Jupiter
Jupiter ist der dem
Schützen zugeordnete Planet. Jeder von uns hat auf individuelle
Weise Teil an diesem Archetyp, je nachdem, in welchem
Tierkreiszeichen und welchem Feld des Geburtshoroskops Jupiter
steht.
Bei den Hindus wird
Jupiter »Guru« genannt, und genau diese Funktion kommt ihm im
Horoskop zu: Guru, Priester, Vermittler von Werten, Idealen,
Gottesbildern. Gehörte zum Gegenpol Zwillinge bzw. Merkur die
Lehrer-Schüler-Beziehung, so ist es bei Schütze bzw. Jupiter die
Meister-Jünger-Beziehung. Jupiter beschreibt den Suchenden, den
Pilger in uns und auch unsere Affinität zu äußeren Gurus,
Vorbildern, weltanschaulichen Richtungen. Er gibt Hinweise darauf,
welche Vorbilder wir bewundern, welche Eigenschaften, etwa bei
Jupiter-Widder den Heldenmut, bei Jupiter-Zwillinge das geistige
Niveau usw. So viele Menschen es gibt, so viele Gesichter der
Pilgerfahrt existieren. Im Lauf des Lebens wächst uns in der Regel
auch die andere Seite zu, die mit der Weitergabe von Wissen und von
Erkenntnis zu tun hat und sich bei älteren Menschen oft in der
Haltung äußert: »Wahrlich, ich sage dir …«
Jupiter wird
traditionell der Zeigefinger zugeordnet (der ja auch dem Pfeil des
Schützen ähnelt). Der Zeigefinger kann sowohl den Weg weisen wie
auch moralisierend anklagen: »Du solltest dich schämen!« Unser
persönliches Wertesystem, unser Glaubensbekenntnis, unsere
Definition von Gerechtigkeit, von gut und böse, sinnvoll und
sinnlos hat wesentlich mit diesem Archetyp zu tun. Dass der innere
Richter trotz der allgemein gültigen Gesetze sehr unterschiedlich
geartet sein kann, wissen nicht nur die Therapeuten. So sehr unsere
moralischen Wertvorstellungen auch von der Sozialisation geprägt
sind – Jupiter im Horoskop gibt Anhaltspunkte für die individuelle
Empfänglichkeit in Bezug auf Zeigefinger und Botschaften des
Umfeldes. Was auch immer uns in dieser Hinsicht in der Kindheit
vermittelt wurde, Jupiter gemahnt uns an die lebenslange Aufgabe,
den authentischen inneren Richter, den inneren Guru unter all dem
Gelernten freizuschaufeln.
Jupiter ist der größte
Planet des Sonnensystems und zuständig für »große« Dinge, wie das
Durchqueren des großen Wassers. Außerdem ist er der große Ja-Sager
im Horoskop. In allen Verbindungen lässt er einen eher das halb
volle Glas als das halb leere Glas sehen, ganz im Gegensatz zu
seinem Gegenspieler Saturn. Jupiter zeigt dort, wo er wirkt, das
Potenzial, die Wachstumsmöglichkeit, aber auch die innere
moralische Verpflichtung, sich auf den Weg zu machen.
Sinnvoll oder sinnlos
– das ist der vielleicht wichtigste Maßstab für Jupiter/Schütze.
Wenn etwas als sinnvoll empfunden wird, ist kein Weg zu mühsam,
keine Nacht zu finster, kein Berg zu hoch. Das Gefühl von
Sinnlosigkeit dagegen kann alle Energien rauben, lähmen, depressiv
machen. Ein Schützebetonter Mensch kann nicht nüchtern-distanziert
etwas tun, was dem eigenen Wertesystem nicht entspricht, das fällt
dem merkurialen Trickster leichter. In diesem Zusammenhang ist
interessant, was Viktor Frankl sagt, in dessen Lehre und
therapeutischer Arbeit das Jupiter-Prinzip eine wichtige Rolle
spielt: Die Menschen werden nicht nur krank durch ungelebte
Sexualität, sondern auch durch Mangel an echter Sinngebung. Es gibt
natürlich verschiedene Definitionen von Sinnhaftigkeit; je nachdem,
wo Jupiter im Horoskop steht, hat sie mit dem persönlichen
Gottesbild zu tun, den persönlichen Idealen, Normen und
Wertvorstellungen, dem inneren Guru und Richter.
Gerecht und ungerecht
sind ebenfalls Schütze-Werte. Jupiter/Zeus war der Gott, der auf
dem Olymp über die Gerechtigkeit wachte, der oberste
Richter.