Ich liege im Bett, die letzten Gäste sind vor einer knappen Stunde gegangen. Der Gesang der Männer wurde immer undeutlicher, bis nur noch Gemurmel zu hören war, und allmählich leerte sich das Haus.
Es ist früh am Morgen und noch dunkel. Ich ziehe mich an und setze den Rucksack auf. Dann schleiche ich die Treppe hinunter. Das Haus riecht nach Rauch. Ich gehe in das Büro meines Großvaters, öffne die Schreibtischschublade und nehme die Zigarrenkiste heraus. Es sind weniger Banknoten als vor ein paar Tagen, die Beerdigung ist bezahlt. Ich stecke alles in die Tasche, ohne es zu zählen, es sind etwa zehntausend Kronen oder mehr. Auch die Fotografien meines Vaters als kleiner Junge stecke ich in den Rucksack. Da geht das Licht an. In ihrem dunkelblauen Nachthemd ist meine Großmutter nicht viel größer als ein Kind.
»Ich gehe jetzt«, sage ich.
Sie antwortet nicht.
»Ich habe dein Geld genommen«, sage ich.
»Warum?«
»Ihr schuldet es mir. Ihr schuldet mir viel mehr.«
»Das kannst du nicht tun.«
»Ruf die Polizei. Ich werde alles sagen, was mein Großvater mir erzählt hat, bevor er starb.«
Als sie ihren Mann in die Erde senkten, sah ich nicht die kleinste Regung in ihrem Gesicht. Nun zieht sich ihr Mund zusammen, und ihre Augen werden schmal.
Ich schließe die Tür hinter mir, die Morgenluft ist kalt. Ich gehe hinunter zum Fährhafen.
Auf dem Weg durch das Land schlafe ich fest und traumlos. Mit halb geschlossenen Augen zeige ich dem Schaffner die Fahrkarte.
Ich komme im Kopenhagener Hauptbahnhof an und laufe zur S-Bahn. In zwölf Minuten geht mein Zug.
Ich sitze auf einer Bank und ziehe die Jacke fest um mich.
Als die S-Bahn einfährt, habe ich mich entschieden. Vielleicht habe ich die ganze Zeit gewusst, was ich tun würde. Ich dachte, ich hätte das Geld aus Rache genommen, aber im Unterbewusstsein dachte ich wahrscheinlich schon an diese Möglichkeit. Ich gehe über die Fußgängerbrücke, weg vom Hauptbahnhof. Hinaus in die Stadt.