Die Große Göttin
Das Bild der
Weiblichkeit bei dieser Konstellation ist beschreibbar als die
»Wolfsfrau«, über die Clarissa Pinkola Estés geschrieben hat, die
wilde, kraftvolle, animalische, autonome Seite des Weiblichen.
Wenig bekannt ist die Wildsau-Göttin des Matriarchats. Jutta Voss
hat ein Buch darüber geschrieben mit dem Titel Das Schwarzmond-Tabu, und darin fasst sie die
Ergebnisse jahrelanger Matriarchats-Forschung zusammen. Es gab
früher eine Göttin, die in Gestalt einer Wildsau verehrt wurde.
Jutta Voss schildert voller Empörung, wie diese kraftvolle
Wildsau-Göttin im Patriarchat zum Marzipanschweinchen
umfunktioniert wurde, weil die Männer oder der patriarchale
männliche Geist mit der kraftvollen Seite des Weiblichen nichts
anfangen konnten und Angst davor hatten. (Aus demselben Grund sind
auch die Hexen auf dem Scheiterhaufen gelandet.)
Diese Wildsau-Göttin
ist für Widder-Mond das richtige Leitmotiv; andere Modelle sind
Mutter Courage oder die Amazone, die autonome Frau, die nicht, wie
es in der Bibel heißt, dem Mann nachfolgt, sondern imstande ist,
ihr Leben in Eigenregie zu führen, ihre Kräfte für sich selbst zu
nutzen. Ganz allgemein gesagt, die Feuer-Frau, die Power-Frau, die
den Tanz auf der Frühlingswiese tanzt, die das Leben feiern kann,
ungezähmt und wild.
Die Schattenseite
dieses Frauentyps ist die Tyrannin, die Mutter, die den Eigenwillen
des Kindes bricht, es nicht autonom werden lässt, willkürlich und
übergriffig ist und dabei völlig unsensibel für das Seelenleben der
anderen.
Männer mit Widder-Mond
haben eine Affinität zur Amazone, zu einer kraftvollen, mutigen
Frau, mit der man das große Wasser durchqueren kann. Oft geraten
sie allerdings an dominante Frauen, von denen sie sich gängeln und
beherrschen lassen wie einst von der eigenen Mutter. Wer die hohe
Schule des Widder-Mondes und der dazugehörigen Liebesenergie
beherrscht, der wird solch eine Frau um ihrer Selbstständigkeit und
Kraft willen lieben, auch dann oder gerade dann, wenn sie einmal
nicht derselben Meinung ist, wenn sie nicht »funktioniert«, sondern
autonom bleibt, auch innerhalb der Beziehung.