|389|DISKURS LIII

Darin ein neuer Fund endgültig beweist, dass Philos Ptetès sich zwischen den drei Gästen versteckt, oder dass der nicht zu ergreifende Mönch aus Slawonien heimlich mit ihnen zusammenkam.

Die zwei Landmänner waren Schulter an Schulter eingeschlafen, der Kopf ihres stummen Kompagnons ruhte auf seinen Armen, die er auf unserer rauen Tischplatte verschränkt hatte.

»Sie haben alle drei ziemlich munter dem Wein zugesprochen«, bemerkte Malagigi, dem sogar ein Lächeln entwischte.

»Verflucht«, zischte Naudé bestürzt. Das bewundernswerte Kunstwerk der Rhetorik, das er mühevoll errichtet hatte, um unter den dreien denjenigen zu beeindrucken, welcher der berühmte Philos Ptetès sein musste, hatte seinen Zweck kläglich verfehlt.

Schoppe dagegen betrachtete das Schauspiel mit sichtlicher Erleichterung.

»Sie schienen seit Jahrhunderten keinen Tropfen Rotwein angerührt zu haben«, bestätigte Barbello.

Nun bemächtigte sich eine gewisse Verzagtheit der gelehrten Gesellschaft. Wenn so das Interesse der drei an Campanella aussah, wie konnte man dann hoffen, unter ihnen befände sich der hochgebildete Philos Ptetès?

Nur Guyetus hatte einen Geistesblitz:

»Die Tasche!«, rief er aus.

Sofort eilten alle zu der groben Ledertasche, die in dem kleinen Vorzimmer zu unserem Speiseraum abgelegt war. Von Rachedurst getrieben, wühlten Naudé und Schoppe, die Gegner des soeben abgeschlossenen Rededuells, nervös in der Tasche. Als Naudé schließlich seine Hand herauszog, hielt er einige Papiere umklammert.

»Sieg! Siiieeg!«, jubelte er, während Guyetus ihm von hinten grob die Hand auf den Mund legte, damit er die drei Schlafenden nicht weckte.

Im Eifer des Gefechts kletterte Hardouin Schoppe fast auf die Schulter, um auf die Papiere zu spähen, und sogar Malagigi bahnte sich mit Ellenbogenstößen einen Weg durch das Quartett, um mit eigenen Augen zu sehen, welch ein Geheimnis aus dem Sack der drei Kumpane hervorgekommen war.

|390|»Das stammt von Philos Ptetès, keine Frage, seht her!«

»Petronius, wieder Petronius! Wieder die Schrift von Bracciolini!«, stieß Guyetus hervor, sich mit der Hand die Kehle zudrückend, damit er leise sprach.

Dieses Mal war die Beute wirklich fett und hundertmal größer. Wenn das kleine Petronius-Fragment aus dem Turm ein außergewöhnliches Ereignis war, dann war dieser Fund mindestens epochal.

Die drei Schlawiner hatten uns also belogen! Sie hatten behauptet, keine Papiere in der Tasche zu haben, stattdessen kam daraus jetzt ein Schatz von schwindelerregendem Wert zum Vorschein.

Da der Tisch noch von dem schlummernden Trio besetzt war, ließ das Quartett der Gelehrten sich ungelenk auf dem Boden nieder, während Pasqualini zwischen ihnen hin und her lief, wie eine Biene von Blüte zu Blüte wechselt, um ihr Gebrumm aufzuschnappen, und du dich als sechster und letzter, von der hektischen Neugierde der anderen angesteckt, an der kollektiven Inaugenscheinnahme beteiligtest.

Barbello bat dich, die Truppe ihren eigenen Angelegenheiten zu überlassen und mit ihr zu kommen, doch davon wolltest du nichts wissen. Du wiesest sie mit einer barschen Gebärde ab, die verkleidete Frau blieb allein.

Ich wollte mich nicht an dem Gerangel um den neuen Fund beteiligen. »Signor Secretarius, was tut Ihr?«, fragtest du, nachdem ich eine Weile am Fenster gestanden und Himmel und Meer betrachtet hatte.

»Meine Augen sind etwas müde«, log ich. »Und bei diesem Gedrängel um die Papiere kann ich nichts erkennen. Kehrt zurück, schaut für mich mit.«

Das musste ich dir sagen. Als ich mich aus dem Fenster lehnte, hatte ich nämlich gesehen, was sich auf dem darunterliegenden Felssporn direkt vor meinen Augen abspielte. Um zu erkennen, dass es besser war, wenn du nichts sahst, genügten ein Blick und vor allem ein Satz:

»Na, komm schon, willst du nicht wissen, wie ich es herausgefunden habe?«, fragte Kemal deine Barbello.

Das Mysterium der Zeit
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