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Landungsschiff Tammuz, im Abflug von Kore Peripherie24. April 3060
In der Dunkelheit des Alls bewegte sich das Landungsschiff der Union-Klasse Tammuz mit lodernden Triebwerken auf den Nadirsprungpunkt des Systems zu, Millionen Kilometer unter dem Südpol seiner Sonne. Außerhalb des Schiffes wurde die kleine, grauweiße Kugel Kores langsam immer winziger und wurde schließlich zu einem weiteren Stern in der Schwärze des Weltraums.
Im Innern des Landungsschiffes stand Susie Ryan und hing einen Moment stumm ihren Gedanken nach. Das leise Brummen der Maschinen füllte die kleine Kabine, und das Wummern der riesigen Schiffstriebwerke hatte eine vertraute und beruhigende Wirkung. Ryans Verletzungen waren nicht weiter schlimm, aber sie hatte auf Kore einige ihrer Leute verloren, darunter zwei gute Mechpiloten, ganz zu schweigen von dem Preis, den sie hatte zurücklassen müssen. Die ganze Operation war ein Debakel geworden, und Ryan war froh, Kore den Rücken kehren und in ihr Reich zurückkehren zu können. Alle Mechs, die sie mit nach Kore gebracht hatte, waren dringend reparaturbedürftig, und ohne Zweifel waren ihre Feinde während ihrer Abwesenheit nicht untätig geblieben. Sie hatte eine Schlappe einstecken müssen, und in Gedanken arbeitete sie daran, wie sie verhindern konnte, daß irgend jemand das gegen sie ausnutzte.
Ein Klopfen an der Luke riß sie aus ihren
Überlegungen.
»Herein«, sagte sie. Ein Mannschaftsmitglied steckte den Kopf durch
die Öffnung. Als er sich vergewissert hatte, daß seine Chefin ihn
ihm nicht abreißen würde, folgte der Rest des Mannes. Captain Ryan
war seit des Abflugs von Kore nicht gerade guter Laune.
»Skipper«, teilte er ihr mit. »Wir hatten gerade Kontakt mit dem
Sprungschiff. Sie sind bereit zum Absprung, sobald wir
eintreffen.«
»Gut«, erwiderte Ryan. »Ich will dieses gottverdammte System
verlassen, so schnell es geht.«
Der Mann nickte und wandte sich zum Gehen. Auf der Schwelle zögerte
er. Ryan sah mit ihrem gesunden Auge zu ihm hinüber.
»Was?« fragte sie.
»Ach, nichts, Skipper«, stammelte der Mann, den plötzlich die Angst
packte, einen tödlichen Fehler begangen zu haben. »Nur, also, wieso
haben Sie den da mitgenommen?«
Mit einer Kopfbewegung deutete der Pirat auf ein Objekt, das einen
beträchtlichen Teil der kleinen Raumschiffskabine beanspruchte. Es
war eine Lebenserhaltungskapsel, knapp über zwei Meter lang, aus
Transpex, das von glänzenden Metallbändern eingerahmt wurde. Die
Kapsel enthielt ein perfekt auf die Bedürfnisse des in ihrem Innern
befindlichen Patienten abgestimmtes sauerstoffreiches Luftgemisch.
Verschiedene Überwachungsgeräte kontrollierten leuchtend und
fiepend seinen Zustand, und die Aggregate hielten summend und
zischend seine Atmung und die anderen lebenswichtigen Funktionen in
Gang. Der größte Teil seiner Haut war verbunden. Das wenige, was
davon sichtbar war, leuchtete feuerrot.
Ryan blickte einen Moment schweigend hinüber zu der Kapsel, dann
drehte sie sich wieder zu dem ängstlichen Besatzungsmitglied
um.
»Wir mußten wenigstens etwas aus diesem Desaster retten«, stellte
sie leise fest. »Ich habe meine Gründe.«
Der Pirat war nicht so dumm, das Schicksal noch weiter
herauszufordern, und zog sich hastig zurück. Hinter ihm fiel die
Luke lautlos ins Schloß.
Susie Ryan betrachtete den bewußtlosen Körper Lon Volkers in dessen
Überlebenskokon. Er war im Innern seines Mechs bei lebendigem Leib
gesotten worden und hätte es fast nicht überlebt. Der Junge,
Kintaro, war überrascht gewesen, als Ryan darum gebeten hatte,
Volker mitnehmen zu dürfen. Sie war beinahe ebenso überrascht
gewesen, als er sich einverstanden erklärt hatte. Es würde eine
Menge Geld kosten, Volker am Leben zu erhalten und ihm die
Behandlung zu verschaffen, die er brauchte, wenn sie erst zurück
auf Star's End waren. Es war nicht einmal sicher, daß er die Reise
überleben würde. Aber falls doch ...
Ryan lächelte. Falls Volker überlebte, und sie würde alles daran
setzen, daß er es tat, würde sie nicht mit völlig leeren Händen von
ihrer Expedition nach Kore zurückkehren. Sie würde Lon Volker zu
dem formen, was sie brauchte: Einer lebenden Waffe, die Sturm
Kintaro mehr haßte als alles andere im Universum. Eine Waffe, die
sie nur scharf zu machen und auszurichten brauchte. Früher oder
später würde Kintaro dafür bezahlen, daß er ihre Pläne durchkreuzt
hatte.
Sie klopfte noch einmal auf die klare Plastikhülle der Kapsel, dann
setzte sie sich auf eine kleine, aus der Wand ragende Bank und
formulierte den Rest ihrer Pläne.