Die Leichtigkeit
Zwillinge gehört wie
Waage und Wassermann zu den Luftzeichen. Der Luftwelt entspricht
die Haltung des distanzierten Beobachters. Luft ist das einzige
Element, das keine eigene Richtung hat, das sich neutral verhält;
Erde und Wasser ziehen nach unten, Feuer steigt nach oben. Ein
Leitmotiv für den Luftmenschen ist der neutrale, objektive,
distanzierte Beobachter, der, wie Oskar Adler sagt, einen
Logenplatz im Wirklichkeitstheater hat, Zeuge ist, nicht verstrickt
und involviert in die Gefühlswelt wie der Wassermensch, auch nicht
wie der Erdmensch angetreten, um zu handeln und Spuren zu
hinterlassen. Seine Aufgabe ist es, Wirklichkeit zu benennen,
Sprache und Begriffe für sie zu finden. Um den Unterschied zwischen
Luft-und Erdwelt zu verdeutlichen, könnte man ein Gleichnis von
Lao-tse verwenden: »Dreißig Speichen gehen auf ein Rad, aber das
Leere zwischen ihnen macht das Wesen eines Rades aus.«
Um das Phänomen Rad zu
begreifen, würde ein Erdmensch den materiellen Aspekt sehen, das,
was sich anfassen lässt. Der Luftmensch hingegen würde sagen:
»Bevor so ein Rad konstruiert wurde, muss es als Idee im Kopf des
Erfinders vorhanden gewesen sein.« Diese Welt der Ideen, der
Gedanken ist die Realität des Luftmenschen. Ich denke, also bin
ich. Dazu gehört auch die Fähigkeit, die Welt als große Komödie zu
sehen. Ein englischer Lord hat einmal gesagt: »Dem denkenden
Menschen ist die Welt eine Komödie, dem fühlenden eine
Tragödie.«
Luft ist das
leichteste der vier Elemente, und deshalb ordnet man ihr auch das
Temperament des Sanguinikers zu (die Erdzeichen Stier, Jungfrau,
Steinbock entsprechen demnach dem Melancholiker, die Feuerzeichen
Widder, Löwe und Schütze dem Choleriker und die Wasserzeichen
Krebs, Skorpion und Fische dem Phlegmatiker). Leichtigkeit ist in
unserem Kulturkreis nicht einfach zu leben, denn bei uns wird
Ernsthaftigkeit, Anstrengung, Leistung im Allgemeinen wesentlich
mehr geachtet als die »unerträgliche Leichtigkeit des Seins«.
Schmetterlings-Menschen genießen bei uns keinen guten Ruf; sie
gelten als leichtlebige Luftikusse – dabei ist der Schmetterling
nun mal zum Fliegen geboren. Er ist nicht dazu da, auf einer Blume
sitzen zu bleiben und auf ihr eine Burg zu bauen (dieses Thema
hatten wir beim vorangegangenen Zeichen Stier). Er soll dazu
beitragen, die Welt bunter und leichter zu machen. Die Erfüllung
dieser Mission ist Zwillinge-betonten Menschen hierzulande noch nie
leicht gemacht worden, besonders Frauen nicht, weil das Frauen-und
Mutterbild in unserer Tradition eine ganz andere Prägung hat, da
wird eine zuverlässige, verantwortungsbereite Form von
Mütterlichkeit erwartet. Auf den Vorwurf, ein »leichtes Mädchen« zu
sein, könnte man fragen, was denn an »schweren Mädchen« besser sei?
Für die vielen Zwillinge-betonten Menschen bei uns, die deshalb mit
einem schlechten Gewissen herumlaufen, ist es besonders wichtig,
sich im Laufe ihres Lebens von ihren Schuldgefühlen zu
befreien.