Mond in Stier

Menschen mit Mond im Zeichen Stier tragen ein inneres Kind in sich, das große Sehnsucht nach einer nährenden Urmutter, einer Bäuerin mit »Kuhwärme« hat, also nach der klassischen maternalen Frau. Die erste Frau im Leben, von der man sich diese Art von Nahrung wünscht, ist die leibliche Mutter. Menschen mit Stier-Mond habe ich in Therapiegruppen immer wieder als diejenigen erlebt, die die Arme nach der Mutter ausstrecken: »Bitte geh nicht weg, bitte bleib da, verlass mich nicht.« Die Dynamik der Gefühle ist hier langsam, melancholisch-erdenschwer, und wenn man sich seelisch eingewurzelt hat, sei es an einem Platz oder in einer Beziehung, flüstert eine innere Stimme: Ich will das immer festhalten. Egal wie sehr man sich vom Kopf her sagt: Lass los, nimm Abschied! Das innere Kind will festhalten, im vertrauten seelischen Revier bleiben. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, inwieweit die leibliche Mutter dem Kind seelischen Boden vermitteln konnte. Stier-betonte Kinder brauchen ein Gefühl von Zugehörigkeit, das Gefühl »hier gehöre ich hin, das gehört mir, das ist meins«.
Man wird in der Regel wenige, aber wichtige Seelenbeziehungen in seinem Leben haben, aus dem einfachen Grund, dass Beziehungen hier sehr langsam wachsen und Liebe viel Zeit braucht, wie das langsame Wachsen eines Baumes. Aber wenn der Liebes-und Beziehungsbaum erst einmal gewachsen ist, dann ist man ein Gefährte auf Dauer, und der andere muss schon sehr viel Unsinn anstellen, um sich diese Beziehung zu verscherzen.
Trennungen dagegen erlebt man wie kleine Tode. Wo ein Widder-Mond, um ein Beispiel zu nennen, Trennungen geradezu genießen kann – »Wunderbar, endlich etwas Neues, mir war schon langweilig!« -, da wird ein Stier-Mond in derselben Situation leiden und diese Trennung als unendlich schwer empfinden, es ist, als würde einem der Boden unter den Füßen weggezogen.
Vom therapeutischen Standpunkt aus gibt es hier etwas sehr Wichtiges zu beachten. Verlassene, entwurzelte Stier-Kinder (damit meine ich in erster Linie Kinder mit Stier-Mond) brauchen Heilung im Archetypisch-Weiblichen, im mütterlichen Bereich, und da kann die Natur eine große Hilfe sein, der Weg in den Wald zum Erdkühlein. Ich kenne einige stark Stier-betonte Menschen, die ungeliebte, abgelehnte Kinder waren; sie haben sich selbst intuitiv dadurch geheilt, dass sie etwa einen Lieblingsbaum hatten, auf den sie sich zurückzogen und der ihr Freund wurde, dem sie alles anvertrauen konnten. Manche legten sich einfach auf die Erde und spürten, wie die Erde sie trägt. Auch wenn die Mutter nicht da ist oder wenn sie weggeht, wenn die Familienverhältnisse chaotisch sind, Mutter Erde ist immer da und trägt einen. Verletzte Stier-Kinder brauchen keine hochintellektuellen Therapeuten, die brillante Methoden beherrschen; sie brauchen Heilung durch etwas ganz Einfaches, durch das sie sich gehalten und getragen fühlen. In diesen Fällen sind Therapieformen angebracht, die dem Heilungsprozess Zeit geben. Sigmund Freud war Stier, und entsprechend lange dauert eine psychoanalytische Behandlung. Ist das Vertrauenspflänzchen erst einmal verletzt, braucht es bei diesen Menschen besonders viel Zeit, um sich wieder zu erholen. Geschieht das nicht, dann besteht die Gefahr, dass entwurzelte Stier-Mond-Kinder sich jeder Bindung verweigern, nach dem Motto: »Ich will nie mehr vertrauen, mich nie mehr an jemanden oder an etwas binden, wenn ich dann doch vielleicht wieder loslassen, ein Erdbeben erleben muss.« In solchen Fällen können ein geradezu unglaublicher Freiheitswille und eine Bindungsangst entstehen, die hier gar nicht der Anlage entsprechen, sondern in erster Linie eine Reaktion auf erlittene oder erfahrene Entwurzelung darstellen.
Wenn ein Mann den Mond im Zeichen Stier hat, dann steckt sehr viel mütterliche Energie in ihm. Und wenn er sich nicht zu schade ist, diese Qualitäten zu leben, kann er zum Beispiel fürsorglich Kinder großziehen, für sie da sein, verlässlich sein, oft hat er auch grüne Hände: Dort, wo ein Stier-Mond sich verwirklicht, wächst und gedeiht alles ausgesprochen üppig.
Für einen Mann wird der Stier-Mond natürlich auch bei der Begegnung mit Frauen eine Rolle spielen, nicht nur in der Beziehung zur Mutter als der ersten Frau im Leben, sondern ebenso zur Gefährtin, die auch die Mutter der gemeinsamen Kinder sein kann. Dabei ist die Sehnsucht, eine maternale Frau, eine »Kuh«, wenn man so sagen darf, zu finden, sehr stark, und ein solcher Mann wird schwer damit zurechtkommen, wenn eine Frau diese Verlässlichkeit, diese Mütterlichkeit oder auch Sinnlichkeit nicht hat oder nicht zeigen kann. Falls er nicht in sich selbst auch ein Stück Stier-Energie und Verwurzelung findet, wird er dazu neigen, Frauen sehr stark in diese Mutterrolle zu drängen und eventuell einzuengen. Das wird vor allem dann zum Problem, wenn die Frau etwas vom Typ der Hetäre hat; solch eine Frau wird vermutlich an der Seite eines Mannes mit Stier-Mond bisweilen Erstickungsängste oder Atembeschwerden bekommen. Es ist wichtig, dass der Stier-Mond-Mann für sich selbst eine positive Form von Mütterlichkeit findet (das kann zum Beispiel Naturverbundenheit oder Kochen sein) und diese Eigenschaften nicht nur von der Frau erwartet.
Ebenso wichtig ist es für eine Frau mit Stier-Sonne, dass sie den verwöhnenden, nährenden Sugar-Daddy nicht nur im Mann sucht, sondern dass sie in sich selbst diesen König entwickelt und Männer dadurch entlastet.
Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen
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