Venus in Steinbock
Die
Steinbock-Aphrodite vertritt die schlichte, einfache, bescheidene
Schönheit, die klassische Schönheit, die keine Schminke braucht.
Eine Schönheit, wie sie durch die Frau im Märchen Die zwölf Brocken ausgedrückt ist, die Frau an der
Quelle, die naturnahe Erdfrau.
Wenn Venus im
Saturn-Zeichen Steinbock steht, gibt es fast so etwas wie eine
Pflicht zur Schönheit, auch die Pflicht, für den eigenen Körper zu
sorgen. Hier darf man sich nicht gehen lassen, ohne sich dabei
schlecht oder schuldig zu fühlen. Man ist der Schönheit, auch der
eigenen Schönheit und der Schönheit des Universums etwas schuldig.
Die Schattenseite dieser Art von Weiblichkeit ist eine kalte und
abweisende Version des Weiblichen, bei der alles, was verspielt,
leicht und tänzerisch ist, von vornherein abgewertet wird, weil die
Strenge, die saturnische Energie, auch im Bereich der Liebesgöttin
den Ton angibt. Hier heißt sie: Den Vogel, der am Morgen singt,
frisst am Abend die Katze, kein Genuss ohne Reue. Im Lied vom
Polenstädtchen kommt der schöne Satz vor: »Ich hab einmal geküsst
und schwer gebüßt.« Im Negativen sind Liebe, Eros, Sexualität,
Spiel und Tanz generell verboten, weil es Wichtigeres,
Wesentlicheres, Ernsteres im Leben gibt; im Positiven dürfen, ja
müssen diese Energien sehr wohl sein, es gibt gewissermaßen eine
Pflicht zur Freude, solange man die Spielregeln beachtet. Diese
Spielregeln wollen hier allerdings erarbeitet werden. Das Ballett
hat Steinbock-Venus-Qualität: Scheinbare Leichtigkeit, die das
Ergebnis härtester Arbeit ist.
In Der kleine Prinz steht der wunderschöne Satz: »Du
bist für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.« Das
ist das Gesicht von Liebe und die Definition von Liebe, die
Steinbock entspricht. Das helle Bild ist hier ein altes Paar, das
miteinander zahlreiche harte Winter überstanden hat, auch Krisen,
Härte-und Substanztests, und wo Liebe auf gegenseitiger
Verantwortung, einem Bekenntnis zur Beziehung sowie auf
Illusionslosigkeit im positiven Sinne gründet. Eine Beziehung, die
geerdet ist, in der man miteinander etwas aufbauen kann, auch im
materiellen Sinne. Die Schattenseite dieses Beziehungsmodells ist
die erstarrte, versteinerte Beziehung, die nur weiterbesteht, weil
man nun einmal geheiratet hat, in der die Regeln jede spontane
Lebendigkeit ersticken und in der auch Sexualität zur ehelichen
Pflicht wird und keine spontane Verschmelzungsbegegnung mehr
ist.