Mars in Stier
Auf den ersten Blick
scheint der Widder-Herrscher Mars hier deplatziert. Die Stier-Kraft
ist schließlich eine Kraft der Defensive, die vor allem in der
Ruhe, im Aushalten liegt. Aber genau diese Qualitäten zeichnen den
Stier-Krieger aus. In meinen Astrologie-Ausbildungsgruppen habe ich
viel mit Traumreisen und inneren Bildern gearbeitet; daher stammt
ein Bild, das mir in diesem Zusammenhang sehr passend scheint. Es
entstand bei einer Traumreise, bei der man sich vorstellt, einen
Zweikampf in einer Arena bestehen zu müssen. Zuerst sucht man sich
in der Waffenkammer, die zur Arena gehört, die Waffen aus, mit
denen man kämpfen will. Sobald man dann nach den eigenen
Vorstellungen ausgerüstet ist, betritt man den Kampfplatz und
trifft auf den Gegner. Schließlich erlebt man sich selbst im Kampf.
Eine Frau mit Stier-Mars hatte in dieser Arena einen Gegner, der
eine Lederhaut trug und auf den sie mit aller Kraft einprügelte.
Doch je mehr sie auf ihn einschlug, desto unbeweglicher und starrer
wurde er; sie selbst wurde dabei immer verzweifelter. Und genau
diese Haltung ist die Waffe, die zu Stier gehört, die Waffe der
Defensive, des Aushaltens. Darin besteht auch der große Kontrast
zur Widder-Energie, die sagt: »Dir zeig ich’s, dich krieg ich, ich
bin stärker als du«. Hier hingegen heißt es: »Du kriegst mich
nicht, du bringst mich keinen Zentimeter von meinem Standpunkt weg.
Da kannst du toben und schreien, wie du willst; ich werde immer
ruhiger, je mehr du dich aufführst.« Auch Trotz kann eine äußerst
wirksame Waffe sein, ebenso demonstrative Langsamkeit. Oskar Adler
hat in diesem Zusammenhang den Ausdruck »militante Trägheit«
benutzt. Trägheit kann eine hervorragende Waffe sein; in einer
Partnerschaft kann es einen zur Verzweiflung treiben, wenn der
andere sich einfach nicht bewegen will.
Das Männerbild, das
Stier-Mars entspricht, ist der dionysische Mann. Denken Sie nur an
das Schlussbild der Geschichten von Asterix und Obelix, wo immer
ein Fest veranstaltet wird, bei dem die riesigen Holztische sich
unter gebratenen Wildschweinen biegen und Wein aus Büffelhörnern
getrunken wird. Diese Energie des Mannes, der richtig feiern kann,
der das Leben genießen kann, dieser Dionysos pur entspricht der
Stier-Männlichkeit. Das gilt natürlich auch für die Sexualität. Ein
Stier-Mars lebt am besten eine ganz sinnliche, körpernahe Form von
Sexualität.
Frauen mit Stier-Mars
werden solche sinnlichen, körperbezogenen Männer auch erotisch
attraktiv finden. Da kann ein Mann noch so wunderbare Gespräche
führen – an eine Stier-Mars-Frau sind sie verschwendet, wenn sie
diesen Mann nicht anfassen kann. Für sie ist es wichtig, dass er
sich gut anfühlt, dass er eine gute Beziehung zu seinem Körper
hat.
Abschließend möchte
ich noch ein wichtiges Thema ansprechen: die Tendenz zum Jähzorn.
Es heißt ja so schön, dass Jähzornige eigentlich zu wenig wütend
sind. Und da gerade Stier viel mit dem Einverleiben, mit dem
Schlucken zu tun hat, entsteht hier leicht die Gefahr, dass man zu
lange in einer masochistischen Haltung verharrt und erst wenn es zu
spät ist merkt, dass man zu lange ausgehalten hat, dass sich zu
viel angestaut hat. Dann braucht es nur den berühmten Tropfen, der
das Fass zum Überlaufen bringt, und vor der explosiven Gewalt, die
dieses Tier dann verkörpert, kann sich sogar der Widder verstecken.
Widder reagieren schneller; ihre Bereitschaft, Wut zu zeigen, ist
von der Anlage her viel selbstverständlicher. Die Stier-Aggression
hingegen hat oft den Charakter einer Zeitbombe, die irgendwann nach
außen oder innen losgehen kann. Ich kenne viele Stier-betonte
Menschen, die immer wieder denken: »Vorgestern hätte ich wütend
sein sollen, was habe ich mir da wieder gefallen lassen, aber ich
habe es erst viel zu spät kapiert, und dann war der Mensch, der
mich so verletzt hat, nicht mehr da, und ich kann nun diese
Energien nicht mehr loswerden.« Das kann zu einem Stau führen, zur
so genannten sthenischen Depression. Depression bedeutet ja:
Niederdrücken von Energie.