»Kemal hat ihn gefunden«, erzählte Malagigi, auf den Korsar weisend. »Offenbar hat ihm der Mut gefehlt, sich von der Klippe zu stürzen, denn er hat sich an einem Ast erhängt. Doch er war zu schwer, ihr wisst ja, dass der Ärmste nicht gerade mager und auch nicht klein war. Während Kemal versuchte, den Knoten zu lösen, um ihn herabzulassen, hat der Ast nachgegeben und der Körper ist erst über die Felsen gerollt und dann ins Meer gestürzt. Gerade als ich ankam, sah ich ihn fallen.«
»Ein ungeheurer Sturz«, bestätigte Kemal. »Und von dort oben konnte man nicht einmal erkennen, wo das Wasser gegen die Klippen schlägt. Der Körper schwimmt wohl noch dort, aber vom Land aus lässt sich schwer sagen, wo genau. Wir bräuchten ein Boot, um den Küstenabschnitt zu untersuchen.«
»Wir können uns ebenso gut von ihm verabschieden, lasst uns für seine Seele beten«, sagte Barbara Strozzi und bekreuzigte sich. »Er hat sich zweimal umgebracht: erst erhängt, dann ist er ins Meer gestürzt.«
»Rutilius Claudis Namatianus hatte recht, als er sagte: ›Wir wundern |541|uns, dass die Menschen sterben? Die Gräber zerfallen, auch die Steine und die Inschriften trifft der Tod!‹«, bemerkte Naudé düster.
»Das war nicht Rutilius Namatianus, Gabriel, sondern Ausonius«, korrigierte ihn Schoppe ebenso trübsinnig.
»Wie traurig.« Der Bibliothekar schüttelte verzweifelt den Kopf, ob über Guyetus Tod oder das falsche Zitat, war schwer zu sagen.
»Vergil dichtete: ›Schon wächst Korn dort, wo einst Troja stand‹«, fügte Schoppe zur Ausschmückung der Trauerstimmung hinzu.
Pasqualini zog ein Bündel hervor. Er hatte es unweit der Stelle, an der Guyetus in den Tod gegangen war, zwischen zwei Büschen gefunden. Es war die persönliche Habe des Toten: eine kleine Summe Geldes, sein Pass, zwei Schlüssel, eine Notiz über die in Italien getätigten Ausgaben. Der alte Ungläubige musste gedacht haben, dass sie ihm nicht mehr viel nützen würden, egal wohin er sich begab.
»Fast beneide ich ihn«, seufzte Naudé. »Er hatte eine starke Seele, frei von Todesängsten, jedem Zorn abhold, nichts verlangend, und die harten Arbeiten des Herkules bedeuteten ihm mehr als die Liebeleien und Federkissen auf den Banketten des Sardanapal, wie Martial sagte.«
»Juvenal«, verbesserte Hardouin.