Auf den Bildschirmen stehen Hirsche im Wald, das Laub ist gelb. Ein Mann in grüner Kleidung tritt vor die Tiere und füllt fast das ganze Bild. Er zeigt auf die Hirsche hinter sich. Der Ton ist abgestellt, aber es sieht aus, als würde er flüstern.
Mein Vater geht von Fernseher zu Fernseher, tritt einen Schritt zurück und kneift die Augen zusammen. Er drückt ein paar Knöpfe, weicht wieder nach hinten und betrachtet den Bildschirm. Er sagt: »Sieh dir die Farben an.« Er sagt: »Sind die nicht ein bisschen verschwommen?«
Schließlich zieht er einen weißen Briefumschlag aus der Tasche und leert ihn. Der Apparat, den wir kaufen, ist groß, mein Vater trägt ihn nach Hause, eine Locke fällt ihm immer wieder in die Stirn, er bläst sie zur Seite. Ich bin enttäuscht, dass heute nicht mehr Menschen auf der Straße sind. Die Leute sollen uns Platz machen und auf den Radweg ausweichen, wenn wir kommen. Sie sollen sehen, was wir gekauft haben.
Ich nehme mir vor, den ganzen Sommer lang Fernsehen zu gucken. Ich will für den Schulhof bereit sein, sicher sehen die anderen Kinder viel fern, vielleicht sogar die ganze Zeit.
Ich mache belegte Brote, während mein Vater die Gebrauchsanweisung liest. Ich reiche ihm eins mit Leberpastete, er drückt auf die Fernbedienung und murmelt: »Warum will das Ding nicht?« Erst spät am Abend bekommt er das Testbild auf den Bildschirm.
Von da an läuft der Fernseher ununterbrochen. Meist ist der Ton abgestellt, aber wenn Nachrichten kommen, dreht mein Vater auf. So laut wie die Fernseher der alten Leute, die hier wohnen. Ich könnte »Feuer!« schreien, und er würde mich nicht hören. Wenn der Wetterbericht beginnt, trinkt er seine Tasse aus und lächelt mich an, als wäre er gerade erst heimgekommen. Er dreht den Ton wieder ab, ich frage, warum er den Apparat nicht ganz abschalte. »Sondersendungen«, sagt er. »Wenn etwas ganz Wichtiges passiert, unterbrechen sie das Programm.« Ich solle doch bitte darauf achten. Dann liest er weiter in den Tageszeitungen.
Ich dachte, ich würde das Kinderprogramm schauen können, aber nun sitze ich hier und warte darauf, dass das Programm von einem Mann im Anzug unterbrochen wird und eine Sondersendung kommt. Ich fürchte, dass ich wie angenagelt sitzen bleiben und meinen Vater nicht rufen würde, wenn es so weit wäre – wie in den Träumen, in denen der Eisbär immer näher kommt und ich mich nicht vom Fleck rühren kann.
Ich übe. Wenn mein Vater zum Kiosk geht, rufe ich »Sondersendung!«. Wenn ich auf die Toilette gehe, flüstere ich das Wort. Kurz vorm Einschlafen sage ich es in die Bettdecke, Sondersendung.