Ich suche in allen Koffern und Schränken, sogar an den merkwürdigsten Orten wie im Tiefkühlfach des Kühlschranks und den Stiefeln meines Vaters. Aber wo ich auch suche, ich finde die Frühstücksdose, die Trinkflasche oder das Lineal nicht. Ich finde keine der Schulsachen, die mein Vater für mich gekauft hat.

»Wir haben sie wohl verlegt«, sagt er. Verlegt bedeutet, dass wir etwas bei einem der Umzüge zurückgelassen haben.

Ich wollte sie auf den Esstisch stellen. Sie sollten dort stehen und meinen Vater jeden Tag an sein Versprechen erinnern. Wenn der Sommer vorbei ist, will ich in die Schule. Mein Vater schaut von seinen Zeitungsausschnitten auf. »Wir kaufen einfach neue«, sagt er. »Schließlich beginnst du auf einer neuen Schule, da sollst du auch neue Schulsachen haben.«

Wir gehen von Laden zu Laden, ich wähle die Sachen aus. Wir kaufen ein Mäppchen und Stifte. Wir kaufen Einbandfolie für die Bücher, die ich am ersten Schultag bekommen werde. Heute nehmen wir nichts, ohne dass mein Vater bezahlt. Wir kaufen eine Frühstücksdose und eine Trinkflasche aus Metall. Dann gehen wir weiter in den nächsten Laden.

Die Frau zeigt uns das Regal mit den Schulranzen, grüne, gelbe, rote und blaue. Ich suche einen blauen aus, in dem Platz für Frühstücksdose und Turnbeutel ist.

»Den verkaufen wir sehr oft«, sagt die Frau. »Das ist ein richtig guter Ranzen.«

Sie nimmt ihn aus dem Regal, damit ich ihn aufsetzen kann.

»Willst du den haben?«, fragt mein Vater. Ich sehe ihm an, dass ich eigentlich Nein sagen sollte. Ich frage, ob etwas nicht stimme mit dem Ranzen.

»Na ja, den haben alle.« Er sagt dies, als wäre es etwas Schlechtes. Ein ganzer Schulhof, auf dem alle Jungen denselben blauen Ranzen tragen. Die Mädchen tragen rote. Schreibt euren Namen rein, damit niemand ihn verwechselt. Ich halte den Mund und nicke nur, weiß, dass er ihn mir leicht ausreden könnte. Ich spanne die Tragriemen, der Ranzen fühlt sich gut auf den Schultern an, ich könnte ihn mit Büchern füllen, und er wäre trotzdem leicht zu tragen, glaube ich. Ich setze ihn nicht ab, bis mein Vater bezahlt hat und wir draußen auf der Straße stehen.

»Schöner Ranzen«, sagt er, öffnet ihn und legt alle Sachen, die wir gekauft haben, hinein.

»Dann fehlt uns nur noch eins«, sagt mein Vater.

»Wenn du für uns kochst, brauchst du ordentliches Werkzeug. Wer einen Nagel in die Wand schlagen will, braucht einen Hammer.«

Der Verkäufer im Küchenladen schließt uns den Glasschrank mit den Küchenmessern auf.

»Wenn Sie sie gut behandeln, halten sie ewig.« Die Hand des Verkäufers ist zu einem Messer geworden, das ohne Mühe Fleisch, Gemüse und Fisch durchschneidet. Dann lässt er uns mit den Messern allein. Mein Vater nimmt sie aus dem Schrank, wiegt jedes einzeln in der Hand. Er zeigt mir, wie man die Schärfe prüft, indem man ganz vorsichtig mit der Fingerspitze über die geschliffene Seite der Klinge fährt. Ich kann mir kaum vorstellen, mit so einem Messer in der Küche zu stehen, habe Angst, mir beide Hände abzuschneiden. Mein Vater lacht nur und sagt, stumpfe Messer seien viel gefährlicher als scharfe. Mit einem stumpfen Messer muss man beim Schneiden drücken, man legt sein Gewicht darauf, und dann rutscht es ab und steckt dir im Bein.

Mein Vater zieht einen Busfahrschein aus der Tasche. Es sieht aus wie ein Zaubertrick, zuerst ist der Fahrschein ganz, und plötzlich ist er halbiert. Das Papier muss nur die Klinge berühren, und schon ist es entzwei.

»Das ist das richtige Messer, das nehmen wir.« Der hölzerne Schaft ist dunkel, er ist breit und nicht so lang wie bei den anderen. Er gibt es mir. Obwohl es mir Angst macht, fühlt es sich gut an in der Hand, wie ein kleines Schwert, mit dem man Drachen töten könnte.

Das Messer hat seine eigene Schachtel aus dunklem Holz. Der Verkäufer steckt ein Stück weichen Stoff in die Plastiktüte und sagt, dass wir das Messer nur damit abwischen dürften.

Mein Vater kauft die kleinste Schürze, die sie haben. Alle Kochmützen sind mir zu groß und rutschen mir über die Ohren.

Er zückt das Portemonnaie und bezahlt. Als wir die Schulsachen im Buchladen kauften, war ich stolz, jetzt kann ich es nicht vermeiden, ein bisschen nervös zu werden. Das Messer ist teuer, und daheim kann ich fast den Boden der Kaffeedose sehen, es sind kaum noch Münzen darin.

»Ich freue mich schon auf die Frühstücksbrote«, sagt mein Vater, als wir aus dem Laden kommen.

Ich habe vergessen, etwas zu trinken einzupacken, also gehen wir zu einem Kiosk und kaufen ein Bier für meinen Vater und eine Limonade für mich. Wir gehen an etlichen Bänken vorbei, ehe mein Vater zufrieden ist. Ich habe die Brote in Papier gepackt, mit einem Gummiband drum herum, wie in den Sandwichläden. Auf dem Wurstbrot meines Vaters ist viel Senf, sonst sind beide gleich. Er isst es in großen Bissen und trinkt Bier dazu. »Lecker.« Er leckt die Finger ab. Vor uns steht ein Schloss, in dem ein König und eine Königin wohnen könnten.

»Christiansborg«, sagt mein Vater. »Hier entscheiden die Politiker alles.« Er wischt sich den Mund ab. »Zumindest glauben sie das. Wir können ja demnächst mal hingehen und uns ein wenig umschauen.«

Wie keiner sonst / ebook
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