Was die Demonstranten fordern und was sie bewirken
Die Demonstranten haben vielleicht besser als die meisten Politiker begriffen, was vor sich ging. Auf einer Ebene fordern sie sehr wenig: eine Chance, ihre Fähigkeiten einzusetzen, das Recht auf anständige Arbeit zu einem angemessenen Lohn, eine gerechtere Wirtschaft und eine Gesellschaft, die sie mit Würde behandelt. In Europa und den Vereinigten Staaten geht es ihnen nicht um revolutionäre, sondern um evolutionäre Veränderungen. Doch auf einer anderen Ebene fordern sie sehr viel: eine Demokratie, in der es auf die Menschen, nicht auf das Geld ankommt, und eine Marktwirtschaft, die hält, was sie verspricht. Die beiden Forderungen hängen zusammen: Wie wir gesehen haben, funktionieren zügellose Märkte nicht reibungslos. Damit Märkte so funktionieren, wie sie es sollten, bedarf es einer angemessenen staatlichen Regulierung. Doch dazu brauchen wir eine Demokratie, die dem Gemeinwohl verpflichtet ist – nicht Sonderinteressen oder nur den Interessen der Oberschicht.
Man hat den Demonstranten vorgeworfen, keinen Plan zu haben, aber diese Kritik geht an dem Kern dessen, worum es bei Protestbewegungen geht, vorbei. Sie sind ein Ausdruck der Frustration, sei es mit dem politischen System, sei es – sofern es sich um Länder handelt, in denen gewählt wird – mit der Art und Weise, wie Wahlergebnisse zustande kommen. Sie schlagen Alarm.
In mancherlei Hinsicht haben die Demonstranten schon eine Menge erreicht: Experten, Behörden und Medien haben ihre Behauptungen bestätigt, dass das Marktsystem versagt habe und das hohe Niveau der Ungleichheit nicht zu rechtfertigen sei. Der Slogan »Wir sind die 99 Prozent« ist ins allgemeine Bewusstsein eingedrungen. Niemand kann sicher sein, wohin die Bewegungen führen werden. Doch eines wissen wir: Den öffentlichen Diskurs und das Denken von einfachen Bürgern wie auch Politikern haben diese jungen Demonstranten bereits verändert.