Ich wage mich nur so tief in den Garten, dass ich meinen Vater noch auf der Terrasse sehen kann. Wo das dicke, gelbe Gras aufhört, stehen die Obstbäume. Ich pflücke Äpfel und Birnen, esse sie und schaue meinem Vater bei der Arbeit zu. Er hat eine dunkelgrüne Plane über den Holzboden gebreitet und nimmt die Maschinen auseinander. Mit einem weißen, in Spiritus getauchten Lappen säubert er jedes Einzelteil. Dann fettet er alle Zahnräder gründlich ein und setzt sie wieder an ihren Platz im Gehäuse. Ein Geruch von Öl und Benzin liegt in der Luft.
»Guck mal hier«, sagt er und zeigt mir ein Zahnrad von der Motorsäge. Ich kann nicht erkennen, was daran besonders sein soll.
Er hält meinen Finger, damit ich spüre, wie gleichmäßig die Zacken noch sind. Keine Abnutzung, nicht der kleinste Gussrand.
Hinter mir knarren die Planken, der Schatten der alten Dame taucht auf.
»Du darfst so viel Obst essen, wie du willst«, sagt sie. »Aber stecke keine Frucht in den Mund, die du nicht kennst. Die Vögel werden von den Farben angelockt und können es nicht sein lassen, davon zu probieren. Mach es ihnen nicht nach.«
Im Augenwinkel sehe ich ihre bordeauxroten Schuhspitzen.
»Die Leute denken, die Natur sei immer gut, aber sie kann auch böse sein.«
Mein Vater nickt, ohne den Blick von den Maschinen abzuwenden.
»Du kannst jederzeit neues Werkzeug kaufen«, sagt sie. »Ich gebe dir Geld.«
Mein Vater schüttelt den Kopf.
»Sie müssen mich nicht dafür bezahlen, dass ich hier sitze. Ich mache das kostenlos.«
»Unsinn.«
Wenn ich nur ihre Stimme höre, könnte sie eine beliebige alte Dame sein. Wie die, die jeden Mittwoch in der Metzgerei, in der mein Vater arbeitete, Schweinekoteletts kaufte.
»Ich habe etwas, das dich interessieren könnte«, sagt sie. Wir folgen ihr um das Haus herum.
»Da drinnen.« Sie zeigt auf einen riesigen Busch. Es dauert eine Weile, bis ich sehe, dass es einmal ein Schuppen war. Mein Vater zieht Zweige und Blätter zur Seite, um zur Tür zu gelangen. Das Vorhängeschloss ist braun vor Rost, er knackt es mit einem Hammer und stemmt die Tür auf, dann verschwindet er im Dunkeln.
Ich stehe ganz still und lausche, wie er in dem Schuppen poltert, behalte die Tür im Auge. Ich will die alte Dame nicht ansehen, allein mit ihr im Garten, wo man keinen Schatten sieht. Dann höre ich etwas knarren und folge dem Geräusch auf die andere Seite des Schuppens. Zweige biegen sich auseinander oder brechen ab. Zwei Flügeltüren öffnen sich, und ich schaue in eine ehemalige Garage. Innen steht ein Auto, graubraun vor Schmutz. Mein Vater kommt rückwärts heraus und betrachtet es ehrfurchtsvoll.
»Ich wusste nicht, dass es davon noch welche gibt«, sagt er. Er zieht ein öliges Tuch aus der Tasche, spuckt darauf und poliert die Kühlerhaube, bis der schwarze Lack in der Sonne glänzt.