Narada
Zum Schluss noch eine
Geschichte, die insofern Steinbock-Qualität hat, als es um den
unendlich langen Entwicklungsweg unserer Seele geht. Was die Länge
dieses Weges betrifft, sind zwei Haltungen möglich. In unserer
Geschichte ist der heilige Narada unterwegs, um Gott einen Besuch
abzustatten. Dabei kommt er an einem Wald vorbei, wo ein alter
Mönch in tiefer Meditation versunken sitzt. Als der Mönch den
heiligen Narada sieht, bittet er ihn, um seinetwillen Gott eine
Frage zu stellen: »Ich habe mein ganzes Leben lang diszipliniert
meine Übungen gemacht, habe immer fromm und in Meditation gelebt.
Jetzt möchte ich gern von Gott wissen, wie oft ich noch
wiederkehren muss auf diesen Planeten, bis ich endgültig erlöst
bin, befreit vom Rad der Wiedergeburt.« Narada lächelt nur und geht
weiter, dann kommt er an einem Baum vorbei, unter dem ein junger
Mann ganz ekstatisch tanzt, und fragt: »Soll ich Gott um
deinetwillen auch etwas fragen? Ich bin nämlich gerade unterwegs zu
ihm.« Doch der junge Mann hört gar nicht hin, er tanzt einfach
weiter. Auf dem Rückweg kommt Narada zuerst bei dem alten Mönch
vorbei und sagt: »Ich habe Gott gefragt, und er hat mir zur Antwort
gegeben, du musst noch dreimal wiederkommen.« Da packt den Alten
die Wut, er wirft seine Gebetsperlen und seine Schriften von sich
und sagt: »Das ist ungerecht, dreimal noch.« Narada geht weiter,
findet den jungen Mann immer noch tanzend unter dem Baum und sagt
zu ihm: »Obgleich du mich nicht darum gebeten hast, habe ich doch
Gott ganz beiläufig eine Frage gestellt. Und er hat mir gesagt, du
musst noch so oft wiedergeboren werden, wie Blätter an dem Baum
sind, unter dem du tanzt.« Da tanzt der junge Mann noch
ekstatischer und sagt: »So bald? Es gibt so unendlich viele Bäume
auf der Welt mit so unendlich vielen Blättern, so bald? Wenn du
wieder zu Gott gehst, danke ihm.«