Der Optimist
Wer mit dieser
Grundenergie geboren wird – den Blick nach oben gerichtet, auf den
Olymp, in den Himmel, in die Welt des Geistigen, Höheren -, dessen
innere Haltung kann man nicht anders als optimistisch nennen: ein
Visionär, der sich zu Höherem berufen fühlt, sich auf das Optimum
des Möglichen bezieht und daraus seine Kraft schöpft. Die Ahnung
des Göttlichen verleiht diesen Menschen das Gefühl inneren Adels,
aber Adel verpflichtet auch, und die Verpflichtung zu Höherem ist
manchmal schwer auszuhalten. Wer seinen Pfeil in den Himmel
richtet, ist bereit, aus seinem Leben ein großes Drama zu machen.
Was das Ziel für den Einzelnen ist, ist eine andere Frage. Oskar
Adler als kritischer Zwilling merkte hierzu an: »Je sinnentleerter,
desto mehr Äußerlichkeiten-bestimmt.« Der tiefere Auftrag des
Schützen ist es, sich seiner göttlichen Natur bewusst zu werden und
sich auf seine innere göttliche Führung zu beziehen, auf das, was
man als das höhere Selbst bezeichnen kann. Wer jedoch auf der Ebene
von Religiosität, Spiritualität, Gottesbildern als Kind keine
Nahrung bekommen hat, wer mit Wertvorstellungen gefüttert wurde,
die nur der äußeren Welt angehören, der läuft Gefahr, sich mit
seinem grandiosen Anspruch zu sehr auf Äußerlichkeiten zu beziehen.
Das kann zur so genannten Persona-Haltung führen: immer eine
perfekte Maske, immer den teuersten Anzug, das größte Auto, das
luxuriöseste Haus.
Spätestens in der
zweiten Lebenshälfte sollte der Anspruch, der hier so eine große
Rolle spielt, auch als ein spirituell-religiöser Auftrag verstanden
werden. In der ersten Lebenshälfte ist es für die Feuerhelden und
Amazonen durchaus stimmig, in der äußeren Welt ein großer Mann oder
eine bedeutende Frau zu werden. In der zweiten Lebenshälfte
verlangt die Frage »Wer bin ich?« nach anderen Antworten, denn
jetzt geht es mehr um Individuation, um die Frage der Identität
unabhängig von Beruf, Familie und öffentlichem Ansehen. Dann heißt
es, die Persona entmachten, die Rolle, die man in der äußeren Welt
spielt, hinterfragen.