Kapitel 52
Asko von Orven und Delacroix knieten neben dem Leichnam ihres ehemaligen Gefährten. Delacroix durchsuchte die Taschen des Toten wie ein geübter Dieb, ein Verhalten, das der Leutnant einigermaßen degoutant fand. Doch er sagte nichts, beobachtete nur, wie der ranghöhere Offizier systematisch alle Besitztümer des Getöteten hervorholte, sie dann sorgfältig überprüfte und schließlich einiges davon einfach einsteckte.
Ihre Kommunikation war mehr als nur gezwungen.
„Er war nicht der für uns abgestellte Magier“, erklärte Delacroix, als er sich mit dem Vorwurf konfrontiert sah, daß er den Meister des Arkanen, den seine Majestät König Ludwig II. persönlich ausgesandt hatte, umgebracht hatte. „Von Görenczy ist über den echten gestolpert. Wortwörtlich. Wir hätten eins und eins zusammenzählen sollen.“
Asko stierte ihn an. Man sah seinem Gesicht regelrecht an, wie die Tatsachen sich in seinem Geist zu einem Ganzen zusammenfügten.
„Das haben wir übersehen“, antwortete er ernüchtert. „Die Wahrheit hat uns ins Gesicht gestarrt, aber wir haben sie nicht erkannt. Blind und dumm muß ich gewesen sein. Als er uns sein Einführungsschreiben überreichte, habe ich mich noch gewundert, daß der Herr Ministerpräsident es nicht gesiegelt hatte. Es war eine Fälschung. Das hätte ich merken müssen. Doch er war dem Hotelpersonal bekannt. Er muß hier schon früher gewohnt haben. Ich sah das automatisch als Beweis für seine Identität an. Aber das war es nicht. Von der Pfordten konnte uns nicht gleich sagen, wen er uns schicken würde. Es war leicht für ihn, den Platz des uns zugedachten Magiers einzunehmen. Er mußte nicht mal seinen Namen ändern.“
Er stand auf. Er dachte darüber nach, warum Corrisande sich so sicher gewesen war, daß der Magier eine Bedrohung war. Frauen hatten ab und zu einen sechsten Sinn für Gefahren. Das war nur gerecht, wenn man bedachte, wieviel zarter sie waren. Die Natur hatte sie so eingerichtet, sie aber offenbar mit einem Warninstinkt ausgestattet.
Er schob den Gedanken von sich und untersuchte den Leichnam.
„Nun, Sie haben ihn mit großer Präzision aufgespießt. Ich nehme an, ich sollte mich bedanken.“
„Danken Sie mir nicht“, antwortete Delacroix unwirsch. „Es wäre mir lieber, er lebte noch und könnte uns ein paar Fragen beantworten. Es gibt vieles, das wir noch nicht wissen. Wir sind so blind und unwissend wie vorher. Nur haben wir jetzt noch einen Gefangenen in einem Behälter und wissen nicht, was wir damit tun sollen.“
„Man könnte vielleicht einen anderen Meister des Arkanen konsultieren.“
„Es ist einer unterwegs. McMullen kommt. Doch ich weiß nicht, wann. Morgen, übermorgen, irgendwann – und ohne ihn sind wir nicht in der Lage, die Situation adäquat zu meistern. Wir haben die Bestie, aber immer noch kein Manuskript.“
Asko blickte hinunter auf den Toten. Er hatte recht behalten, ihn nicht zu mögen. Magier waren generell von Übel. Alles Geheimnisvolle und Unnatürliche machte ihn nervös und mißtrauisch. Es war nicht einmal so, daß er sich davor fürchtete, doch alles, was den Naturgesetzen von Logik und Physik widersprach, war ihm zutiefst zuwider.
„Hat er noch etwas Verwendbares gesagt?“
Er hat viel zuviel gesagt, dachte Delacroix. Das meiste davon unzusammenhängend und verrückt, und doch ergab manches eine üble Art von Sinn.
„Er sagte, er wolle mit Hilfe des Manuskriptes die Welt regieren und die Kräfte, die der Schriftrolle innewohnten, würden ihm dies ermöglichen. Ich weiß nicht, ob er damit recht hat, aber wenn das so ist, dann können wir damit rechnen, daß die machthungrigen Irren der ganzen Welt inzwischen auf dem Weg hierher sind.“
Genau wie die Bruderschaft. Es sah ihr ähnlich, daß sie ein solches Artefakt in ihre Hände zu bekommen suchte. Ihre Mitgliederzahl war über die Jahrhunderte und besonders nach dem Zeitalter der Vernunft und im jetzigen Zeitalter des technischen Fortschritts so weit geschrumpft, daß ein solches Werkzeug ihr nur allzu nützlich gewesen wäre. Es hätte ihr die Möglichkeit gegeben, die Welt in ein Paradies ihrer eigenen Machart zu verwandeln. Eine Hölle für die meisten anderen Menschen.
„Kein aufmunternder Gedanke“, sagte von Orven. Er litt noch unter der Tatsache, daß er Miss Jarrencourt unbegleitet zu ihrem Zimmer hatte gehen lassen. Aber er war ein wenig unsicher gewesen, welches Verhalten unter den Umständen angemessen war. Sie hatte nicht ausgesehen, als wünschte sie Begleitung, und sie wohnte letztlich nur schräg gegenüber. Zudem hatte Delacroix sehr deutlich gemacht, daß er ihn hier brauchte.
Gleichwohl wurde er das Gefühl nicht los, daß er sich für sein Benehmen entschuldigen sollte – obgleich nicht primär er es gewesen war, der sich danebenbenommen hatte. Er war in einer traumlos schwarzen Ohnmacht gefangen gewesen, als sich plötzlich sein Körper meldete, ihn zu wecken und zurück in die wirkliche Welt zu ziehen schien. Aufzuwachen, während er von ihr geküßt wurde, war ausgesprochen angenehm gewesen. Er hatte nicht gewußt, was da geschah, doch sein Körper hatte verstanden, wie zu reagieren war, und hatte sie zurückgeküßt, bevor sein Verstand noch begriff, was vor sich ging.
„Colonel“, sagte er, „ich will Sie nicht kritisieren – wir hatten heute schon mehr als genug Meinungsverschiedenheiten –, aber warum haben Sie Miss Jarrencourt aufgetragen, mich zu küssen?“
Der Colonel musterte konzentriert die Leiche und sah nicht auf, als er antwortete.
„Magisch induzierte Bewußtlosigkeiten können sehr tief sein, beinahe wie ein Koma. Ich war sicher, daß Ihr Körper und Ihr Geist so schnell wie möglich einen Weg zurückfinden mußten, und habe darauf gebaut, daß ein Kuß Miss Jarrencourts zumindest Ihren Körper ansprechen würde. Ich hoffe sehr, es war keine unangenehme Erfahrung?“
Von Orven errötete.
„Durchaus nicht“, versicherte er. „Ich bin nur erstaunt, daß Sie sie dazu bringen konnten, eine so außergewöhnliche Maßnahme zu ergreifen. Ich hoffe, Sie haben sie nicht zu etwas gezwungen, das ihr widerstrebte.“
Delacroix antwortete nicht sofort.
„Ich habe sie nicht gezwungen, Sie zu küssen“, sagte er nach einer Weile. „Miss Jarrencourt ist eine sehr ... großzügige junge Dame. Ihr Wohlbefinden lag ihr offenbar am Herzen, und zudem“, er blickte mit einem Mal dem jüngeren Mann giftig erheitert in dessen hellblaue Augen, „mag es ja sein, daß ihr selbst das Heilmittel auch nicht völlig unangenehm war.“
Er registrierte Askos erneutes Erröten mit einem kleinen, bösen Lächeln. Der jüngere Mann wollte etwas sagen, überlegte es sich jedoch dann anders. Höchstwahrscheinlich war er sich nicht ganz sicher, ob die Kommentare des Colonels beleidigend waren oder nicht. Also entschloß er sich, nicht nachzuhaken.
„Ich werde morgen früh die Situation in Ordnung bringen“, sagte der junge Offizier statt dessen.
Er würde ihr einen Antrag machen, wurde Delacroix klar. Die Reaktion eines jungen, dummen Bilderbuch-Ehrenmannes auf eine peinliche Situation. Die Dame hatte die Grenze zulässigen Verhaltens überschritten, und er war bereit, dafür die Konsequenzen zu tragen. Wahrscheinlich kam er sich dabei auch noch großartig vor.
Delacroix wußte nicht, was er davon halten sollte. Er wollte nicht, daß von Orven sich an dem Mädchen „erfreute“ – wie Vonderbrück es taktloserweise ausgedrückt hatte. Es gab eine große Menge guter Gründe, warum er es nicht wollte, und auch eine große Menge anderer Gründe.
„Leutnant, ich habe absolut kein Recht, mich in Ihre Angelegenheiten einzumischen, aber ich meine, Sie sollten nichts überstürzen. Sie könnten eine übereilte Entscheidung in einem weniger angespannten Moment bedauern“, mahnte er.
„Sie haben tatsächlich kein Recht, sich in meine Angelegenheiten zu mischen“, gab Asko zurück. „Ich weiß, daß Ihre eigenen Anschauungen von Anstand und Sitte nicht mit den meinen konform gehen – ganz besonders bezüglich Personen des schwächeren Geschlechts. Ich bin in der Überzeugung aufgewachsen, daß es die Pflicht eines Gentlemans ist, eine Dame zu respektieren und zu beschützen. Daß man sich an Regeln hält, damit man Frauen und Mädchen nicht schadet oder sie ins Unglück stürzt. Ich habe nicht die Absicht, Sie zu beleidigen, aber Ihr eigenes Verhalten Frauen gegenüber scheint mir auf eine Erziehung hinzuweisen, die der, die ich genossen habe, recht unähnlich ist.“
Sollte er damit gerechnet haben, Delacroix mit dieser Kritik zu kränken, so wurde er enttäuscht. Der gab nur ein kurzes, freudloses Lachen von sich.
„Gut gesagt und weitgehend richtig. Meine eigene Erziehung ist tatsächlich anders verlaufen als Ihre. Ich glaube, daß die meisten Frauen weitaus robuster sind, als Sie annehmen, und daß man ihren Geist und ihre Intelligenz beleidigt, wenn man darauf besteht, sie seien schwächliche, hilflose Kreaturen. Ich respektiere Frauen, aber aus anderen Gründen als Sie. Frauen sind zu viel mehr imstande, als Sie glauben. Zu Gutem und Schlechtem. Ich hoffe, daß Sie diese Erkenntnis nicht irgendwann auf sehr unangenehme Weise trifft.“
Delacroix spielte mit dem Gedanken, dem jüngeren Mann von den Anschuldigungen und Anspielungen zu berichten, die Vonderbrück über das Mädchen gemacht hatte, und die Tatsache, daß sie den Magier getötet hatte, war immerhin ein aussagekräftiger Beweis dafür, daß irgend etwas an ihr nicht mit dem Bild einer wohlerzogenen, tugendsamen kleinen Dame übereinstimmte. Prostituierte und leichte Mädchen wußten sich im allgemeinen gut zu verteidigen.
Doch er war nicht mehr sicher, ob sie wirklich zu dieser Gattung Frau gehörte. Er war voller Zorn und Wut gewesen, auf sie, auf sich selbst und auf die Gefühle, die er für sie empfand. Er hatte sich dumm gefühlt, tölpelhaft und verraten. Ihre Reaktion auf seinen Angriff hatte ihn jedoch überrascht. Er wußte nicht, ob jemand wirklich imstande war, diese Art jungfräulicher Panik so gut nachzuahmen. Wie eine Ohrfeige hatte er ihre Reaktion gefühlt.
Das ließ ihm zwei Lesarten offen. Entweder war sie wirklich ein anständiges Mädchen, oder sie war ein so durchtriebenes Frauenzimmer, daß ihr gespieltes Entsetzen sogar ihn getäuscht hatte. Er würde es herausfinden, genauso wie er herausfinden mußte, warum der Mordauftrag mit ihrem Ring gesiegelt war und woher sie so gut Messer werfen konnte. Wenn man die beiden letzten Dinge bedachte, so schien die erste Lesart ihres Charakters unwahrscheinlich.
Ein Schuß ertönte vom Korridor her. Der Knall war ohrenbetäubend, und im Nachhall konnte man sehr gedämpft eine Frau aufschreien hören.
Beide Männer hasteten zur Tür.
„Miss Jarrencourt!“ rief Asko. Sein Gesicht zeigte Schuld und Bestürzung.
„Von Görenczy!“ schrie Delacroix. „Wir müssen ihm helfen.“
Sie hasteten los, und der Colonel schaffte es gerade noch, den Leutnant an der Tür abzufangen, bevor der übereifrig hinausstürmen konnte. Er öffnete die Tür behutsam. Der Gang war durch Gaslichtlampen hellerleuchtet und fast leer. In Udolfs Tür klaffte ein schartiges Loch. Holzsplitter waren über den Flur verteilt.
Von Udolf war nichts zu sehen. Statt dessen stand ein großer Mönch in dunkler Kutte vor der Tür zu Miss Jarrencourts Zimmer. Er sah sehr wütend aus, und Delacroix war nicht minder wütend. Er sprang den Mönch an wie ein Tiger, ergriff ihn bei der Brust an der Kutte und wirbelte ihn mit solcher Wucht gegen die Wand, daß man hören konnte, wie es dem Mann den Atem aus der Lunge trieb.
„Kriech zurück unter den Stein, unter dem du hervorgekrochen bist, oder ich schwöre bei Gott, ich breche dir den Hals!“ brüllte Delacroix. Seine Augen glitzerten.
Von Orven lief ihm hinterher und besah sich das Geschehen fassungslos.
„Was tun Sie da? Colonel! Hören Sie auf! Sie können doch nicht einem Mann der Kirche zu Leibe rücken!“
In diesem Augenblick hatte der Mann der Kirche seine Sinne wieder beisammen und seine Atmung wieder unter Kontrolle. Seine riesigen Hände fuhren nach oben, klammerten sich wie Schraubstöcke um Delacroix’ Hals und drückten zu. Von Orven, eben noch unterwegs, dem Geistlichen zu Hilfe zu eilen, blieb stocksteif stehen und starrte verblüfft den Mann an, der sich so gänzlich anders verhielt, als man das von einem frommen Bruder erwarten mochte.
Die kämpfenden Männer waren beide größer und kräftiger als der Durchschnitt. Dem Leutnant schien es, als brenne in den Augen des Mönches der gleiche fanatische Zorn, den er mitunter in den Augen des Colonels gesehen hatte. Beinahe waren die Männer einander ähnlich.
Dennoch mußte er sich jetzt schnell entscheiden, auf welcher Seite er in den Kampf eingreifen sollte. Er war ein guter Katholik, und es widerstrebte ihm, einen Kirchenmann anzugreifen.
Doch es war immerhin möglich, daß er nur verkleidet war. Vielleicht gehörte er ja zu der zu erwartenden Phalanx machthungriger Irrer, die auf dem Weg zu ihnen waren, um das Manuskript zu erbeuten.
Delacroix hatte es geschafft, die kleinen Finger seines Angreifers von seinem Hals zu lösen, und bog sie entgegen ihrer Gelenke von sich weg, wobei er die Hände des Angreifers wie mit einem Hebel löste. Der Mann hielt jedoch keinen Moment lang inne. In Null Komma nichts hatte er seine Hände befreit und rammte seine geballte Faust ins Gesicht des Colonels.
Der tänzelte zur Seite, und der Hieb ging fehl. Asko stand immer noch neben den Kämpfenden und tat nichts. Er hatte das sonderbare Gefühl, daß keine der kämpfenden Parteien sein Eingreifen schätzen würde. Irgendwie wirkte der Kampf sehr persönlich. Asko blickte den Gang auf und ab, um zu sehen, ob weitere Gegner im Anmarsch waren, doch er sah niemanden kommen. Außerhalb von von Görenczys Tür waren dunkle Flecke auf dem Boden zu erkennen. Blut. Irgend jemand hatte Blut verloren.
In der anderen Richtung öffnete sich die Tür zu Mademoiselle Denglots Gemächern, und er konnte sehen, wie jemand vorsichtig hinausspähte. Nicht Cérise. Sie hatte einen Mann bei sich. Die Moral der Sängerin war nicht über jeden Zweifel erhaben. Er verstand seine Geschlechtsgenossen nicht. Wer sollte schon eine Frau wollen, die ihre Gunst an so viele verteilte?
Er konnte den Mann nicht gut erkennen, doch sein schwarzes Haar erinnerte ihn an etwas. Er berührte den Bluterguß in seinem Gesicht. Es war ihm entfallen. Er konnte sich nicht erinnern. Dann schloß sich die Tür.
Corrisande. Wie hatte er sie vergessen können? Er hoffte, ihr sei nichts geschehen, und schaute sehnsuchtsvoll zu ihrer Tür, doch die blieb verschlossen, und es war in der Tat zu spät, um zu klopfen und Einlaß zu begehren. Es war ein ermüdender und schrecklicher Tag für sie gewesen. Wahrscheinlich schlief sie schon. Nach ihrer letzten, so intimen Begegnung wäre es sicher nicht korrekt von ihm gewesen, sie zu wecken.
Ein Gedanke fuhr ungebeten und unpassend durch sein Gehirn. Sie zu wecken, so wie sie ihn geweckt hatte. Mit einem Kuß, der ihr Herz berührte. Er erinnerte sich klar und deutlich an ihre weichen Lippen, konnte sie fast noch spüren.
Im nächsten Moment schlug er zu, denn der Herr in der dunklen Kutte war ihm in einem Ausweichmanöver plötzlich in den Weg gekommen und hatte versucht, ihm einen Boxhieb in den Magen zu verpassen. Askos Reflexe übernahmen. Er war ein geübter Boxer, zog aber einen regulären Kampf nach den Regeln von Pierce Egans „Boxiana“ vor. Handgemenge schätzte er nicht. Er tänzelte zur Seite und plazierte einen linken Haken auf das Kinn des weitaus größeren Gegners.
Der Mann fiel. Wie ein Fels kippte er um.
Delacroix’ Faust traf nur noch die leere Luft über ihm.
Beide Männer besahen sich den gefallenen Feind.
„Sie sind ja ein richtiger Teufelskerl“, sagte Delacroix nach einigen Momenten. „Würde Sie gerne mal im Ring sehen. Sie boxen wohl häufiger?“
„Ab und zu“, entgegnete er knapp. „Wer ist das? Sie schienen ihn zu kennen?“
„Nicht persönlich“, sagte Delacroix. „Er gehört zu einer Gruppe sehr gefährlicher und uneinsichtiger Irrer.“
„Ach, und Sie kennen diese Gruppe?“ erklang von Görenczys Stimme von dessen Tür her. Er stand im Türrahmen und lud seine Schußwaffe. „Wissen Sie, Delacroix, es ist Zeit, daß Sie uns ein bißchen mehr über das alles erzählen. Sie haben seinen Besuch erwartet, nicht?“
„Seinen und den anderer“, antwortete Delacroix. „Es wird schwer sein, Ihnen alles zu erklären, und wir gehen dazu besser in unser Zimmer. Was machen wir mit dem hier? Hier liegenlassen können wir ihn nicht, und ihn einfach umzubringen wäre auch nicht passend, obwohl ich es wirklich gerne täte.“ Er klang erzürnt.
„Vielleicht können wir ihn der Polizei übergeben“, schlug von Orven vor. „Sie muß sowieso informiert werden und den anderen Leichnam abtransportieren.“
„Noch eine Leiche?“ fragte von Görenczy. „Wer ist denn jetzt wieder tot? Hat Vonderbrück davon berichtet?“
„Nein. Vonderbrück ist der Tote“, antwortete Asko. „Wir erzählen dir gleich alles – und wir werden die Polizei informieren. Die kann uns dann den falschen Mönch gleich mit abnehmen.“
„Oh, er ist ein echter Mönch“, sagte Delacroix. „Bruder in einem ausgesprochen frommen Orden. Dem schlimmsten, den es gibt.“
Leutnant Asko von Orven starrte ihn fassungslos an. Dann begann er sich darüber Gedanken zu machen, was genau er bei seiner nächsten Beichte zu berichten hatte.