Draußen ist es noch dunkel. Mein Vater läuft auf Socken in der Küche herum. Er macht alles so lautlos wie möglich. Mit einer nicht angezündeten Zigarette im Mundwinkel schleicht er sich an meiner Tür vorbei, die Schuhe in der Hand, die Jacke über der Schulter.
Als er sieht, dass ich wach bin, fragt er, ob ich nicht Lust hätte, weiterzuschlafen. Er verspricht, wieder da zu sein, bevor ich aufwache. Ich schüttle den Kopf, und er hilft mir in die Kleider. Mehrere Schichten, die sauberen über den schmutzigen.
Kurz nach vier stehen wir auf einem Parkplatz hinter einem Supermarkt. Um uns herum haben sich Menschen in kleinen Gruppen versammelt. Beim letzten Mal hat mein Vater erklärt, wer sie sind. Die mit den roten Augen sind Studenten. Die Dunkelhaarigen mit den Schnauzbärten sprechen Sprachen, die ich nicht verstehe. Sie haben Thermoskannen dabei und trinken Kaffee aus kleinen Gläsern.
»Sie sind hierhergekommen, weil es hieß, dass es bei uns Arbeit gibt. Und nun stehen sie hier«, sagt mein Vater.
Ein Lieferwagen fährt auf den Parkplatz. Die Leute werfen die Zigaretten weg und laufen auf den Wagen zu, die Gruppen geraten durcheinander.
Es gibt selten genug Zeitungen für alle, aber mein Vater bekommt immer welche, auch wenn viele vor ihm in der Schlange stehen. Der Mann auf der Ladefläche winkt meinen Vater heran: »Schließlich soll man die eigenen Leute nicht vergessen«, sagt er und reicht ihm ein paar Stapel.
Ich weiß, dass ich keine große Hilfe bin. Ich bin viel langsamer als mein Vater. In den Treppenhäusern rennt er sofort nach oben, ich höre seine Schritte, er nimmt drei Stufen auf einmal. Für das Erdgeschoss bin ich zuständig, ich passe auf, dass ich keinen Briefkasten vergesse.
Am Morgen hat mein Vater geschwollene, schwarze Hände. Auf dem Heimweg begegnen wir vielen Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Wenn wir früh genug fertig sind, gehen wir zur Hintertür der Bäckerei und klopfen an. Dann ist das Brot billiger und schön warm. Manchmal bekommen wir kostenlos, was sie nicht verkaufen können, und stopfen uns voll mit durchlöcherten Brötchen, verdrehten Blätterteigstückchen und Hörnchen, die aus Versehen gerade geworden sind.
Am nächsten Morgen versucht mein Vater wieder, sich davonzuschleichen. Wenn es ihm gelingt und die Sonne schon ins Zimmer scheint, wenn ich die Augen aufmache, liege ich im Bett und frage mich, wer nun die Erdgeschosswohnungen für ihn machen soll.