Es klopft an der Tür, ich will gerade öffnen, als mein Vater mich packt und zu Boden zieht. Ich sitze auf seinem Schoß. »Du darfst nie einfach so aufmachen«, flüstert er in mein Ohr. »Wenn du nicht weißt, wer es ist, darfst du nicht öffnen.«
Wieder klopft es, diesmal fester.
Ich zeige auf den Herd, und mein Vater lässt mich los. Ich laufe hin und stelle das Gas unter meinem Eintopf mit Kartoffeln, Wurst und Kohl ab. Ich habe noch die Hand am Regler, als es zum dritten Mal klopft. Es ist nur ein Mensch, da bin ich fast sicher. Finger, Hände und ein Knöchel, der auf Holz schlägt. Trotzdem gehe ich schnell zu meinem Vater zurück. Er nimmt mich in den Arm.
»Ich weiß, dass ihr da drinnen seid«, höre ich durch die Tür und erkenne Saras Stimme.
»Nein, ich weiß es nicht. Aber wenn ihr … Ach, macht endlich auf, zum Teufel.«
Die Arme meines Vaters umschließen mich fest.
»Bitte macht auf, ich will mit euch reden.«
Mein Vater hält die Hand vor meinen Mund.
»Sie will es nicht verstehen.«
Die Worte dringen weiter durch die Tür, man kann sie nicht leiser stellen.
»Ich will doch nur mit dir reden. Ich kann gut verstehen … nein, ich verstehe gar nichts mehr. Mach einfach auf.«
Ich spüre die Muskeln meines Vaters durch die Kleidung hindurch, sein Atem ist warm an meinem Hals.
»Sie will es nicht verstehen. Noch nicht. Aber irgendwann vielleicht.«
Sara klopft weiter an die Tür. »Das ist nie leicht«, flüstert mein Vater. »Denk an Jonas, er wollte davonlaufen. Und was geschah dann?«
»Das mit dem Wal.«
Mein Vater nickt. Ich spüre es am ganzen Körper, er drückt mich fest an sich, und wir nicken beide, schaukeln auf dem Boden vor und zurück.
Sara sagt: »Mir ist scheißegal, was mit dem Theater passiert. Ich will gar nicht wissen, ob du noch mitmachst, oder was du jetzt tust.«
Dann wird es still vor der Tür. Ich spüre das Herz meines Vaters an meinem Rücken klopfen.
»Mir ist scheißegal, dass alle sauer auf dich sind. Mach auf.«
Ihre Stimme kommt von unten, ich glaube, sie sitzt auf der Fußmatte.
Ich höre sie durch die Tür weinen. Ich sehe meinen Vater an, er hält die Hand vor meine Augen.