Die Fassade des Kinos ist aus Glas, drinnen befindet sich ein kleines Café, wo es Sandwiches und Milchkaffee gibt. Das Kino hat nur einen Saal, ich frage nicht einmal, was läuft, kaufe einfach eine Karte und gehe hinein. In der hinteren Reihe sitzt ein älterer Mann und putzt seine Brille. Ganz vorne bewerfen sich zwei Jungen mit Popcorn und lachen. Plötzlich verstummen sie und schauen über die Schulter, sie haben Angst, beim Blaumachen erwischt zu werden, wie Tick, Trick und Track in dem Disneyfilm. Die Reklame ist vorüber, das Licht geht aus, und der Film beginnt. Er handelt von einem Polizisten, der mit seinem Hund spricht. Gemeinsam sollen sie gestohlene Gemälde wiederfinden.
Nach zehn Minuten füllt sich die Dunkelheit mit Gesichtern, an deren Namen ich mich nicht erinnere. Ich denke nicht mehr an meinen Vater, rede ich mir ein, aber in Wirklichkeit denke ich die ganze Zeit an ihn.
Ich weiß nicht genau, was geschehen ist. Die Erklärung, die ich bekam, war lückenhaft und kindgerecht. Der Rest besteht aus Bruchstücken, aus Wörtern, die ich durch den Türspalt aufgeschnappt habe.
Ich weiß, dass er an der Universität studierte, genau wie meine Mutter.
Er studierte Theologie, genau wie sein Vater und Großvater.
Ich weiß, dass er mit seiner Doktorarbeit begonnen hatte, als irgendetwas schiefging. Das sind nicht meine Worte. Nerven, Stress, sie haben es unterschiedlich ausgedrückt, auf jeden Fall ging etwas schief. Sie zogen um, als ich noch ganz klein war. Sie zogen aufs Land, damit mein Vater in Ruhe seine Doktorarbeit fertig schreiben konnte. Aber es hat nicht funktioniert, es ging einfach nicht mehr. Meine Mutter wollte mit mir ausziehen, aber mein Vater ist ihr zuvorgekommen.
Jedes Mal, wenn ich nach ihm frage, endet es damit, dass Karin die Treppe hinaufrennt, sich im Schlafzimmer einschließt und heult. Michael sagt immer nur, sie habe es nicht leicht gehabt. Manchmal sagt er auch gar nichts.
Der Hund auf der Leinwand redet weiter, die Jungen vor mir lachen. Ich gehe auf die Toilette, ziehe einen Joint aus der Tasche und stelle mich auf die Schüssel, damit ich den Rauch aus dem Fenster pusten kann und keinen Feueralarm auslöse.
Als der Qualm sich verzogen hat, gehe ich wieder in den Saal.
Der Mann hinter mir schnarcht, die Jungen lachen. Ich sitze mit halb geschlossenen Augen im Sessel, der Hund redet weiter und bringt den Polizisten immer wieder in peinliche Situationen. Er zerfetzt eine riesige Geburtstagstorte und furzt im Fahrstuhl, dass alle sich die Nase zuhalten. Am Ende fangen sie die Kunstdiebe.