Innovation und Widerstand gegen Regulierung
Regulierungsgegner beklagen immer, staatliche Marktregulierung sei schlecht fürs Geschäft. Vorschriften, die Umweltverschmutzung verhindern, sind natürlich schlecht für Betriebe, die ohne diese Vorschriften die Umwelt verschmutzt hätten. Vorschriften gegen Kinderarbeit sind schlecht für Unternehmen, die ohne sie Kinder ausgebeutet hätten. Rechtsnormen, die amerikanischen Firmen Bestechung oder Menschenrechtsverletzungen verbieten, mögen Unternehmen schaden, die Korruption betreiben und Menschenrechtsverletzungen begehen. Wie wir gesehen haben, sind private Belohnungen und soziale Renditen oftmals nicht deckungsgleich, und dies hat zur Folge, dass Märkte nicht effizient funktionieren. Es ist Aufgabe der Regierung, das eine mit dem anderen in Einklang zu bringen.
Selbst wenn zuträfe, was einige behaupten, dass nämlich neue bankenaufsichtsrechtliche Bestimmungen innovationshemmend seien, müssten wir den Nutzen der Regulierung gegen die Kosten abwägen. Wenn Regulierung einen Beinahe-Zusammenbruch des Bankensystems tatsächlich verhindern kann, wäre der Nutzen enorm und ginge möglicherweise in die Billionen von Dollar. Einer gut gemachten Regulierung verdanken wir die jahrzehntelange Stabilität unseres Finanzsystems – Regulierung kann also funktionieren. Zumal in dieser Zeit strenger Finanzmarktregulierung auch die Wirtschaft stark wuchs und die Früchte dieses Wachstums breiter gestreut waren als heute. In der »Liberalisierungs-«Phase dagegen stieg das Einkommen eines typischen Bürgers sehr viel langsamer als in der Ära der Regulierung.
Die Liberalisierung scheitert aus einem einfachen Grund: Wenn soziale Renditen und private Belohnungen nicht kongruent sind, wird jede ökonomische Aktivität einschließlich der Innovation verzerrt. Die Innovationstätigkeit im Finanzsektor zielte nicht auf das Wohl der Amerikaner sondern darauf, das der Banker zu fördern. Zumindest eine Zeitlang gelang das auch. Der Sektor versagte allerdings erbärmlich, wenn es darum ging, die Lage des Durchschnittsamerikaners zu verbessern oder das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft insgesamt anzukurbeln.