbefinden ärmerer Menschen dadurch zu steigern, dass sie (vorübergehend) mehr konsumieren können. Vgl. »Trickle-down consumption«, Arbeitspapier, 12. Februar 2012, <http://isites.harvard.edu/fs/docs/icb.topic964076.files/BertrandMorseTrickleDown_textandtables. pdf>. Robert Frank von der Cornell University, Adam Seth Levine von der University of Michigan und Oege Dijk vom European University Institute legten eine ähnliche Hypothese über sogenannte Ausgabenkaskaden vor. Sie beweisen empirisch, dass »überhöhte Ausgaben« anfallen, wenn sich Einkommensdisparitäten verschärfen, was sich beispielsweise in höheren Insolvenzraten widerspiegelt; vgl. »Expenditure Cascades«, <http://ssrn.com/abstract=1690612> [12. Oktober 2010].
Einen Überblick über die Datenlage für entwickelte und Entwicklungsländer bieten Andrew E. Clark und Claudia Senik, »Will GDP Growth Increase Happiness in Developing Countries?«, Paris School of Economics, Arbeitspapier Nr. 2010-43, März 2011.
Vgl. John Maynard Keynes, Economic Possibilities for Our Grandchildren: Essays in Persuasion (Erstveröffentlichung 1930), New York 1963, S. 358–373. Die Diskussion hier stützt sich auf meine Überlegungen zu diesem Essay: »Toward a General Theory of Consumerism: Reflections on Keynes’ Economic Possibilities for Our Grandchildren«, in: Revisiting Keynes: Economic Possibilities for Our Grandchildren, hg. von G. Piga und L. Pecchi, Cambridge 2008, S. 41–87. Vgl. auch die anderen Aufsätze in diesem Sammelband.
Zitat und Analyse stammen aus: Daniel Luban, »Adam Smith on Vanity, Domination, and History«, Modern Intellectual History, erscheint demnächst.
Für das langfristige Überleben des Planeten ist die amerikanische Antwort auch deshalb bedenklich, weil der übermäßige Verbrauch materieller Güter die globale Erwärmung anheizt und das Leben auf der Erde bedroht.
Obwohl Anreize im Zentrum der konservativen Rechtfertigung von Ungleichheit stehen, berufen sich die Konservativen auch auf »Fairness«. Zur kritischen Auseinandersetzung damit vgl. Kapitel 2.
Vgl. K. Hoff, »Market Failures and the Distribution of Wealth: A Perspective from the Economics of Information«, Politics and Society 24 (1996), Nr. 4, S. 411–432, sowie ders., »The Second Theorem of the Second Best«, Journal of Public Economics 25 (1994), S. 223–242.
Berlin 2000.
Genauer gesagt: Probleme mit dem Leistungslohn treten bei Informations-asymmetrien auf. Der Arbeitgeber kennt die Qualität der Produkte, die der Arbeiter herstellt, nicht genau (ansonsten würde er dies spezifizieren). In einem Prozess wiederum befürchten der Richter und die Geschworenen, dass es sich auf Aussagekraft eines Sachverständigengutachtens auswirken könnte, wenn sein Honorar vom Ergebnis des Prozesses abhinge.
In Anbetracht dessen könnte man fragen, weshalb die Fachkräfte in der Finanzindustrie, die doch angeblich ökonomisch so beschlagen sind, auf diesen verzerrenden Anreizsystemen beharren. Die Antwort hängt, wie weiter vorn dargelegt, mit Mängeln im Corporate-Governance-Regularium zusammen: Diese Systeme erleichtern es ihnen, einen größeren Teil der Unternehmensgewinne für sich selber abzuzweigen.
Vgl. Patrick Bolton, Jose Scheinkman und Wei Xiong, »Executive Compensation and Short-Termist Behaviour in Speculative Markets«, Review of Economic Studies 73 (2006), Nr. 3, S. 577–610.
Die Gegner behaupteten, es gebe keine Möglichkeit, den Wert von Optionen genau zu ermitteln, aber im Wirtschaftswissenschaftlichen Beirat des Präsidenten entwickelten wir eine Methode, mit der sich zumindest eine Untergrenze schätzen ließ – eine weitaus bessere Schätzung als der Wert von null, der bei den heutigen Rechnungslegungspraktiken üblich ist.
Vgl. B. Nalebuff und J. E. Stiglitz, »Information, Competition and Markets«, American Economic Review 73, Nr. 2 (Mai 1983), S. 278–284, dies., »Prizes and Incentives: Toward a General Theory of Compensation and Competition«, Bell Journal 14, Nr. 1 (Frühjahr 1983), S. 21–43, sowie J. E. Stiglitz, »Design of Labor Contracts: Economics of Incentives and Risk-Sharing«, in: Incentives, Cooperation and Risk Sharing, hg. von H. Nalbantian, Totowa, NJ, 1987, S. 47–68.
Dasgupta Partha und Paul A. David, »Toward a New Economics of Science«, Research Policy 2, Nr. 5 (September 1994), S. 487–521.
Die Studie wurde in Haifa von den beiden Ökonomen Uri Gneezy und Aldo Rustichini durchgeführt und unter dem Titel »A Fine Is a Price« veröffentlicht in: Journal of Legal Studies 29, Nr. 1 (Januar 2000), S. 1–17. Die Wirkung intrinsischer Belohnungen hat sich in etlichen Experimenten bestätigt; vgl. auch dies., »Pay Enough or Don’t Pay At All«, Quarterly Journal of Economics 115, Nr. 3 (2000), S. 791–810. Eine Erklärung dafür, weshalb »Hochleistungsarbeitssysteme« (in denen Arbeiter mehr Eigenverantwortung erhalten) so gute Ergebnisse erzielen, lautet, dass sie das Vertrauensverhältnis verbessern und den Eindruck intrinsischer Belohnung vermitteln. Vgl. Eileen Appelbaum, Thomas Bailey, Peter Berg und Arne Kalleberg, Manufacturing Advantage: Why High-Performance Work Systems Pay Off, Ithaca 2000. Vgl. auch J. E. Stiglitz, »Democratic Development as the Fruits of Labor«, in: The Rebel Within, hg. von Ha-Joon Chang, London 2001, S. 279–315, ursprünglich im Januar 2000 als Eröffnungsrede auf der Tagung der Industrial Relations Research Association in Boston.
Eine Schlüsselerkenntnis der modernen Industrieökonomik lautet, dass man auf unvollkommenen Wettbewerbsmärkten – und auf den meisten Märkten herrscht unvollständiger Wettbewerb – den Gewinn nicht nur dadurch steigern kann, dass man besser ist als die Konkurrenz, sondern auch dadurch, dass man dafür sorgt, dass die Rivalen schlechtere Leistungen erbringen. Gewinne – und Boni – mögen dann zwar steigen, die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt aber nimmt ab. Vgl. Steven C. Salop und David T. Scheffman, »Raising Rivals’ Costs«, American Economic Review 73, Nr. 2 (Mai 1983), S. 267–271.
Einen guten empirischen Überblick liefert »Team-Based Rewards: Current Empirical Evidence and Directions for Future Research«, Research in Organizational Behavior 20 (1998), S. 141–183. Eine neuere Studie hat gezeigt, wie die Konkurrenz zwischen Arbeitern die Produktivität am Arbeitsplatz untergräbt; vgl. Jeffrey Carpenter, Peter Hans Matthews und John Schirm, »Tournaments and Office Politics: Evidence from a Real Effort Experiment«, American Economic Review 100 (2010), Nr. 1, S. 504–517.
Den Faktor Wohlbefinden am Arbeitsplatz hob auch das Committee for the Measurement of Economic Social Progress hervor.
Vgl. Gerald Marwell und Ruth E. Ames, »Economists Free Ride, Does Anyone Else?«, Journal of Public Economics 15 (Juni 1981), S. 295–310; John R. Carter und Michael D. Irons, »Are Economists Different, and If So, Why?«, Journal of Economic Perspectives 5, Nr. 2 (Frühjahr 1991), S. 171–177; Günther Schulze und Bjorn Frank, »Does Economics Make Citizens Corrupt?«, Journal of Economic Behavior and Organization 43 (2000), Nr. 1, S. 101–113; Robert H. Frank, Thomas Gilovich und Dennis T. Regan, »Does Studying Economics Inhibit Cooperation?«, Journal of Economic Perspectives 7, Nr. 2 (Frühjahr 1993), S. 159–171, sowie Reinhard Selten und Axel Ockenfels, »An Experimental Solidarity Game«, Journal of Economic Behavior and Organization 34, Nr. 4 (März 1998), S. 517–539.
Vgl. Fidan Ana Kurtulus und Doug Kruse, »How Did Employee Ownership Firms Weather the Last Two Recessions? Employee Ownership and Employment Stability in the US: 1999–2008«, PowerPoint-Präsentation beim Mid-Year Fellows Workshop zu Ehren von Louis O. Kelso, 24./25. Februar 2011, an der Rutgers School of Management and Labor Relations.
Vgl. Peter Diamond und Emmanuel Saez, »The Case for a Progressive Tax: From Basic Research to Policy Recommendations«, Journal of Economic Perspectives 25 (2011), Nr. 4, S. 165–190; Thomas Piketty, Emmanuel Saez und Stefanie Stantcheva, »Optimal Taxation of Top Labor Incomes: A Tale of Three Elasticities«, NBER Arbeitspapier 17616, 2011, <http://www.nber.org/papers/w17616> [1. März 2012], sowie als leichtverständliche Fassung den Beitrag derselben Autoren, »Taxing the 1 %: Why the Top Tax Rate Could Be over 80 %«, Vox, Dezember 8, 2011, <http://www.voxeu.org/index. php?q=node/7402> [6. März 2012]. Einige ältere, idealisierte ökonomische Modelle legten den Schluss nahe, dass Zinseinnahmen (Kapitaleinkünfte) optimalerweise nicht besteuert werden sollten, dies wurde durch spätere Forschungen jedoch widerlegt: Eine Vermögensbesteuerung ist wünschenswert. Vgl. zum Beispiel Thomas Piketty und Emmanuel Saez, »A Theory of Optimal Capital Taxation«, Arbeitspapier, 2011, Paris School of Economics und University of California at Berkeley, <http://elsa.berkeley.edu/~saez/piketty-saez1_1_11optKtax.pdf> [27. Februar 2012]; und J. E. Stiglitz, »Pareto Efficient Taxation and Expenditure Policies, with Applications to the Taxation of Capital, Public Investment, and Externalities«, Vortrag, im Januar 1998 gehalten auf einer Konferenz zu Ehren von Agnar Sandmo im norwegischen Bergen.
Mitarbeiter von Private-Equity-Firmen und Hedgefonds konnten dadurch ihre gesamten Einkünfte – einschließlich dessen, was sie für die Verwaltung der Anlagegelder anderer Personen erhalten – zum günstigen Kapitalgewinnsteuersatz versteuern lassen.
Alexander J. Field, A Great Leap Forward: 1930s Depression and U.S. Economic Growth, New Haven 2011.
Rede vom 26. Oktober 2011 unter dem Titel »Saving the American Idea: Rejecting Fear, Envy, and the Philosophy of Division« anlässlich der Veröffentlichung des CBO-Berichts über den wachsenden Grad an Ungleichheit in den USA, zit. nach: Jonathan Chait, »No Such Thing as Equal Opportunity«, New York Magazine vom 7. November 2011, S. 14ff.
Ebenda.
Vgl. Torsten Persson und Guido Tabellini, »Is Inequality Harmful for Growth?«, American Economic Review 84, Nr. 3 (Juni 1994), S. 600–621.