Mars in Fische
Der Kriegsgott Ares
erscheint hier deplatziert. Es entsteht das Bild des
rücksichtsvollen Helden. Das kann bedeuten, dass er seine
kriegerische Energie für den ewigen Juden einsetzt, für die
Schwachen, die Opfer, die Randgruppen in dieser Welt; ein Krieger,
der aus Mitgefühl kämpft. Dazu gehört der Mut, sich dem Leid der
Welt zu stellen und zum Beispiel bei einer Reise nach Indien nicht
nur die Paläste zu besuchen, sondern auch in die Slums zu
gehen.
Im Bereich der
Sexualität kann er ein Chamäleon sein: der Mann mit tausend
Gesichtern, der erspürt, welches männliche Wunschbild eine Frau in
sich trägt; ein wunderbarer Liebhaber, der jeder Frau ein anderes
Gesicht zeigt; ein Frauenversteher. Er ist auch der Held, der die
Waffen des Gegners einsetzt, der seine Kriege nicht durch
Aggression im klassischen Sinne gewinnt, sondern durch Einfühlung
in den Gegner, der genau spürt und ahnt, welchen Schritt der Gegner
als Nächstes tun wird, nicht aus Berechnung, sondern aus einer
intuitiven Gewissheit heraus. Nach diesem Prinzip funktionieren
auch Kampfsportarten, die die Kraft des Gegners nutzen. Ideal sind
Disziplinen, die ein meditatives Element haben wie
Zen-Bogenschießen; sie entsprechen dem höchsten Bild von
Fische-Mars, dem spirituellen Krieger.
In der Märchenwelt
wird dieser Krieger oft als Seefahrer dargestellt. Die Abenteuer
auf dem Meer können wörtlich verstanden werden oder im übertragenen
Sinne; dann wäre dieser Seefahrer einer, der die Herausforderung
des spirituellen Weges annimmt, der den Mut zur Stille hat, der
weiß, dass Meditation auch Kampf sein kann – es erfordert enorme
Anstrengung und Willenskraft, mehrere Stunden reglos auf einem
Kissen zu sitzen. Die Schattenseite ist der schwache Held, der
unfähig ist, eine Position zu vertreten, dessen Waffen Tränen und
Schuldgefühlpolitik sind. Sein Kampfschrei ist: »Sieh, wie weh du
mir tust« anstelle des ehrlichen »Ich bin wütend auf
dich«.
Ein Mann mit dieser
Konstellation erlebte in einer Traumreise zum inneren Krieger
Folgendes. Als er in der Arena auf seinen Gegner traf, stellte er
sich anstatt zu kämpfen vor ihn, warf die Waffen weg und rief:
»Schlag mich doch!« Die Macht der Opfer, der »unschuldigen guten
Menschen«, kann oft sehr problematisch sein. Sich der eigenen Wut,
der eigenen marsischen Motive bewusst zu werden, zu sehen, dass
auch Opfer manipulative Macht haben, ist sicherlich nicht einfach.
Es kann sein, dass man lieber auf dem Opferstatus beharrt und sich
mit dem moralischen Trostpreis des besseren Menschen zufriedengibt,
auch wenn man sich damit selbst kastriert.
Frauen mit Fische-Mars
zieht es zu geheimnisvollen Männern hin, Männern, in die sie
Wunschbilder projizieren können, die auch undurchsichtig, oft
unerreichbar sind. Im positiven Sinne sind das vielleicht Männer,
die etwas von Tantra, von Hingabe und Verschmelzung verstehen und
nicht nur auf körperlich-sinnlichen Genuss aus sind. Allerdings
zieht es diese Frauen auch zu den Verlorenen hin, sie können zu
hilflosen Helferinnen werden, die ständig retten wollen, was nicht
zu retten ist, und ihre ganze Energie in die berühmten »Schwarzen
Löcher« investieren.