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Rixleyville, ToffenGeisterbären-Dominium
19. März 3062
Der Mad Dog bewegte sich langsam und vorsichtig durch Rixleyville. Selbst in seiner besten Zeit hatte der Flecken nie aus mehr als vier oder fünf Häusern bestanden, kleinen Geschäften, die ihren Besitzern gerade genug für einen bescheidenen Lebensunterhalt einbrachten. Aber für die Hunderte Familien in den über das Umland verstreuten Bauernhöfen war dieses Dorf die einzige Verbindung zur Zivilisation.
Das Auftauchen des Wolf-AggressorSterns war für Sterncommander Stone, der es in der Enge des Fire MothCockpits beobachtete, keine Überraschung. Der Mech operierte mit minimaler Energie, um seine Wärmesignatur möglichst unauffällig zu halten, aber die eigentliche Tarnleistung lieferten die Nickel- und Eisenablagerungen in der Felsformation, hinter der er den Mech versteckt hatte. Statt die Aktivortung einzusetzen und den sich nähernden Stern abzutasten, verließ Stone sich auf seine Augen.
Die fünf Strahlen des AggressorSterns kamen seit drei Tagen um dieselbe Zeit durch Rixleyville und suchten nach den Pirschenden Bären. Stone kannte die Mechs. Er kannte sogar die V-förmige Suchfomation, in der sie das Dorf durchquerten. Alles war genau wie immer.
Nur daß die Wölfe in wenigen Sekunden Ziel
eines Angriffs sein würden.
Rixleyville würde allerdings nicht zum Schlachtfeld in diesem
ersten Kampf mit den Wölfen werden. Stone wollte nicht, daß die
Angehörigen der niederen Kasten, die das Dorf bewohnten, Opfer des
Gefechts der Krieger wurden. Das wäre ehrlos gewesen. Es hätte dem
Wesen der Geisterbären widersprochen. Stone hatte die Umgebung des Dorfes als Schlachtfeld ausgesucht,
den Bereich, in dem er sich versteckt hielt. Er hatte das Gelände
sorgfältig untersucht, und es war geeignet, seinem Stern den
nötigen Vorteil zu liefern. Er brauchte nur in aller Ruhe
abzuwarten, bis die Wölfe genau da waren, wo er sie haben wollte.
Der Mad Dog an der Spitze der Formation
hielt an, als er die kleine Kreuzung erreichte hatte, die das
Zentrum Rixleyvilles markierte. Sein Torso drehte sich nach links
und rechts, als suche er nach einem Ziel. Stone stellte ohne
größere Nervosität fest, daß dieses Verhalten ungewohnt war.
Anscheinend ahnte der Wolf-Pilot etwas. Stones Hand hing über dem
Leistungsregler des Fusionsreaktors. Er spielte mit dem Gedanken,
den Fire Moth hochzufahren und die
Falle zuschnappen zu lassen. Aber er widerstand der Versuchung und
hoffte, daß der Rest des Sterns das auch schaffte.
Der Plan war einfach genug. Hinter ihm bedeckte lichter Wald einen
sanft abfallenden Berghang. An dessen Fuß lag ein Sumpfgebiet. Aber
der Sumpf war gut versteckt. Die Wölfe würden nichts von seiner
Existenz ahnen, während Stone ihn zur Vorbereitung dieses Überfalls
bereits mehrmals durchquert hatte. Der Fire
Moth und Dolfs Elementare, die sich ebenfalls hier zwischen
den Felsen versteckt hielten, waren schnell und leicht genug, ihn
zu überqueren. Die schwereren Maschinen der Blutsäufer würden
erheblich mehr Probleme haben.
Im Hügelland auf der anderen Seite des Sumpfes wartete der für
Langstreckengefechte konfigurierte Rest des JagdSterns. Stone und
Dolf würden die Wölfe angreifen und sich dann in den Sumpf
zurückziehen. Die Wölfe würden ihnen folgen. Sie hatten keine Wahl,
das lag in ihrer Natur. Und sobald sie den Sumpf erreichten, würden
sie im Morast stekkenbleiben. Dann konnte der JagdStern sie unter
Beschuß nehmen und auf sie einhämmern, bis der Rest der
Wolfstruppen sich zum Gegenschlag sammelte und die Geisterbären
sich zurückzogen.
Der Mad Dog-Pilot schloß die Abtastung
der Umgebung ab und bewegte seinen Mech mit äußerster Vorsicht
weiter. Der Rest des Sterns folgte ihm ebenso zögernd und tastete
jedes einzelne Gebäude sorgfältig ab, als ob die Mechpiloten im
Innern der Kampfkolosse erwarteten, die Geisterbären hätten sich im
Innern der jahrhundertealten Gebäude versteckt, bereit zum
Zuschlagen. Stone wartete, beobachtete jeden ihrer Schritte, der
die Wölfe immer dichter an seine Falle heranbrachte.
Er öffnete den Kommkanal. »Jagd Eins an Jagd Zwo.«
Dolfs Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Jagd Zwo
hört.«
»Angriff auf mein Zeichen. Wartet auf mein Signal für den Rückzug
... wie geplant, frapos?«
»Pos«, antwortete ihm ein von Knistergeräuschen durchzogenes
Flüstern.
Als der Mad Dog sich methodisch die
Straße entlangbewegte, die nur knappe hundert Meter vor der
Felsformation entlangführte, packte Stone den Regler Felsformation
entlangführte, packte Stone den Regler XL-Fusionsreaktor erwachte
pulsierend zum Leben. Lichter flammten auf den Konsolen rund um die
Pilotenliege auf, als der Mech hochfuhr und in Kampfbereitschaft
ging. Der Fire Moth war der leichteste
aller Clan-OmniMechs und weniger für den Kampf als auf
Schnelligkeit ausgelegt. Aber Stone hatte sich entschieden, ihn mit
Waffenmodulen zu bestücken, die ihm eine beachtliche Schlagkraft
lieferten. Gegen so viel Feuerkraft mochte sich Geschwindigkeit
allein als zu wenig erweisen.
»Jagd Eins an alle Einheiten. Phase Eins ausführen«, gab er trotz
der Erregung, die er fühlte, in seinem üblichen gelassenen Ton
durch.
Auf der Straße hielt der WolfMad Dog
abrupt an. Stone wußte, warum. Plötzlich zeichnete dessen Ortung
einen Fusionsreaktor und den GeisterbärenMech, den er antrieb. Mit
Hilfe der Steuerpedale und der Lenkkontrollen zog Stone den
Fire Moth nach rechts hinten aus der
Deckung der Felsformation, bis er in direkter Sicht der Wolf-Mechs
stand. Der Mad Dog drehte sich zu ihm
um, aber bevor er feuern konnte, zog Stone sein eigenes Fadenkreuz
über den avoiden Rumpf der Feindmaschine.
Er hatte die beiden mittelschweren Extremreichweitenlaser im linken
Arm seines Omnis auf einen Feuerleitkreis gelegt, und die beiden
KSR-Lafetten im rechten Arm und Torso auf einen anderen. Die
Kurzstreckenraketen löste er zuerst aus. Der Fire Moth erbebte, als die Geschosse aus den
Abschußrohren donnerten, und der Kreiselstabilisator sich bemühte,
den Rückstoß auszugleichen. Insgesamt zehn Raketen jagten aus den
Lafetten und senkten sich auf die linke Flanke des Mad Dog.
Die schmutzig schwarz-orangeroten Detonationen der Sprengköpfe
verteilten sich über den gesamten Rumpf der Wolf-Maschine und
zerschmetterten deren Ferrofibritpanzerung. Nur ein Bruchteil der
Geschosse flog vorbei. Der Blutsäufer-Mech erzitterte unter dem
Angriff, beantwortete ihn aber sofort mit den schweren
Impulslasern, die kurze Stakkatosalven roter Lichtenergiebolzen
über die Distanz zwischen den beiden Maschinen schleuderten. Beide
Schüsse verfehlten ihr Ziel, hauptsächlich auf Grund der
Erschütterungen durch Stones Raketentreffer. Die anderen
Wolfsclanmaschinen verteilten sich gerade, als plötzlich von der
anderen Seite der Felsformation eine weitere Salve
Kurzstreckenraketen auf sie zuschoß. Dolfs Elementarstrahl hatte
sich eine Adder als Ziel ausgesucht und
verwüstete mit seinen Geschossen Torso und Beinpanzerung, deren
rußgeschwärztes und pockennarbiges Aussehen keinen Zweifel am
Erfolg des Angriffs ließ.
Stone verarbeitete die Information, noch während er zurückfiel und
weiter nach links rannte. Der einzige Vorteil, den sein
Fire Moth in einem solchen Kampf hatte,
war die Geschwindigkeit. An Masse war ihm sein Gegner dreifach, an
Feuerkraft beinahe vierfach überlegen. Er drehte den Mechtorso nach
rechts und zielte mit den mittelschweren Lasern. Eine der
Strahlbahnen zuckte vorbei. Der leuchtend smaragdgrüne
Energiestrahl peitschte in den Wald hinter dem Mad Dog. Der andere traf die bereits angeschlagene
Armpanzerung des feindlichen Mechs, schnitt tief in mehrere
Panzerplatten, und die Gluthitze des Lasertreffers sprengte eine
wirbelnd davon.
Auch die Wolf-Maschine setzte sich jetzt in Bewegung und rückte
näher. Stone war klar, daß es ihn das Leben kosten würde, wenn er
sich jetzt zum Kampf stellte. Er hatte sich schon zu lange
aufgehalten. Der Mad Dog-Pilot feuerte
seine beiden mittelschweren Impulslaser ab. Ein Treffer erwischte
die rechte Rumpfseite des Fire Moth,
und der Mech legte sich hart zur Seite, als einiges an Panzerung
unter dem Angriff verdampfte. Eine Hitzewelle schlug durch das
Cockpit. Dieser Angriff hatte Stone mit Sicherheit mehrere
Wärmetauscher gekostet, und das bedeutete, daß sein Mech bald mehr
Abwärme produzieren würde, als er ableiten konnte, wenn er noch
mehr Treffer einstecken mußte.
Stone kämpfte mit den Kontrollen und versuchte, über das
Neurofeedback des Helms die Balance der Maschine
wiederherzustellen. Er erhöhte die Leistung des Gyroskops und
drehte den Fire Moth gleichzeitig in
Richtung Sumpf. »Phase Zwo einleiten!« bellte er mit rauher Stimme
ins Mikrofon.
Er sprintete in vollem Galopp den Hang hinunter in den Sumpf, wobei
er den Mechrumpf gerade weit genug drehte, um dem nachsetzenden
Mad Dog eine zweite Raketensalve vor
den Bug zu setzen. Ob die Geschosse ihr Ziel trafen, sah er nicht.
Das einzige, was jetzt wichtig war, war die zweite Phase des
Plans.
Auf der Taktikanzeige des Sekundärschirms sah er, daß Dolf und
seine Leute Schwierigkeiten hatten, sich von der beschädigten
Adder zu lösen. Der Mech schloß
schneller zu dem Elementarstrahl auf, als der zurückfallen konnte.
Aber hier und jetzt gab es nichts, was er für sie tun konnte. Auf
der Anzeige sah er ebenfalls, daß die anderen Wolfsclanmaschinen,
eine zweite Adder, ein Ice Ferret und ein Mist
Lynx, sich auf beide Seiten des Hügels verteilt hatten und
nun ebenfalls den Hang hinabstiegen, auf der Suche nach neuen
Zielen, nach weiteren Geisterbären.
Als Stone den Sumpf erreichte, erzitterte der Fire Moth, und von allen Seiten drang das Stöhnen
und Krachen des Metalls auf ihn ein, als die interne Struktur des
Stahlgiganten unter einem plötzlichem Bombardement von Treffern
zerbrach. Raketen. Der Fusionsreaktor
unter dem Cockpit donnerte, und eine erneute Hitzewelle verwandelte
die Pilotenkanzel in einen Dampfkochtopf. Im Innern des Neurohelms
brannte Schweiß in seinen Augen, und die Kühlweste verwandelte sich
in etwas, dessen Wert irgendwo zwischen wertlos und Lachschlager
angesiedelt war. Ein Blick auf die Schadensanzeige teilte ihm mit,
daß die Rückenpanzerung komplett vernichtet war, und wenn die Daten
stimmten, hing der größte Teil des internen Mechskeletts
wahrscheinlich in Fetzen aus der Bresche, jedem weiteren Angriff
schutzlos ausgeliefert, soweit es nicht jetzt schon zerschmolzen
und hoffnungslos zertrümmert war. Er brachte den Mech ein wenig
herum und drehte den Torso bis zum Anschlag, gerade als der
Kampfkoloß in den Sumpf trat. Der Mad
Dog war weiter entfernt, als er erwartet hatte, setzte ihm
aber immer noch nach. Er zielte mit beiden Lafetten und feuerte
eine weitere Salve aus zehn Geschossen ab, deren weiße
Kondensstreifen ihre Spur durch die zwischen den beiden Mechs
hegende Entfernung zogen. Vier der Raketen verfehlten ihr Ziel,
aber die anderen detonierten am Kopf des Mad
Dog und sprengten dessen Panzerung weg.
Der Boden unter dem Fire Moth gab nach,
aber nur leicht. Wenn Stone es auf die andere Seite schaffen
wollte, mußte er in Bewegung bleiben. Trotz der ständig zunehmenden
Hitze im Innern des Cockpits durch den Reaktorschaden und den
Verlust der Wärmetauscher rannte er weiter. Auf der anderen Seite
des Berges sah er Dolfs Elementare, oder doch zumindest einen Teil
von ihnen, die auf den Feuerzungen ihrer Sprungdüsen in den Himmel
stiegen, um der ihnen nachsetzenden Adder zu entkommen. Das Flammenspiel der Düsen
wurde von den Ästen und Blättern der vor ihnen aufragenden Bäume zu
einem schnellen Flackern verzerrt.
Plötzlich schlug ein gewaltiger Blitz durch sein Hirn, und alles um
ihn herum wurde weiß. Er fühlte einen harten Schlag und hörte ein
Krachen, fast, als würde ein Knochen brechen, aber es war ringsum,
schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen. Plötzlich
fühlte er einen Druck auf der Brust, als die Haltegurte der
Pilotenliege sich in seine Schultern gruben. Sein Kopf wurde zur
Seite geschleudert, und irgend etwas regnete auf die Visierscheibe
des Neurohelms herab, möglicherweise Glas implodierter
Cockpitbildschirme, während sein Kopf im Innern des Helms wild hin
und her schlug. Ein salziger Geschmack füllte seinen Mund.
Blut.
Stones Gedanken rasten, als er versuchte, die vielfältigen
Eindrucke zusammenzufügen. Er hatte dieses Erlebnis schon einmal
gehabt, in der Kadettenausbildung seiner Geschko. Neurofeedback. Sein Mech hatte einen schweren
Treffer erlitten, bei dem auch die über den Neurohelm existierende
Verbindung zwischen seinem Gehirn und dem Kreiselstabilisator des
Fire Moth in Mitleidenschaft gezogen
worden war, mit dem Ergebnis, daß ein Teil der Energie ins Cockpit
durchschlagen konnte. Als er die Augen öffnete, sah er blauen
Himmel und wußte sofort, daß der Mech zu Boden gegangen war. In
seinem Innersten war er sicher, tot zu sein. Er bewegte leicht den
Kopf und fühlte die Nackenmuskeln schmerzen. Die auf Notenergie
flackernde Schadensanzeige erzählte eine Geschichte, die er nicht
glauben mochte.
Das linke Bein seines Mechs war weg. Nicht nur beschädigt, sondern
völlig abgetrennt. Anscheinend hatten die Laser des Mad Dog ihr Ziel endlich getroffen. Er hatte noch
etwas Panzerung auf dem Mechtorso, aber nicht viel. Das Gyroskop
war völlig ausgefallen, aber die Sensoren zeigten, daß er versuchen
konnte, den Fusionsreaktor wieder zu starten, falls er dieses
Wagnis einzugehen bereit war. Sein Mech war vernichtet. Galt
dasselbe für seine Einheit?
Instinkt und Training setzten sich durch, obwohl der Körper
aufgeben wollte. Stone öffnete den Gurtharnisch und versuchte, sich
aufzusetzen, fand aber nicht die Kraft dazu. Seine Bewegungen waren
unbeholfen und schludrig, als er den Neurohelm abnahm und sich zur
Cockpitluke hochzog. Die Notentriegelung reagierte mit einem
ermutigenden Zischen, und die Luke öffnete sich. Stone sammelte das
wenige an Kraft, das er noch besaß, um durch die halboffene Luke zu
kriechen, und schnitt sich dabei an einer vorstehenden Metallkante
das linke Knie auf.
Die kühle Nässe des Sumpfs begrüßte ihn, als er aus seinem
zerschmetterten BattleMech fiel. Er hörte das Donnern über ihn
hinwegjagender Raketen, als er sich auf alle viere erhob. Seine
Fäuste sanken ein wenig im schwarzen Morast ein. Er war umgeben vom
Tosen der Schlacht. Als er den Kopf hob, sah er in der Ferne eine
dichte, wabernde, grünlichweiße Rauchwolke aus den Trümmern einer
WolfsclanAdder aufsteigen, dem Mech,
der Dolf verfolgt hatte. Stone wußte nicht, wie lange er ohne
Bewußtsein gewesen war. Schwindelgefühl erfaßte ihn, als er sich an
einem jungen Baum auf die Füße zog.
Nicht weit entfernt lag der Mad Dog,
der ihn abgeschossen hatte. Seine Kniegelenke waren zertrümmert,
und sein Kopf steckte im Sumpf. Er mußte vornüber gefallen und von
einem anderen Mitglied des JagdSterns erledigt worden sein. Die
andern Wolf-Mechs standen auf der anderen Seite des Sumpfes und
zeigten unterschiedlich schwere Beschädigungen. Über seinem Kopf
ebenso wie links und rechts von ihm schossen Raketen nach beiden
Richtungen über das Brackwasser.
Er hob den Kommunikator an seinem Gürtel an den Mund. »Jagd Eins
hier. Statusbericht«, gab er mühsam durch. Seine Rippen schmerzten,
als er versuchte, mehr Luft in die Lungen zu ziehen, um seiner
Stimme Kraft zu verleihen.
»Jagd Eins von Jagd Zwo. Wo bist du?«
»Bei meinem Mech«, antwortete Stone und wischte sich mit einer Hand
übers Gesicht. »Status.«
»Sterncommander«, antwortete Dis, der andere Fire MothPilot seines Sterns. »Wir haben den Wölfen
den geplanten Schaden zugefügt. Wir zeichnen Sensorkontakte in
unserem Rücken. Ich löse mich aus der Fomation, um sie zu
überprüfen.«
Kontakte im Rücken? Das war nicht vorgesehen, ganz und gar nicht
vorgesehen. Er sah zwei Elementare in seiner Nähe landen. Sie
nahmen mit den Kurzstreckenraketen ihrer Schulterwaffen einen
WolfIce Ferret unter Beschuß und
zertrümmerten seine Beine in einer Serie von Detonationen, die sich
durch Panzerung und die Myomermuskelfasern fraßen, deren Leistung
alle Bewegungen eines BattleMechs ermöglichte.
Stone preßte den Sender an die Lippen. »Negativ Jagd Fünnef. Phase
Drei einleiten. Alle JagdSternEinheiten aus dem Gefecht lösen und
abziehen. Bewegung.« Er verlor den Halt und sank auf die
Knie.
Der kleine Kommunikator, auf dessen Anzeige die Befehlsfrequenz
blinkte, erwachte zischend zum Leben. »Jagd Fünnef. Wolfsclan-Mechs
in unserem Rücken. Wir werden angegriffen.« Plötzlich krachte eine
Explosion über die Leitung, gefolgt von einem langen, beinahe
schmerzhaften Zischen. Dann Stille. Stone kannte dieses Geräusch,
wußte, was geschehen war. Dis war verloren, entweder tot oder
kampfunfähig.
Er starrte in den Morast und fühlte das Blut in seinem Mund klebrig
werden. Ich werde hier sterben. Es war ein
guter Plan. Irgendwie sind sie in unseren Rücken gekommen. Es war
ein guter Plan ... Er kämpfte nicht länger gegen den Zug der
Schwerkraft an und fiel mit dem Gesicht voraus in den Sumpf. Aber
er erreichte das Wasser nicht. Etwas packte ihn um die Hüften, und
einen Moment schien er über dem Morast zu schweben, dann erhob er
sich in die Luft. Er tastete mit den Händen hinter sich und fühlte
Metall, die Ferrofibritpanzerung eines Elementarrüstung.
Wie durch einen Nebelschleier sah er hoch in die undurchsichtige
Visierplatte Dolfs, der ihn an der Taille hielt. Seine Rüstung war
schwer zerbeult und an einer Stelle über der Brust aufgerissen,
aber Dolf war noch kampfbereit.
Stone sah kraftlos zu der Visierplatte hoch. »Wir müssen uns
zurückziehen.«
Dolfs Stimme antwortete ihm durch den kleinen Lautsprecher des
Gefechtspanzers. »Wir sind auf dem Rückzug, Sterncommander.« Dann
drehte Dolf sich um, hob den linken Arm und feuerte aus seinem
Armlaser einen grellroten Energiestrahl auf einen fernen Gegner
ab.
»Laß mich. Ich halte dich nur auf«, hustete Stone. »Das ist ein
Befehl.«
»Dann werden wir uns später im Kreis der Gleichen gegenübertreten,
Sterncommander«, stellte Dolf fest und sprang, seinen Kommandeur
unter einen Arm geklemmt, über einen umgestürzten, halb verrotteten
Baumstamm. »Wir brauchen dich mehr denn je. Die Wölfe greifen mit
uns mit zwei Sternen an.«
»Laß mich sterben«, stammelte Stone.
»Neg. Wenn ich das tue, bin ich vielleicht wieder der einzige
Überlebende.« Dolf sprang wieder und erhob sich hoch in die Lüfte,
diesmal unterstützt von den in den Beinen seines Gefechtspanzers
eingebauten Sprungdüsen. Wieder schlug Schwindelgefühl über Stone
zusammen, und diesmal wehrte er sich nicht, sondern schloß die
Augen und ergab sich der lockenden Ohnmacht. Er fühlte weder die
Landung noch das, was ihr folgte ...