Therapie
Vom Gesichtspunkt des
Jungfrau-Prinzips aus ist das, was den Therapeuten oder die
Therapeutin auszeichnet, vor allem Kompetenz: Das ist jemand, der
eine gute, solide Ausbildung gemacht hat, der weiß, was er sich
zutrauen kann, der sich auch als Diener und Arbeiter begreift.
Nicht der große Guru und Priester, sondern jemand, der den
therapeutischen Prozess als sorgfältige Arbeit
begreift.
Wichtig sind hier
klare Abmachungen: Wie viel und wann muss ich bezahlen, wie lange
wird die Behandlung voraussichtlich dauern. Der Rahmen, die
Struktur muss stimmen, dann ist das erste Kriterium schon erfüllt.
Therapie ist Arbeit, man erwartet, dass der Therapeut etwas für
sein Geld tut, und ein Jungfrau-Patient wird normalerweise die Zeit
der Therapiestunde nicht verschwenden, sondern bestmöglich nutzen.
Problematisch kann es werden, wenn vom Therapeuten Perfektion
verlangt wird. Am Anfang meiner Beratungsarbeit kam einmal eine
Frau mit Jungfrau-Sonne zu mir, die mich zuallererst durchdringend
ansah, dann von oben bis unten musterte und fragte: »Ich suche eine
perfekte Beratung, können Sie mir das garantieren?«
Eine problematische
Annahme kann sein: Wenn ich so und so viel investiere, komme ich
wieder in Ordnung. Die Vorstellung, sich Heilung bei einem
»Psychotechniker« kaufen zu können, ist insofern unzulässig, als
der individuelle Heilungsweg mit seinem dazugehörigen Zeitplan auch
immer etwas Irrationales hat. Gestressten Jungfrau-Patienten, die
auch während der Therapie unter Leistungsdruck leiden (ich muss ein
perfekter Klient sein), sollte man zunächst vermitteln: Alles, was
hier passiert, ist gut so. Welches Gefühl auch kommt, welche
Gedanken auch kommen, sie sind in Ordnung, einfach weil sie da
sind. Es bedeutet oft eine enorme Erleichterung zu wissen, dass man
kein »guter« Klient sein muss.
Jungfrauen, denen vor
lauter Kontrolle, vor lauter Vorsicht, vor lauter Ratio der Fluss
des Lebens versiegt ist, könnten eine Therapieform suchen, die mit
inneren Bildern, mit dem Ausdruck von Gefühlen arbeitet, die darauf
abzielt, Hemmungen und Blockaden in Körper und Seele zu schmelzen
und das Wasser des Lebens wieder zum Fließen zu bringen. Wie schwer
das sein kann, habe ich bei einer Jungfrau-betonten
Gruppenteilnehmerin erlebt: Vor jeder Energieübung wollte sie
unbedingt wissen, wie ihr Körper wohl reagieren würde. Der
Therapeut riet ihr, doch einfach dem Körper zu vertrauen, dieser
wisse schon, was im Moment für ihn notwendig sei. Nach einigen
solchen Erfahrungen kam sie strahlend zum Gruppenleiter und sagte:
»Das mit dem Loslassen habe ich jetzt fest im Griff.«
Die Ursache aller
Krankheiten ist Hemmung. Blockierte Energie wieder in Fluss zu
bringen, die Seele über den Körper zu heilen, ist gerade für
erdbetonte Menschen, also auch für Jungfrauen, ein naheliegender
Ansatz. Hier besteht die Möglichkeit, zu neuer Lebendigkeit und
Lebensfreude zu finden mit Hilfe eines immer zuverlässigen
Partners, nämlich des eigenen Körpers.