Elsebeth klingelt mit ihrer Glocke, sie steht an der Treppe und wartet, sagt, dass mich jemand am Telefon sprechen will. Sie sieht leicht verwirrt aus, es ist das erste Mal, dass mich jemand anruft, ich habe niemandem ihre Nummer gegeben.

Ich glaube, es ist ein Deutscher, sagt sie, und ich folge ihr in die Küche. Der Mann am anderen Ende beginnt mit einer Entschuldigung. Er sei sehr betrunken gewesen, aber das ändere nichts an der Sache. Es ist Ulrich.

Elsebeth ist immer noch nervös, ich lächle und nicke beruhigend. Sie geht zurück in ihr Zimmer, wo klassische Musik im Radio läuft.

Ulrich fragt, ob ich seinen Brief bekommen habe, dann lacht er gequält. Ich könne ihn ja noch gar nicht haben, er habe ihn erst heute abgeschickt. Aber ich solle wissen, dass seine Worte ehrlich gemeint waren, egal wie betrunken er war.

Er mochte die Bilder wirklich und würde sie gern ausstellen. Eine Sonderausstellung, nur mit meinen Bildern. Das wollte er mir nur sagen, der Rest steht in dem Brief.

Ich bleibe mit dem tutenden Hörer in der Hand am Esstisch sitzen.

Petra fragt schon lange nicht mehr, was los ist. Nachts weckt mich ihr Weinen, ich bin es gewohnt und mache nicht mehr das Licht an. Über dem Fußende schweben die Augen meines Vaters. Auch über dem Postregal schweben sie, ehe die Hände von selbst übernehmen.

Ich verstaue Elsebeths Einkäufe, als ich den Brief auf dem Küchentisch entdecke.

Er ist adressiert an den Maler Mehmet Faruk.

Im Umschlag steckt ein Bild von Ulrich. Er steht vor einem geschlossenen Metzgerladen. Er lächelt, streckt die Arme aus und zeigt stolz auf das leere Fenster. Er schreibt, dass er endlich den perfekten Ort gefunden habe. Die Galerie soll »Fleisch« heißen und mit meiner Ausstellung eröffnet werden.

Hinter dem Brief stecken ein paar D-Mark-Scheine. Er bedankt sich für die Anleihe und hofft, dass die Zinsen die Zugfahrkarte decken.

Wie keiner sonst / ebook
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