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Planetares Hauptquartier Able's Aces, Gillfillan's Gold Randgemeinschaft, Peripherie

 

16. April 3059 Aus dem Tagebuch des Harley Rassor:

In den letzten paar Tagen ist so viel passiert, daß ich kaum weiß, womit ich anfangen soll. Wir werden die Peripherie eine Weile verlassen, und durch all die Übungen und Simsitzungen ist Freizeit echte Mangelware geworden.

Für mich ist allerdings viel wichtiger, daß mein Verdacht gegen Olt. Hawke sich weitgehend bestätigt hat. Zweierlei hat mich darin bestärkt Erstens hat Kommandanthauptmann Able bekanntgegeben, daß sie ab morgen ihrer Pflichten enthoben ist Jord hat gehört, daß sie auf eine andere Basis der Aces versetzt wird. Bix meint, sie wird ganz aus der Einheit ausgeschlossen. Ich weiß nur, daß der Kommandanthauptmann ihr den Befehl über unsere Einheit entzogen und Geschützfeldwebel Coombs zum BrevetOberleutnant ernannt hat. Aber das soll nur eine Übergangsmaßnahme sein.

Ich will dem nicht zu viel Bedeutung beimessen, aber nach den Informationen, die mir Oberleutnant Hershorn gezeigt hat, scheint mir, daß Hawke aus dem Frontdienst abgezogen wird, damit sie nicht mehr in einer Position Dienst tut, in der sie dem Feind Informationen zuspielen kann. Vielleicht haben der Kommandanthauptmann und Olt. Hershorn einfach nicht genug Beweise, um sie als Verräterin zu überführen, und müssen sich deshalb damit begnügen, sie irgendwo weit weg vom Schuß kaltzustellen.

Sie ist rausgekommen und hat uns eine hübsche Rede gehalten, darüber, wie gerne sie unsere Kommandeurin war und wie sie hofft, daß wir Olt. Coombs genauso unterstützen werden wie sie. Es war eine recht kurze Zeremonie, aber es hörte sich verdammt nach einem Abschied für immer an. Ich bin mir nicht sicher was ich davon halten soll. Wenn sie diejenige war, die Ben und die anderen verraten hat, wieso sollte sie einfach irgendwo anders weiterleben dürfen? Andererseits bin ich jetzt, da ich selbst bei den Aces bin, froh, daß sie uns keinen Schaden mehr zufügen kann, wenn sie es tatsächlich war, die unsere Geheimnisse weitergegeben hat.

Ich habe mich entschieden, ein paar weitere eigene Nachforschungen anzustellen und bin Hawke letzte Nacht nach Rectortown gefolgt. Sie besuchte drei Kneipen, offensichtlich auf der Suche nach jemandem. Es war nicht schwer, mich im Schatten zu halten, damit sie mich in diesen Spelunken nicht entdeckte. Sie erinnerten mich an Brents Bar daheim. Dunkle Kaschemmen für dunkle Gestalten mit dunklen Motiven. Das ist aus einem der Gedichte in dem Buch, das ich von Da bekommen habe.
Nicht, daß ich mir sonderliche Sorgen darum gemacht habe, daß sie mich sehen konnte. Ich war außer Dienst, und was ich in meiner Freizeit mache, geht nur mich etwas an. Außerdem bezweifle ich, daß sie irgend etwas gesagt hätte. Immerhin ist sie ein Offizier und gehalten, sich nicht mit Mannschaftsmitgliedern zu verbrüdern. Trotzdem wollte ich kein Risiko eingehen. Sie führt etwas im Schilde, und ich werde es beweisen. Wenn sie wüßte, daß ich sie beschatte, würde das meine Arbeit nur erschweren.

In zwei der Kneipen hat sie sich mit reichlich zwielichten Gestalten getroffen. Ich habe hinterher ein paar Fragen gestellt, aber die anderen Gäste waren reichlich wortkarg. Schließlich habe ich eine Kellnerin gefunden, die mir erzählt hat, daß einer der Männer, mit denen sie geredet hat, Klaus Freeman heißt und ein »Pirat« ist. Soweit ich das mitbekommen habe, nennen die Leute hier jeden so, von dem man nicht weiß, wie er sein Geld verdient, deshalb ist schwer zu sagen, welchen Wert diese Auskunft hat. Ein anderer Kerl in derselben Kneipe meinte, er sei ein Sprungschiffkapitän, der vor ein paar Jahren sein Schiff verloren hat. An Orten wie diesen ist schwer abzuschätzen, wer dir die Wahrheit erzählt und wer dich anlügt.

Aber wenn der Kerl tatsächlich ein Pirat war, ist das ein weiterer Punkt auf einer langen Liste mit Hinweisen darauf, daß Hawke die Verräterin ist. Trotzdem, solange ich mir nicht absolut sicher sein kann, wäre es leichtsinnig, etwas zu unternehmen. Ich weiß, genau das würde Da sagen, wenn er jetzt hier wäre.

Ich werde nie vergessen, was in mir vorging, als ich ihren Orion mit kaum einem Kratzer im Lack auf dem Landefeld habe stehen sehen, während wir anderen grün und blau geprügelt waren. Entweder sie ist eine wahnwitzig gute MechKriegerin, oder die Banditen haben keinen Schuß auf sie abgefeuert. Jord hat mir erzählt, daß ihr Mech auf dem Vogelsangkamm völlig vernichtet worden ist und sie nur um Haaresbreite überlebt hat, aber möglicherweise sollte das nur so aussehen. Sie könnte ausgestiegen sein, und die Piraten haben ihre Maschine hinterher zu Klump geschossen. Da Oberleutnant Hershorn mir keinen Zugriff auf die Gefechts-ROMs gewährt, kann ich weder das eine noch das andere beweisen. Zumindest noch nicht.

Schuldige Verbrecher sollten der Strafe nicht entgehen. Da hat mir einmal gesagt, daß die Zeit der größte Richter ist. Daß Verbrecher früher oder später immer für ihre Taten bezahlen müssen. Aber ich will nicht Jahre warten, bis die Zeit sie richtet. Die Strafe sollte dem Verbrechen auf dem Fuße folgen. Alles andere scheint mir einfach nicht gerecht.

Themawechsel. Ich habe einen eigenen BattleMech zugeteilt bekommen: einen Enforcer! Ein mittelschwerer Kampfkoloß. Ben wäre bestimmt genauso stolz gewesen wie ich. Die meisten neuen Rekruten haben einen leichten oder mittelschweren Mech bekommen. Ich habe ihn mir im Hangar und auf dem Übungskurs angesehen. Er ist alt, eine echte Antiquität, aber er gehör: mir. Mit einer Autokanone und je einem schweren und leichten Laser hat er eine anständige Durchschlagskraft Und er hat Sprungdüsen, was sich im Notfall als sehr nützlich erweisen kann.

Als ich heute vom Essen zurückkam, hatte irgendwer »Teufelskerl« auf meine Cockpitluke gemalt. Ich nehme an, das war Bix, auch wenn er es abstreitet. Es sieht nicht danach aus, als würde ich diesen Spitznamen so schnell loswerden, aber ich will keine große Sache daraus machen. Eine Menge Veteranen haben Spitznamen auf ihren Cockpits stehen.

Heute nachmittag wurden wir aus dem Training gerufen und mußten uns für eine Bekanntmachung aufstellen, die ganze Kompanie. Was Kommandanthauptmann Able uns zu sagen hatte, hat mir nicht gefallen, und daran hat sich bis jetzt auch noch nichts geändert. Er erzählte uns, daß er für die Einheit einer Kurzzeitvertrag mit der Lyranischen Allianz angenommen hat und wir in etwa einem Monat für ein halbes Jahr abfliegen. Ich habe mich bei den Aces verpflichtet, um für die Randgemeinschaft zu kämpfen, nicht, um sonst irgendwo die Schlachten irgendeiner fremden Regierung zu schlagen. Bix und Jord geht es genauso, aber niemand traut sich, es auszusprechen. Kommandanthauptmann Able ist bei uns allen sehr beliebt, und niemand will sich offen gegen Entscheidungen stellen, die er zum Besten der Einheit trifft.

Bix meint, es geht ums Geld. Die Aces sind schließlich eine Söldnereinheit. Er hat Gerüchte gehört, daß die Regierung mit den regelmäßigen Zahlungen im Rückstand ist. Es heißt, nach den Überfällen und Verlusten, die uns Morrisons Ausbeuter beigebracht haben, blieb dem Kommandanthauptmann nichts anderes übrig, als nach einer Möglichkeit zu suchen, anderswo Geld zu verdienen.

Bevor ich mich den Aces angeschlossen habe, hatte ich meine Heimatwelt nie verlassen. Jetzt werde ich die Randgemeinschaft und sogar die Peripherie verlassen und hinaus in die Innere Sphäre fliegen. Ben hätte über eine solche Chance gejubelt. In den letzten paar Jahren hat er von nichts anderem geredet, von all den neuen Waffen und Mechs und sonstigen Ausrüstungsteilen, die dort entwickelt werden. Ich interessiere mich nicht sonderlich für dieses Zeug. Ich bin nicht zum Militär gegangen, um Leute umzubringen, sondern um die Wahrheit über Bens Tod herauszufinden, damit Da und Jolee und ich dafür sorgen können, daß die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden.

Ich habe beim Kampf um Rectortown jemanden getötet, aber das war bei der Verteidigung der Randgemeinschaft. Ich bin nicht wie ›König‹ Morrison und seine Bande, die nur für Geld Menschen umbringen. Es besteht ein Unterschied zwischen Mord und Selbstverteidigung oder der Verteidigung seiner Heimat. Außerdem war der Krieger, den ich getötet habe, einer der Piraten, die meinen Bruder auf dem Gewissen haben.
Ich werde in der letzten Zeit gehörig auf Trab gehalten. Nicht nur ich, alle neuen Rekruten. Kompanie Eins wächst allmählich zu einer effektiven Einheit zusammen. Jord hat einen Ersatzmech bekommen. Es wird eine Weile brauchen, bis die Schäden an seinem Black Knight behoben sind, und bis dahin haben sie ihm einen ziemlich zerbeulten Victor gegeben. Er ist unter Feldwebel Coombs zur Feuerball-Lanze eingeteilt, zusammen mit Jill Sutcliffe und Jeremy Lewis.

Ich bin in der Läufer-Lanze, unter dem Befehl von Glancy. Bix meint, der Name kommt von der Schachfigur, aber das ist mir ehrlich gesagt egal. Mein »offizielles« Rufzeichen ist Läufer Zwo. Bix und sein Vindicator sind Läufer Drei. Unsere Nummer Vier ist eine MechKriegerin namens Dabney Fox in einem Hatchetman. Nach dem, was ich im Simulator und auf dem Manövergelände von ihr gesehen hatte, kommt sie mit Mechs erheblich besser zurecht als mit Menschen. Jedesmal wenn ich versuche ein Gespräch anzufangen, bekomm: sie kaum den Mund auf, und sie macht einen Abgang so schnell sie kann.

Unsere Konflikt-Lanze besteht aus Gilberts Lucifer zwei Panzern und einem Zug Sprungtruppen. Das waren ursprünglich Gunney Coombs' Leute, und dementsprechende Leistung bringen sie auch. Die meisten Schlammstampfer haben gehörigen Respekt vor Mechs, aber diese Infanteristen verspeisen Kampfkolosse zur Nachtisch. Mit denen ist auch nicht leicht warm zu werden, und sie hängen enger zusammen als ein Rudel läufiger Bandiratten.

Trotz all der Drills und der übrigen Arbeit, die mir kaum Zeit läßt, an etwas anderes zu denken, vermisse ich Zuhause. Hier habe ich noch nicht eine anständige Gelegenheit zur Jagd gehabt. Auf Slewis war das so ziemlich meine Lieblingsbeschäftigung, allein im Wald, in meinem Lederzeug, den Bogen in der Hand. Ich habe viel nachgedacht, wenn ich so unterwegs war, umgeben nur vom Rauschen des Winds in den Bäumen und den Geräuschen des Waldlebens. Daheim war ich viel allein. Ich brauchte nicht einmal einen Gedanken daran zu verschwenden. Hier esse, schlafe und arbeite ich umgeben von anderen, die nur ein paar Schritte entfernt ebenfalls essen, schlafen und arbeiten.

Ich sollte jetzt besser Schluß machen. Wir müssen gleich eine Nachtkampfübung auf einem Gelände absolvieren, das keiner von uns kennt. Ich habe noch nie nachts gekämpft. Ich frage mich, wie das werden wird.

BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
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