Venus in Zwillinge
Das innere Frauenbild
der Geliebten geht hier in Richtung der Hetäre. Für eine Frau mit
Venus in Zwillinge ist die stimmigste Art und Weise, Weiblichkeit,
Erotik, Schönheit zu leben und zu erleben, eine tanzende
Schmetterlingsfrau zu sein. Zwillinge ist ohnehin ein Zeichen, das
nicht gerade von Eindeutigkeit bestimmt ist, und dazu passt eine
Frau, die Verwirrung stiftet, Konflikte auslöst, viel
durcheinanderbringt, die sehr gut eine Femme fatale sein kann. Ihre
helle Seite ist die Femme inspiratrice, die inspirierende
Frau.
Für Zwillinge-betonte
Menschen inszeniert der Kosmos immer wieder widersprüchliche
Situationen, in denen man keine eindeutige Entscheidung mehr
treffen kann, wo man sich zerrissen fühlt zwischen den Gegensätzen,
zum Beispiel Dreiecksbeziehungen. Man könnte fast sagen, dass
Zwillinge-Energie spezialisiert ist auf Dreiecksbeziehungen. Oft
hat ein Partner oder eine Partnerin genau das, was in einem anderen
Partner, in einer anderen Partnerin nicht gefunden werden kann, und
warum sollte man deswegen den einen oder die eine mehr oder weniger
lieben als den anderen oder die andere? Warum kann nicht beides
Platz haben? Das verstößt natürlich gegen unseren traditionellen
Moralbegriff, aber in Wirklichkeit gibt es überraschend viele
Dreiecksbeziehungen, und sie enthalten von der
Zwillinge-Perspektive aus eine tiefe Weisheit: die Weisheit des
Sowohl-als-auch. Damit umzugehen, damit zu leben ist schwer, aber
das Zwillinge-Prinzip kann dabei weiterhelfen.
Die psychische
Heldentat und innere Aufgabe von Zwillinge könnte man so
definieren: Bleib im Konflikt, nimm den Widerspruch an, so
schwierig es auch sein mag für dich und für die anderen. Dieses
Sowohl-als-auch ist deine persönliche Art von Weisheit und
Wahrheit. Das kann sich auf eine Dreiecksbeziehung im klassischen
Sinne beziehen, es kann jedoch auch bedeuten, dass ein Mann auf
einmal merkt, dass er nicht nur Frauen sexuell attraktiv findet,
sondern auch Männer, dass eine Frau sich auch in eine Frau
verliebt. Auf der Zwillinge-Ebene ist die Widersprüchlichkeit des
Lebens, auch die Widersprüchlichkeit innerhalb der eigenen Person,
die Lösung und nicht das Problem. Man sollte lernen, solche
Unsicherheiten und Ambivalenzen als offene Fragen stehen zu lassen,
ohne gleich mit Eindeutigkeiten, mit moralischen Rettungsankern
herbeizueilen. Man sollte sich ruhig trauen, »schwierig« zu sein,
auch wenn man damit Menschen, die in ihren Beziehungsburgen
verschanzt sind und die genau wissen, wo es langgeht, verwirrt und
verunsichert. Die Aufgabe der Zwillinge ist es nun einmal, Fragen
zu stellen und Zweifel zu säen. Bei diesem Zeichen geht es
grundsätzlich um die Suche, um die Wanderschaft und nicht um
dauerhafte Antworten und um Ankommen. »Genug ist nicht genug, genug
kann nie genügen«, singt der Zwilling Konstantin Wecker. Ein
weiterer Zwilling, Bob Dylan, drückt diese Weisheit so aus: »To
everything turn, turn, turn …«.