Ganz in der Nähe des Hotels befindet sich ein kleines Kino. Das Mädchen an der Kasse lächelt meinen Vater an und bringt uns Kaffee und Kakao, während wir warten, dass der Film beginnt.
Wir sehen uns deutsche, französische, russische und polnische Filme an.
Die Untertitel lese ich meistens nicht. Ich schaue auf die Bilder und entscheide selbst, was die Personen sagen.
Wir müssen einen Killerroboter im Keller bauen, Alexei.
Oder
Wann ist der Killerroboter fertig, Alexei?
Der Roboter steht immer dicht neben dem Bild, silberglänzend und bereit zum Angriff.
Es gibt fünf Würstchenbuden im Umkreis. Mein Vater meint, es sei wichtig, alle auszuprobieren, damit wir wissen, wer die besten Hotdogs macht. Es reicht nicht, an jeder Bude nur einen zu essen, man muss mehrmals wiederkommen.
Mein Vater isst sie mit allem, ich mag keinen scharfen Senf und keine rohen Zwiebeln. »Mit allem anderen«, sagt mein Vater zu Ulla in Ullas Wurstbude, zu Morten in der Sternen-Wurst und Sven in der Futterkrippe. Nach ein paar Besuchen wissen sie, was »mit allem anderen« heißt.
»Einen guten Hotdog kann man nicht essen, ohne fettige Finger zu bekommen«, sagt mein Vater mit Ketchup im Mundwinkel. »Nicht nur fettige Finger, eigentlich muss die ganze Hand verschmiert sein.«
Wieder schlafe ich zu neuen Geräuschen ein. Der pfeifende Laut aus den Nasenlöchern meines Vaters, der neben mir liegt. Der Straßenlärm, scharf bremsende Autos, quietschende Reifen auf nassem Asphalt. Betrunkene, die unter unserem Fenster lallen, schimpfen und rufen.
Mehrmals pro Nacht höre ich Schlägereien. Am Anfang wecken sie mich, und ich gehe zum Fenster. Der Türsteher des Stripclubs wirft einen Mann so fest hinaus, dass dieser einen Salto über eine Kühlerhaube schlägt, was einen ganz eigenen Laut macht.
Ich lerne, Polizeisirenen von Krankenwagensirenen zu unterscheiden. Auch das Hotel gibt Geräusche von sich. Betrunkene haben einen ganz besonderen Schritt und können schlecht flüstern.
»Wie viel?«, sagen sie. »Wie viel haben wir ausgemacht?«
Ich rücke dichter an meinen Vater heran. Wenn er sich im Schlaf kratzt, wird er mich kitzeln. Die ersten paar Nächte halten die Geräusche mich wach, sie sind fremd und aufdringlicher als an allen anderen Orten, an denen wir gewohnt haben.