Es klopft leise an der Tür. Ein kleiner Vogel, der Körner pickt, tock, tock, tock. Dann wird das Klopfen lauter, wie ein Vermieter, der sein Geld nicht bekommen hat. Ich darf nicht öffnen, wenn ich nicht weiß, wer es ist.
»Komisch, da ist ja gar kein Namensschild an der Tür.« Es ist der Junge mit den dunklen Haaren, ich erkenne seine Stimme. »Alle haben Namensschilder, warum habt ihr keins?«
Es wird wieder still im Treppenhaus, ich hoffe, er ist gegangen, aber ich habe keine Schritte auf der Treppe gehört. Ich halte die Luft an, dann höre ich einen seltsamen Laut, als würde er an der Tür kratzen.
»Ich fürchte, das muss ich verraten. Vielleicht frage ich meine Eltern, warum ihr kein Namensschild habt.«
Ich krieche unter dem Tisch hervor, öffne die Tür und folge ihm die Treppe hinunter. Er hält mich an der Hand, als wir den Hof überqueren und zum Tor hinausgehen.
Der Junge spießt ein Stück Hundedreck mit einem Stock auf, es sieht aus wie ein Maiskolben. Wir stehen auf der Straße vor dem Nachbarhaus.
»Ich weiß nicht, wie sie mit Nachnamen heißen«, sagt er und schmiert die Kacke über die Klingeln.
»Aber sie schauen mich schräg an in der Schule und rufen mir fiese Sachen hinterher.«
Er verkleistert den Knopf neben »I und H Madsen«.
»Wir schmieren die Scheiße einfach über alle Klingeln.«
Wir gehen zum nächsten Treppenaufgang. Er stopft Scheiße in die Ritzen, bis alle Knöpfe braun sind.
Als wir um die Ecke kommen, finden wir keinen Hundedreck mehr. Der Junge kauert sich in eine Einfahrt, lässt die Hose herunter und drückt und stöhnt. »Wir können jetzt nicht aufhören. Kann sein, dass die Richtigen noch keine Scheiße abbekommen haben. Was ist dann mit den armen Schweinen, die ohne Grund in die Scheiße greifen? Das verstehst du doch, oder?«
Jeden Tag wartet der Junge im Hof auf mich.
»Auf dich ist Verlass«, sagt er, als ich hinunterkomme. Dabei tue ich es nur ungern, ich verspäte mich absichtlich, bleibe am Tisch sitzen, zeichne und sehe auf die Uhr. Trotzdem steht er immer da, wenn ich komme.
Wir spielen »Kaninchenquetschen«. Ich muss in die Luft hüpfen, und er muss die Hände wegziehen, bevor ich auf ihnen lande. Manchmal spielen wir auch »Blinder Bär«, dann bekommt er eine Plastiktüte über den Kopf.