Ein lautes Poltern in der Küche weckt mich, und ich höre meinen Vater fluchen. Wieder hat er sich den Zeh am Tischbein gestoßen. Einen Augenblick später steht er in der Tür zu meinem Zimmer: »Ich bin gleich zurück, ich bringe Brot mit.«
Mein Vater hat das Geschirr von gestern stehengelassen, also erledige ich den Abwasch. Als er wiederkommt, hat er einen großen Stapel Zeitungen unter dem Arm, aber kein Brot. Ich sage nichts, weil wir noch Haferbrei und Milch im Kühlschrank haben.
Mein Vater schenkt sich Kaffee ein und nimmt die erste Zeitung vom Stapel. Er beugt sich über die Seiten. Wenn er etwas Interessantes findet, greift er zur Schere.
Nachdem ich meinen Haferbrei gegessen habe, versuche ich, das Gespenst des alten Mannes zu zeichnen, der vor uns hier gewohnt hat. Ich zeichne es genauso durchsichtig wie den Rauch, der aus seinem Mund kommt. Dann nehme ich den Zeichenblock mit in den Hof. Ich zeichne die Vögel, die in den Bäumen sitzen. Ich zeichne die Katzen, die auf der Jagd nach Ratten um die Schuppen schleichen. Dann verpasse ich einer Taube einen Katzenkopf, und das Bild gefällt mir. Die Katze, die von der Mülltonne springt, bekommt einen Taubenkopf mit geöffnetem Schnabel.
Nach ein paar Stunden gehe ich wieder in die Wohnung. Mein Vater sitzt immer noch am Tisch und liest Zeitung. Ich leere seinen Aschenbecher. Der letzte Schluck Kaffee in der Glaskanne ist eingetrocknet, ich stelle sie in die Spüle und fülle sie mit Wasser.
Draußen geht die Sonne unter, ich mache das Licht über dem Tisch an. Mein Vater reibt sich die Augen, nimmt die Jacke von der Stuhllehne und sagt, dass wir uns auf den Weg machen müssten.
An diesem Abend bedient er das Lichtpult sehr langsam. Ich weiß nicht, ob die Schauspieler es merken, sie sind wahrscheinlich zu beschäftigt mit ihrem Text. Aber ich merke es. Normalerweise hat er die Hände an den Knöpfen und zählt still vor sich hin oder flüstert die Worte der Schauspieler mit. Heute sind seine Augen halb geschlossen, und er vergisst die Zigarette im Aschenbecher. Ich rieche den angebrannten Filter.
Nach der Vorstellung küsst er Sara und sagt, er sei müde. Gleichzeitig mit den letzten Zuschauern verlassen wir das Theater. Winzige Tropfen fliegen durch die Luft, legen sich auf die Wangen und machen die Haare feucht. Ich frage meinen Vater, wo wir hingehen. »Wir gehen nur ein bisschen spazieren«, sagt er. Wir essen an einer Würstchenbude, und als ich den letzten Bissen von meinem Hotdog kaue, sagt mein Vater, dass wir weitermüssen. Die ersten Zeitungen kommen kurz nach Mitternacht, er kauft sie am Bahnhofskiosk, außerdem einen Stapel Wochenblätter, Zigaretten und für mich ein Comicheft.
Als ich ins Bett gehe, sitzt mein Vater wieder am Tisch, ich schlafe zum Klappern der Schere ein.