Es ist leicht und ungefährlich, fast legal.«
Kasper legt die Waren in den Einkaufswagen.
»Am besten funktioniert es spätabends und am Monatsanfang, wenn der Supermarkt voll ist.«
Er redet lauter als normal. »Sichtbarkeit gehört zum Trick«, sagt er und zieht eine Packung Cornflakes aus dem Regal. Er wirft sie in die Luft, sie schwebt unter der Decke und landet im Einkaufswagen.
»Niemand erwartet, dass man in einem Supermarkt vom Stehlen redet. Und niemand glaubt, dass man so etwas Großes zu stehlen versucht.«
An der Kasse holt Kasper eine einzelne Bierflasche aus dem Wagen und legt sie aufs Band. Das Mädchen hat schwere Augen nach einem langen Arbeitstag, sie tippt das Bier ein. Kasper sagt nichts von dem Kasten, der unten auf dem Wagen steht. Wir tragen ihn zusammen aus dem Supermarkt.
»Wenn sie es merken, kann man sich immer noch dumm stellen«, sagt Kasper laut.
»Habe ich etwa den Kassenzettel nicht nachgeprüft? Oder man kann behaupten, dass man es der Kassiererin gesagt hat. Zu dieser Tageszeit ist ihr Gedächtnis schlechter als das eines Goldfisches. Wie lang können die sich erinnern, drei, vier Sekunden?«
Schon nach ein paar Metern stellt Kasper in aller Seelenruhe den Kasten ab und zündet sich eine Zigarette an.
»Und das Beste ist, dass man sogar noch Pfand zurückbekommt. Man wird fürs Biertrinken bezahlt!«
Wir schleppen den Kasten die Treppe hinauf und reichen die Flaschen einzeln durch die Dachluke.
Wenn wir bei Karlsson auf dem Dach sitzen, spricht er fast die ganze Zeit. Kasper sagt, dass er Wörter spart, wenn er allein ist.
Heute erzählt er von ihrer alten Schule. Vom Morgengebet. Der Vorort, aus dem sie stammen, sei nicht arm. Es habe viel Willenskraft gebraucht, so tief zu sinken wie Kasper und er. »Oder so hoch zu sinken«, sagt Karlsson und zeigt mit beiden Armen über die Hausdächer. Die Sonne geht unter und färbt die Fenster gelb und orange.
Als es dunkel über der Stadt ist und der Tau sich niederschlägt, setzen wir uns in die Hütte.
Karlsson redet leise. Selbst hier oben über der Stadt hat er Angst, dass jemand uns belauschen könnte. Heute redet er nicht mehr über sich selbst oder über die Kunst, Tauben zu fangen, sondern über Bomben. Wie leicht man sie aus Reinigungsmitteln herstellen kann. Er sagt, eine Bombe sei nicht mehr wert als ihr Ziel. Eine Bombe sei ein langer Satz, der seinen Punkt erst am nächsten Tag in den Zeitungen erreiche.
Ich schaue Kasper an. Er lächelt nur, dreht Joints und sieht aus, als hätte er dies schon oft gehört.
Karlsson kennt viele Ziele, die er gern bombardieren würde. Die Nationalbank, die Börse, das Parlament, Lego.
Besonders Lego.
Hier geht es um Symbole, sagt er.
Spät in der Nacht lassen wir vom Dach aus Drachen steigen.
Ich halte die Schnur fest, Kasper steht wenige Meter vorm Abgrund, der Drachen flattert über seinem Kopf, bis er sich losreißt und über den Dächern davonfliegt.