Mars in Widder
Widder-Mars
verkörpert das Bild des ungezähmten wilden Mannes und des
entscheidungsfreudigen Abenteurers, und da Widder von allen
Tierkreiszeichen das schnellste Tempo hat, hat er auch die
Fähigkeit, schnelle Entscheidungen zu treffen. Man denke an das
Motto von Cäsar »Veni, vidi, vici« – ich kam, sah und siegte. Die
Kraft des Mars-Kriegers ist seine Schnelligkeit, seine
Entschiedenheit, seine Eindeutigkeit und auch die im Gegensatz zu
seinem Waage-Gegenüber gänzlich undiplomatische Haltung im
Verfolgen der eigenen Ziele, die Kompromisslosigkeit.
Die Stärke dieses
Kriegers ist nicht unbedingt Geduld, auch nicht Taktik und
Strategie; seine Stärke ist die Entschlossenheit, die Fähigkeit,
seine Kräfte ganz auf ein Ziel zu konzentrieren. Das Männerbild,
das hier entsteht, ist der wilde Mann in Reinkultur, der
ungezähmte, unkastrierte Mann, wie wir ihn etwa im Märchen vom
Eisenhans finden.
Für Frauen mit dieser
Mars-Stellung geht es um die Erlösung des Tier-Bräutigams. Im
Märchen müssen oft sehr unschuldige und holde weibliche Geschöpfe
ein Ungeheuer erlösen, wie in Die Schöne und
das Biest. Die Logik dieser Geschichten ist, dass diese
Mädchen das Ungeheuer um seiner selbst willen lieben lernen müssen;
erst dann kann es sich in den Prinzen verwandeln. (Wir alle würden
permanent Frösche und Ungeheuer küssen, wenn wir nur wüssten, dass sich in ihnen ein Prinz verbirgt.)
Das Ungeheuer, das erlöst werden will, ist auch ein sexuelles
Ungeheuer: Es ist die ungeheure Macht der Leidenschaft. Sie kann
von außen kommen oder von innen; die Erlösung des Tier-Bräutigams
beinhaltet immer zugleich diese beiden Seiten. Eine Frau, die vor
dieser Energie des Widder-Mars Angst hat, läuft Gefahr, die Männer
zu verteufeln. Das kann dann so aussehen: »Männer sind Schweine,
sie wollen alle nur das eine. Männer sind alle wirkliche oder
potenzielle Vergewaltiger.« In jeder Paarbeziehung kann man
problemlos genug Indizien sammeln, um so einen Standpunkt zu
vertreten, und es ist sehr einfach, »Recht zu haben«: Hab ich dich,
du Schweinehund, auch du bist so einer. Damit will ich nicht
gewalttätige Männer in Schutz nehmen, aber ich meine, dass es sich
hier auch um ein Problem in der Seele der Frau handeln kann. Wenn
eine Frau mit Widder-Mars ihren inneren Krieger, ihre Power und
Leidenschaft kennt und lebt, ist Projektion nicht mehr
notwendig.
Eine Beziehung zu
Männern, in der auch die ungeheure Leidenschaft und die Energie der
Sexualität einen Platz haben, kann erlöst werden, indem diese
Projektion zurückgenommen wird und indem der Tier-Bräutigam auch,
wenngleich auch nicht ausschließlich, als ein inneres Thema
begriffen wird.
Die Schattenseite von
Widder-Mars äußert sich in sexuellen Beziehungen gern darin, dass
er andere benutzt, sie zum Objekt macht, nach dem Motto »Dich krieg
ich!«. Da kann Sexualität zum Machtkampf werden, bei dem es um
Überlegenheit und Unterlegenheit geht, bei dem man genießt und
wieder geht, ohne zu fragen: Wer bist du? Aber die Fähigkeit,
Abenteuer zu erleben, sie als solche stehen zu lassen und nicht
gleich mit einer Verpflichtung in Verbindung zu bringen, gehört nun
einmal zu diesem Potenzial, und gerade auf der Mann-Frau-Ebene
sollten Beziehungen diesen Abenteueraspekt ruhig auch haben. Für
Verwurzelung und Treue ist dieses Prinzip nicht unbedingt
geschaffen.
Abschließen möchte
ich das Widder-Kapitel mit einer Botschaft, die im Sinne dieses
Archetyps sehr hilfreich und heilend ist: Erwache jeden Morgen mit
dem Grundgefühl »Heute ist der erste Tag vom Rest meines
Lebens«.