Sonne in Steinbock

Wer im ersten Wintermonat geboren ist, dessen innerer König, dessen inneres Vaterbild ist von Steinbock-Energie gefärbt. Die helle Seite dieses Königs-und Vaterbildes ist der alte Weise, der Großvater mit Lebenserfahrung, der alte Bergbauer, der die vielen harten Winter überstanden hat, der das Leben nicht nur von der Schokoladenseite kennt. Eine Mischung aus dem lebenstüchtigen Helden, der fähig ist, etwas aufzubauen im Leben, etwas zu schaffen, etwas zu leisten, und dem Vatertypus, der sich verantwortlich fühlt für die Kinder, sei es im wörtlichen Sinne wie in der Kleinfamilie, sei es zum Beispiel dort, wo er der Chef von Untergebenen ist. Ein Mensch mit Steinbock-Sonne ist meist ein klarer und strenger Chef, manchmal auch ein Antreiber, aber letztendlich ein König, der in seinem Reich dafür sorgt, dass die kosmischen Gesetze respektiert werden.
Ein schönes, wenn auch extremes Bild dieser Art von Autorität ist der strenge Zen-Meister, bei dem man meditiert, fünf, sechs Stunden auf einem Kissen sitzt und von dem man, sobald man einmal zuckt, einen Stockhieb bekommt, für den man sich auch noch bedanken darf. Der Steinbock-König ist ein Meister, der einem beim Diamantenschleifen hilft, der einem absolute Disziplin für den eigenen Weg vermittelt: »Tu dein Bestes, von Moment zu Moment!«
Die Schattenseite ist der Kronos-Vater, der mit seinem Ernst und seiner Strenge alles erstickt, was leicht, frei und lebendig sein möchte. Der in seinen Grundsätzen rigide ist, unter dessen Ansprüchen die Kinder zusammenbrechen können. Ein Vater ohne Freude und, da Sonne das Herz symbolisiert, mit kaltem Herzen. Der klassische Radfahrertyp, der nach oben buckelt und nach unten tritt, eventuell mit überzogener Beamtenmentalität, denn der Staatsdiener ist ebenfalls eine Entsprechung des Steinbock-Prinzips.
So wichtig es ist, dem kollektiven Vater wie auch dem individuellen Vater zu dienen und sich einem Meister, einer Autorität bei einem Lernprozess unterwerfen zu können, so schwierig kann das werden, wenn es zu einer Autoritätshörigkeit führt, die sich nur an äußeren Gesetzen orientiert, sodass man den weinenden Eremiten in seinem Inneren nicht mehr hört.
Für Frauen mit Steinbock-Sonne bezieht sich dieses Steinbock-König-Bild auch auf die Lebenspartner. Im positiven Fall geraten diese Frauen an Männer, die sie fordern, weniger im Sinne der Widder-Kampfbereitschaft, sondern eher durch Strenge.
Die Problematik für Frauen mit Steinbock-Sonne ist, dass sie Gefahr laufen, brave, bemühte Vater-Töchter zu bleiben, die sich von ihren Ehemännern alles vorschreiben und verbieten lassen. Sie bemühen sich, alles richtig zu machen, und vergessen dabei ihr inneres Gesetz, überhören den inneren Eremiten und schaffen es nicht, ihm das Wasser des Lebens zu bringen.
Spätestens in der zweiten Lebenshälfte ist es wichtig, sich von äußeren Autoritäten zu lösen und sich die Frage zu stellen: Wie weit steht meine Bereitschaft, äußeren Vätern und Autoritäten zu entsprechen, im Einklang mit meinem inneren Gesetz? Es geht nicht darum, die Strenge, die einem hier in die Wiege gelegt worden ist, grundsätzlich loszuwerden; es geht nur darum, die Aufgaben zu suchen, die für einen selbst wirklich stimmig sind, nicht jeden Berg zu besteigen, sondern die Berge selbst auszusuchen und sie sich nicht von anderen vorschreiben zu lassen. Kinder mit Steinbock-Sonne lieben und fürchten die strengen Lehrer mehr als die, die immer loben, egal, was sie tatsächlich zustande gebracht haben. Sie suchen nach Menschen, die ihnen reinen Wein einschenken, auch wenn das mit Kritik verbunden ist. Sie wissen, dass Entwicklung nur durch das »schmerzhafte Auffinden von Wahrheit« möglich wird, wie mein Steinbock-Freund Frank Moosmüller es ausdrückt.
In der zweiten Lebenshälfte werden Steinbockbetonte Menschen oft sehr viel leichter und heiterer, im besten Fall entsteht ein Grundgefühl der Art »Ich habe mich so angestrengt, so vieles getan, jetzt muss ich manches nicht mehr tun«. Vielleicht wird die Leichtigkeit des Seins im Alter etwas erträglicher: Der König findet zur Altersmilde. Es gibt allerdings auch die entgegengesetzte Reaktion. Es gibt Steinbockbetonte Menschen, die in der zweiten Lebenshälfte immer bitterer und versteinerter werden, an alten Gesetzen und Normen kleben, und das hat sicherlich damit zu tun, dass sie sich nicht rechtzeitig auf den Gegenpol Krebs besonnen haben: Aus diesem Gegenpol kommt das Wasser des Lebens, das die einseitige Härte und Verknöcherung dieses Prinzips erlösen kann. Das heißt auch, die eigenen weichen, empfindsamen Seiten mehr zuzulassen, das Steinbock-Fell manchmal abzulegen und von Zeit zu Zeit ins Meer zu springen – vielleicht geht es in der zweiten Lebenshälfte mit dem Schwimmen besser als in der ersten. Der Sprung ins Meer, der so gut die Polarität zwischen dem Erdzeichen Steinbock und dem Wasserzeichen Krebs ausdrückt, kann auch ein geistiger Sprung sein, die Bereitschaft, sich einer Welt zu öffnen, die der Verstand nicht begreift, der so genannten irrationalen Welt, der inneren Wirklichkeit. Ein Steinbock glaubt in der Regel nur das, was er sehen und begreifen kann; vom Gegenpol Krebs kann er die Fähigkeit lernen, auch die innere Welt zu achten.
Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen
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