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Rectorplateau, Gillfillan's Gold Randgemeinschaft, Peripherie
19. Mai 3059

Harley spannte sich an, als sein Enforcer mit einem halben Vorwärtsschritt auf dem harten Felsboden des Rectorplateaus landete. Er schaltete die Sprungdüsen in dem Augenblick ab, in dem die Füße des BattleMechs den Boden berührten. Rings um ihn herum kam der Rest von Kompanie Eins auf, jetzt wieder Hawke's Talons, und nahm sofort Aufstellung.

Bixbys Vindicator verlor bei der Landung fast das Gleichgewicht und stolperte wie ein gigantischer Betrunkener mehrere Schritte vorwärts. Michael Lings riesiger Von Luckner-Panzer schleuderte eine derartige Staubwolke auf, als er vorpreschte, daß das wieder abfliegende Landungsschiff fast dahinter verschwand. Über Harley und dem Staub und Chaos der in Stellung gehenden Mechkompanie ließ ein ungeheures Donnergrollen den Boden erzittern, und die Druckwellen schüttelten Harleys Mech. Das war die General Gordon, die von der Hochebene abhob und Kurs auf eine kleine Lichtung einige Kilometer entfernt nahm.

Harleys Fernortung zwitscherte vor Aktivität, und auf dem Sichtschirm sah er die Silhouetten der Ausbeuter-Landungsschiffe, umgeben von Lichtpunkten, die annähernd zwei Kompanien repräsentierten. Und er sah noch ein anderes Bild, näher als die feindlichen Mechs: die Silhouette einer KR-61-Raumfähre.

Harley sah sich auf die Fähre zustürmen, in der Hoffnung, Hershorn einzuholen, bevor er seine Piratenfreunde erreichte. Einen Augenblick genoß er die Vorstellung, den Verräter zu stellen, ein drei Stockwerke hoher Kampfkoloß, gespickt mit Waffen, gegen einen einzelnen, unbewaffneten Mann. Was folgte, wäre feige gewesen, aber selbst wenn nicht, wäre Harley dafür niemals aus der Formation ausgebrochen.

»Talons von Feuerball Eins«, klang die klare Stimme Oberleutnant Hawkes in seinem Neurohelm auf. »Ich zeichne mehrere Ziele in der Ausbeuter-LZ. Feuerball-Lanze sammelt sich um mich auf der rechten Seite. Läufer-Lanze übernimmt die linke. Konflikt-Lanze Mitte und Nachhut.«

Die Planung sah vor, daß Davis Gilbert in seiner Lucifer Luftdeckung lieferte, während Kompanie Eins vorrückte. Die schwächere Konflikt-Lanze in der Mitte der Formation sollte von den schwereren Mech-Lanzen an den Flanken verstärkt werden. Jeder Gegner, der versuchte, in der Mitte durchzubrechen, weil er sie ein leichtes Opfer wähnte, würde sich im Kreuzfeuer vor beiden Seiten wiederfinden - sofern alles glattlief. Harley hatte inzwischen genug Erfahrung, um zu wissen daß in einer Schlacht nichts unmöglich war, gleichgültig, wie gut die Planung war.

Er drückte den Schubregler seines Enforcer leicht nach vorne, und unterhalb des Cockpits summte der alte Nissan-200-Fusionsreaktor. Mit den Pedalen steuerte er den Mech über die flache Felsoberfläche des Plateaus und schwenkte nach rechts, um sich mit dem Rest seiner Lanze wie befohlen aufzustellen.

Er übernahm eine Position am rechten Flügel der Lanze. Links von ihm marschierte Bix in seinem Vindicator, dessen rechter PPK-Arm relativ frisch rot lackiert glänzte. Jord hatte darauf hingewiesen, daß das rote Flammenmuster den Mech zu auffällig machte und seinem Freund ein traditionelleres Tarnschema empfohlen, aber Bix hatte entgegnet, daß ein Tarnschema bei einem drei Stockwerke hohen Kampfkoloß, der mit fünfzig Stundenkilometern durchs Gelände preschte, wenig Sinn hatte. Offenbar war Gunney derselben Meinung, denn er hatte Bix nicht gezwungen, den PPK-Lauf umzulackieren, während er die Kompanie befehligt hatte.

Harley legte seine Federated-Autokanone auf einen Feuerleitkreis, den schweren Laser auf einen anderen, und den leichten Laser auf den dritten FLK. Als die Entfernung zum Gegner schrumpfte, schaltete er auf Nahortung um. Die breiten Kugelrümpfe der Piratenschiffe ragten in der Ferne aus den Staubwolken auf, die ihre BattleMech-Ladung aufwirbelte. Harleys Ortungsschirm zeigte, daß Kompanie Drei inzwischen auf Schußweite an den Feind heran war und das Feuer eröffnete.

Dann tauchten auf der Sichtprojektion die ersten Identifikationsmarkierungen neben den feindlichen Maschinen auf. Der Computer arbeitete sich durch den Typenkatalog im Speicher und kennzeichnete die verschiedenen Silhouetten und Konfigurationen. Unter einem der Mechs sah Harley die vertrauten Daten eines Crab. Ein anderer wurde als Mercury identifiziert, ein dritter als jüngerer, aber technisch weniger ausgereifter Javelin. Alles in allem markierte der Bordcomputer vierundzwanzig feindliche BattleMechs, die sich unterhalb ihrer Landungsschiffe verteilt hatten, ganz so, wie man es von einer Mechstreitmacht erwarten konnte, die sich kurz nach der Ausschiffung einer unerwarteten Übermacht gegenübersah.

Zumindest soweit hatte der Plan funktioniert, dachte Harley. Es war ihnen gelungen, den Gegner im Hemd zu erwischen.

Eine weitere Silhouette zeichnete sich drohend auf der Taktikanzeige ab. Es war ein Timber Wolf, derselbe Mech, gegen den er bei Rectortown gekämpft hatte, in einer Schlacht, die Jahre zurückzuliegen schien, auch wenn es in Wahrheit nur Wochen waren. Die Clan-Maschine war einer der tödlichsten Gegner, den man sich denken konnte. Nachdem er ihm schon einmal entkommen war, wollte Harley sich besonders an diesem Piratenmech rächen.

Kompanie Drei griff den Feind wie geplant an, rückte aber kaum über Gefechtsreichweite hinaus vor. Die Acer bewegten sich an der ihnen zugeteilten Flanke entlang und hielten den Feind beschäftigt, während die beiden anderen Kompanien näherrückten, um in der Kampf einzugreifen. Harleys Herz hämmerte in der Brust, und er war schweißgebadet, obwohl der Enforcer noch nicht heißlief. Auf ihrem Vormarsch bemerkte er die aufgesetzte Raumfähre gerade, als ein Schwarm laut pfeifend heranrasender Langstreckenraketen die Schiffssilhouette verdeckte.

Aber der Raketenangriff galt nicht ihm, sondern Bix in seinem Vindicator. Ein Bombardier hatte ihn mit vierzig Raketen unter Beschuß genommen. Die meisten Geschosse schlugen mit ungebremster Wucht in den Kampfkoloß ein und stoppten Bixbys Vormarsch so abrupt, als wäre der Mech gegen eine Mauer gerannt. Panzersplitter von Torso, Armen und Beinen des Mechs flogen in alle Himmelsrichtungen, während Bix versuchte, ihn wieder in Bewegung zu versetzen.

»Bix!« brüllte Harley ins Mikrofon.

Die Stimme, die ihm antwortete, war atemlos keuchte fast panisch. »Der wird mehr als einen Anstrich brauchen«, stammelte er. Zumindest sein Sinn für Humor war noch intakt, was man von der Panzerung seines Mechs nichts sagen konnte.

»Bist du okay?« fragte Harley, während er mit einer Bewegung des Steuerknüppels das Fadenkreuz über der Bombardier zog. Es war der ihnen am nächsten stehende Mech der Ausbeuter. Er schob den Schubregler vor, um die Entfernung zu dem Feindmech zu reduzieren, als sein Gegner in dem Versuch, Distanz zu halten, rückwärts ging.
»Holen wir ihn uns«, preßte Bix heraus.
Auf der Sichtprojektion sah Harley das Fadenkreuz die Farbe von Rot auf Grün wechseln. Das zeigte an, daß er auf Schußweite an den Gegner heran war. Augenblicklich übernahmen sein Training und Instinkt das Kommando, und er löste die Autokanone aus. Die Granaten brauchten nur einen Sekundenbruchteil, um die Entfernung zu dem kantigen Rumpf des Bombardier zu überbrücken. Sie schlugen auf der rechten Torsoseite in den Piratenmech ein, zertrümmerten die offene Klappe der Raketenlafette und den größten Teil der Panzerung. Der BattleMech wurde vom Aufprall der AK-Salve nach hinten gestoßen.

Der Bombardier feuerte ein zweites Mal. Diesmal zielten beide LSR-Lafetten auf Dabney Fox, Läufer Vier. Ihr Hatchetman, durch das charakteristische Beil in einer Hand unverwechselbar, zuckte im letzten Moment beiseite und änderte die Laufrichtung. Eine Handvoll Raketen schoß an ihrem Ziel vorbei, und die fasrigen Rauchstreifen ihrer Brennsätze zockten an der Schlachtreihe entlang.

Der Rest der Geschosse pflügte in die Beine des Hatchetman, zertrümmerte die Panzerung, so daß Fox fast auf den Felsboden der Hochebene stürzte. Das Bombardement bremste den Mech so abrupt ab, daß er deutlich hinter den Enforcer zurückfiel. Harley war zu sehr auf den Bombardier konzentriert, um zu registrieren, wie Fox damit fertig wurde.

Er feuerte seinen schweren Laser im selben Moment ab, in dem Oberleutnant Hawke von der anderen Flanke der Formation die LSR-Lafette ihres Orion auslöste und Bix, der jetzt etwas langsamer vorrückte, die rotlackierte PPK des Vindicator einsetzte. Ihr weißlichblauer künstlicher Blitzschlag zeichnete den Weg der Raketen nach, die ihn getroffen hatten.

Harleys schwerer Laser bohrte sich in den rechten Torso des Bombardier, wo er wenig mehr ausrichtete, als etwas Panzerung in einer weißen Rauchwolke zu verdampfen. Hawkes Raketen schlugen über die ganze Frontpartie des Mechs verteilt ein und sprengten weitere Panzerung ab. Der PPK-Strahl fraß den verbliebenen Panzerschutz über der linken Brustpartie in einer knallenden Explosion vom Rumpf, als die Panzerplatten sich unter der Liebkosung des hochenergetischen Teilchenstrahls ausdehnten und ihre Schweißnähte zerbarsten.

Der Bombardier wankte nach hinten wie ein Boxer nach einem beinahe tödlichen Treffer. Der Exterminator eines seiner Kameraden setzte die Sprungdüsen ein und landete neben dem Bombardier, mit der deutlich erkennbaren Absicht, ihm zu Hilfe zu kommen.

Als Kompanie Zwo auf Schußweite heran war, eröffnete sie mit einer donnernden Breitseite das Feuer Einer der Laserschüsse erwischte den Exterminator im Moment der Landung und schälte ihm einen Teil der Panzerung vom rechten Bein.

Harley schüttelte den Hitzeschwall ab, der durch seine Kanzel schlug, und feuerte die Autokanone wieder ab, sobald er den metallischen Knall hörte, mit dem ein frisches Magazin in die Kammer fiel. Die Granaten jagten in die bereits verwüstete rechte Flanke des Bombardier.

Was noch an Panzerschutz zwischen der Autokanonensalve und den internen Systemen des Ausbeutermechs lag, war den Namen kaum wert. Die kinetische Energie der Detonationen und der tödliche Hagel der Schrapnellsplitter fegte durch das Innenleben der Maschine. Sie kippte nach hinten, und nach einer internen Explosion schlugen Flammen aus ihrem Rumpf Ölig schwarzer Qualm wallte aus dem Rumpf des Bombardier, als die im rechten Torso eingelagerten Langstreckenraketen detonierten. Die zur Vernichtung feindlicher BattleMechs vorgesehenen Sprengköpfe entfalteten ihre ganze Gewalt gegen die Bauteile des noch aus der Sternenbundära stammenden Mechs.

Plötzlich zeichneten Harleys Sensoren den Mech als tot, obwohl er noch auf dem Schlachtfeld stand und dichte, schwarze Rauchwolken auswürgte. Der Bordcomputer und die Kurzstreckensensoren hatten festgestellt, daß der leistungsstarke Fusionsreaktor im Herzen der Kampfmaschine nicht mehr arbeitete. Nur noch ein Schrotthaufen, dachte Harley, als der Bombardier sich langsam drehte und neben dem Exterminator in einem leblosen Metallklumpen zusammensackte.

»Einer weniger«, stellte Harley fest und richtete das Fadenkreuz auf den Exterminator. Anscheinend hatte der Piratenpilot ein wenig schneller reagiert. Seine Kurzstreckenraketen schossen bereits mit solcher Treffsicherheit auf Harleys Enforcer zu, daß der kaum Zeit hatte, zusammenzuzucken, bevor die Raketen auch schon einschlugen.

Der größte Teil der Salve bohrte sich in den rechten Mecharm und das rechte Bein und wirbelten den Kampfkoloß mit der Wucht der Einschläge herum. Das Schadensdiagramm zeigte, daß die Panzerung nicht durchbrochen war, aber ein Teil der Schutzwirkung war verloren. Der Exterminator-Pilot verlor keine Zeit und feuerte seine tödliche Batterie aus vier mittelschweren Lasern auf Ada Shopes Patton ab. Die Schmelzpanzerung auf der Frontpartie des an der äußersten Rechten der Konflikt-Lanze fahrende Panzers warf Blasen, zerfloß und bildete tiefe Krater unter den blutroten Lichtbündeln der Laser.

Harley feuerte seinen schweren Laser auf den Exterminator ab, aber der zuckte gerade im richtigen Moment beiseite, so daß der Lichtwerferschuß vorbeiging. Im Innern der Kanzel stieg die Temperatur langsam auf unangenehme Werte, als aus dem Lautsprecher des Neurohelms eine vertraute Stimme drang.

»Feuerball-Leiter an Hawke's Talons. Vormarsch verlangsamen und verteilen. Konzentriert euch auf die größeren Maschinen. Wir erledigen sie von hier aus.«

Wie um ihren Befehl zu unterstreichen, nahm Hawkes Orion den Exterminator ins Visier, den Harley sich vorgenommen hatte, und Glancys Sentinel schloß sich ihr an. Harley grinste unwillkürlich, als er den Kampfkoloß sah. Er würde immer eine gewisse Zuneigung zu dieser Maschine empfinden, eine Tatsache, die Judith Glancy zur Weißglut getrieben hätte, hätte sie davon gewußt.

Hawkes Raketen krachten über Brustpartie und Kopf des Exterminator, während ihre Autokanonensalve ihn glatt verfehlte und im Staub und Qualm hinter dem Mech verschwand. Glancys leichtere Autokanone traf die Beine des Piratenmechs und zertrümmerte ihm in einem auf das Felsplateau prasselnden Regen zerborstener Panzerplatten fast die Knie. Fox attackierte mit ihren mittelschweren Lasern einen heranbrausender Hussar. Eine der Strahlbahnen verfehlte den leichten Mech, aber die andere peitschte über einen seiner Stummelarme.

Morrisons Ausbeuter wurden von drei Seiten bombardiert. Ihrerseits blieben sie in Bewegung, um ihren Gegnern ein möglichst schweres Ziel zu bieten, und teilten ebenso hart aus, wie sie einstecken mußten. Aber Able's Aces nutzten ihre überlegene Feuerkraft und konzentrierten den Beschuß auf einzelne Gegner, um sie kampfunfähig zu machen.

Einer der Mechs, denen es gelang, sich derartigem konzentrierten Beschuß und Gruppenfeuer erfolgreich zu entziehen, war der hellgrüne Timber Wolf. Der Pilot des Omnis setzte seine schweren Extremreichweitenlaser und Langstreckenraketen mit dem Können eines trainierten Killers ein. Eine Salve schlug in Lings Von Luckner ein und riß die rechte Seite des Panzers auf. Die Laser hatten Jill Sutcliffes Panther bereits so gut wie ausgeschaltet, indem sie seine Beine nahezu vollständig freigelegt hatten.

Harley war sich ziemlich sicher, daß der MechKrieger im Cockpit des Timber Wolf niemand anderes als ›König‹ Hopper Morrison sein konnte, oder wenn nicht er selbst, dann auf jeden Fall einer seiner wichtigsten Offiziere. Die Aces mußten diesen Mech aus dem Gefecht werfen, wenn sie die Befehlsstruktur der Ausbeuter aufbrechen wollten. Er versuchte weiter, den Omni mit seinen Waffen zu erfassen, aber der bewegte sich mit solcher Geschwindigkeit und Leichtigkeit, daß es Harley nicht gelang, ihn lange genug im Fadenkreuz zu halten.

Kompanie Drei bewegte sich entlang der Flanke zwischen den Ausbeutern und ihren Landungsschiffen. Harley konnte sie durch den Qualm und Dunst der Schlacht nicht sehen, aber seine Mechsensoren zeigten ihm ihre Bewegung. Er knirschte mit den Zähnen und zielte auf den Exterminator, hielt sein Feuer aber zurück, als der Mech plötzlich die Sprungdüsen auslöste und ihm den Schuß verdarb.

Gunney Coombs und seine Leute stürmten vor und sicherten die rechts von Harley stehende Raumfähre. Aus der Deckung ihres Rumpfes feuerten sie mehrere KSR auf einen beschädigten Hussar ab, der ihnen zu nahe gekommen war. Das Raketenwerferfeuer der Infanteristen war zielsicherer, als Harley es ihnen zugetraut gehabt hätte. Als der Mech sich umdrehte, sah er, daß der rechte Arm der Kampfmaschine schlaff von dem von den Raketeneinschlägen zertrümmerten Schultergelenk hing.

Plötzlich erwachten ohne jede Warnung die Triebwerke der Ausbeuter-Landungsschiffe zum Leben, und sie hoben auf riesigen Feuersäulen ab. Eines der drei Schiffe stieg senkrecht nach oben und nahm erkennbar Kurs auf die Umlaufbahn. Die beiden anderen stiegen etwa siebzig Meter hoch, dann kippten sie den Kugelrumpf in die Richtung, aus der Harley und Kompanie 1 angriffen. Sie donnerten mit wild feuernden Geschütztürmen über die Aces hinweg.

Weit über sich sah Harley Kondensstreifen am Himmel, als die Jäger der Aces herabstießen und das Feuer auf die Landungsschiffe eröffneten, aber sie richteten kaum mehr als kosmetische Schäden an. Die Schiffe flogen weiter und setzten am Rand des Vorgebirges knapp hinter dem Plateau auf.

Ein schwerfälliger Thug wuchtete aus dem Dunst der Piratenstellungen und schoß mit seiner ZwillingsPPK auf Shopes Fatton. Beide Energieblitze schlugen mit solcher Gewalt in den Panzer ein, daß sie die Frontplatte durchschlugen und tief ins Innere des Fahrzeugs vordrangen. Der Button kam abrupt zum Stehen, dann flogen plötzlich drei seiner Luken auf. Dichter grauer und schwarzer Qualm wallte aus dem Inneren, als die Besatzung hastig ins Frei stürzte. Ein paar Soldaten fielen zu Boden, und selbst aus der Entfernung konnte Harley sehen, daß sie schwere Verbrennungen hatten. Das Partikelkanonenfeuer war in die Kabine des Panzers durchgeschlagen und hatte wie ein Feuersturm in seinem Inneren getobt.

Harleys Gedanken überschlugen sich, als er die Taktik der Ausbeuter zu durchschauen versuchte. Die Verlegung ihrer Landungsschiffe ergab keinen Sinn. Sie waren gewichts- und bewaffnungsmäßig in der Minderzahl und verloren rapide an Boden. Die Schlinge zog sich immer enger um sie zu.

Plötzlich sah er den Timber Wolf neben dem Thug auftauchen. Beide Kampfkolosse stürmten vorwärts, geradewegs ins Zentrum der Schlachtlinie der Einserkompanie, das immer noch von der KonfliktLanze gehalten wurde. Ein schwer beschädigter Dervish leistete ihnen Gesellschaft, zusammen mit zwei Wyvern-BattleMechs, die beide deutliche Spuren heftiger Kämpfe zeigten. Auch der verwüstete Hussar preschte jetzt in voller Fahrt los, und seine höhere Geschwindigkeit trug ihn an die Spitze der Formation - einer Formation, die schnurgerade auf Kompanie Eins zu donnerte.

Der vorderste Wyvern kam schnell voran, aber sein Begleiter hatte Schäden an einem Hüftaktivator davongetragen und humpelte deutlich. Eines seiner Beine flog bei jedem Schritt fast kraftlos nach vorne, so daß es sich mehr aus Zufall als mit Absicht zu bewegen schien.

Wie auf ein Zeichen konzentrierten die Ausbeuter ihr Feuer auf Lings Von Luckner, der angesichts der heranstürmenden Mechs den Rückzug angetreten hatte und fast in die qualmenden Überreste von Shopes Patton rollte.

Harley feuerte mit der Autokanone auf den Thug, so daß eine der Partikelprojektorkanonen ihr Ziel verfehlte und einen Felsblock kurz vor dem zurückweichenden Panzer in tausend Bruchstücke zertrümmerte. Die andere PPK des überschweren Piratenmechs jedoch traf und sprengte Panzerung von der Flanke des um sein Überleben kämpfendes Acer-Fahrzeugs. Die Langstreckenraketen des Timber Wolf verwandelten den graugrün bemalten Turm in eine rußgeschwärzte und verbrannte Parodie seiner selbst.

Trotzdem gerieten Ling und seine Crew nicht in Panik. Sie warteten und feuerten ihre Autokanone auf den vordersten der Ausbeuter-Mechs ab, als er geradewegs auf sie zustürmte: den Hussar. Die AK, das Hauptgeschütz des Panzers, feuerte ein umgangssprachlich als »Mechkiller« bezeichnetes Kaliber ab, und heute bewies die Munition, daß sie ihren Namen zu recht trug.

Der Schuß traf den Hussar im vorragenden Cockpit. Dessen Panzerung hatte keine Chance, auch nur die halbe Wucht des Treffers abzufangen. Die Verwüstung war so total, daß der Kopf der Kampfmaschine sich in den Torso umzustülpen schien. Harley zuckte unwillkürlich zusammen, als der Mech in voller Fahrt in einen Felsblock rannte. Der MechKrieger in seinem Innern war tot, lange bevor die Maschine zu Boden ging in so winzige Fetzen zerblasen, daß es schwerfallen würde, genug DNS zu finden, um ihn zu identifizieren.

»Ein Bösewicht weniger«, drang Lings Stimme aus dem Lautsprecher, als einer der PiratenWyvern seiner schweren Laser in die bereits beschädigte Flanke des wuchtigen Von Luckner abfeuerte. Von seiner Position aus konnte Harley den Schaden nicht erkennen, aber der aufsteigende Rauch und die Tatsache, daß der Panzer abrupt anhielt, ließen keinen Zweifel daran, daß er kampfunfähig geschossen war, wenn nicht sogar zerstört.

»Konflikt Vier hier. Meine Kette ist gerrissen«, gab Ling durch, während der Von Luckner mit einer wütenden LSR-Salve auf den Wyvern antwortete. Für die meisten Raketen befand der Mech sich nur gerade in Reichweite, und keine richtete ernsthaften Schaden an. »Konflikt-Lanze übergibt an Läufer und Feuerball. Macht sie fertig, Leute!«

In diesem Moment erkannte Harley, was die Ausbeuter planten. Sie stürmten auf und durch der schwächsten Punkt in den Linien der Aces: die Konflikt-Lanze. Dahinter warteten die Landungsschiffe der Piraten. Die Banditen preschten an der schutzlosen Infanterie im leeren Rumpf der KR-61 Raumfähre vorbei und ignorierten deren mit Raketenwerfern und tragbaren PPKs ausgeführte Angriffe. Es ging ihnen einzig und allein darum, ihre Schiffe zu erreichen, damit sie die Schlacht überleben konnten.

Wie um die Logik dieses Plans zu unterstreichen, feuerte der vordere Wyvern seine Langstreckenraketen und schweren Laser auf Jeremy Lewis Hermes II ab, als wolle er ihn davon abschrecken, die Mitte der Linie zu verstärken.

»Oberleutnant, sie versuchen einen Durchbruch«, bellte Harley ins Helmmikro. »Wir müssen die Konflikt-Lanze verstärken!«

Ein Rauschen brach aus den Lautsprechern, als der Timber Wolf immer näher kam. Dann drang die unverwechselbare Stimme Livia Hawkes an seine Ohren und gab einen Befehl, den er nie zu hören erwartet hätte. Sicher nicht in einer Situation, in der die Piraten in einem Verzweiflungsmanöver versuchten, ihre blanke Haut zu retten.

»Aces«, rief sie laut und deutlich. »Wir verabschieden uns von hier!«
BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
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