Kapitel 44

Corrisande hörte dem nutzlosen Geplänkel nicht zu. Es ging unter in etwas anderem. Langsam begann sie, sich um sich selbst zu drehen, die Hände seitlich ausgestreckt. Sie wußte nicht warum, aber es schien ihr irgendwie richtig. Sie spürte, wie der Stein dem dunklen Wasser entgegenfiel. Ihr Herz sank. Es kam. Es nahte. Die Barriere zwischen seiner Welt und ihrer zerplatzte wie eine Eierschale, und jeden einzelnen Sprung spürte sie direkt bis ins Mark.

„Es ist fast da“, sagte sie tonlos, und ihre Stimme klang ihr fremd.

Die Unterhaltung endete schlagartig. Die Herren drehten sich um. Sie hielten die Waffen in den Händen und versuchten, in dem schattenverhangenen Keller irgend etwas wahrzunehmen. Die flackernden Kerzen woben Licht und Schatten zu immer neuen Mustern auf Wänden, Decke und Boden.

Corrisande drehte sich in der Mitte des Raumes, die Arme immer noch seitlich ausgestreckt. Sie verlor langsam ihre Orientierung. Das Atmen fiel ihr schwer. Die Luft war viel zu trocken, und ihr war, als zwänge man sie, Sand zu atmen, schwarze Kristallsplitter, die sie langsam erstickten. Sie wollte davonlaufen. Mit aller Kraft mußte sie sich zwingen, es nicht zu tun. Fliehen half nichts. Es würde sie finden. Es würde sie überwältigen, sie einfrieren lassen, noch bevor sie die Treppen wieder erklommen hatte.

Sie sah, daß die drei Offiziere ein Dreieck um sie gebildet hatten. Einer hielt einen schimmernden Kasten, die beiden anderen Messer, die im Dunkel des Raumes glühten. Sie hatte Angst vor diesen Waffen, doch diese Angst war nichts gegen den Terror, der sich um sie herum manifestierte und sie durchdrang.

Es kam. Die abscheulichste Kreatur, die man sich je vorstellen konnte, kam, um sie zu verschleppen und in ihrem schwarzen Abgrund gefangenzuhalten, und sie genoß den Schutz eines Mannes mit einer Schachtel, eines zweiten mit einem Obstmesser und eines dritten, der versprochen hatte, sie zu töten. Oh, und einer Opernsängerin, die um ihren guten Ruf besorgt war.

Die Absurdität der Lage traf sie mit Wucht, half ihr jedoch keinen Deut weiter. Sie war verloren. Das wußte sie jetzt. Sie konnte nur noch hoffen, daß es schnell gehen würde. Er hatte ihr versprochen, daß es schnell gehen würde. Sie bezweifelte nicht, daß er imstande war, schnell zu töten. Er sah aus, als könne er es.

Großer Gott, laß es schnell gehen.

Ihr wurde plötzlich bewußt, daß sie nicht sterben wollte. Natürlich hatte sie noch nie sterben wollen, doch sie hatte auch noch nie darüber nachgedacht. Ihr Leben war schließlich recht angenehm verlaufen. Sie hatte die Freiheit gehabt zu entscheiden, was sie wollte, und sie war wohlhabend genug, das, was sie wollte, auch umzusetzen – zumindest soweit es einer alleinstehenden Frau überhaupt möglich war. All ihre Ärgernisse und Nöte schienen ihr plötzlich nichtig. Müßige Klagen eines verhätschelten Fräuleins. Sie hatte ein gutes Leben gehabt. Sie lebte gern. Bis eben hatte sie gern gelebt.

Eine runde Welle schlug gegen ihr Denken und Fühlen, schwarz und ölig, unsichtbar und doch schmerzhaft existent. Sie durchflutete sie, berührte ihr Herz mit schwarzer Gischt.

Sie taumelte, fing sich, rang geräuschvoll nach Atmen. Dann deutete sie mit ihrer Hand. Sie flüsterte rauh: „Dort. Über der Laterne. Es kommt.“

Sie spürte, wie Udolf an ihr vorbeieilte, sah ihn dann nicht mehr, weil ihre Knie einknickten. Sie stürzte, landete auf den Knien, krampfte sich zusammen. Dann fiel sie seitwärts, rollte auf den Rücken. Sie konnte sich nicht mehr regen, lag paralysiert da, so wie sie gestürzt war.

Sie konnte seinen Eintritt beinahe hören. Es klang, als klaffe im Wesen der Welt mit einem Mal ein Riß. Es brach hervor, voller Kraft und voller Abscheulichkeit. Schwärze legte sich über ihren Blick, und durch das, was wie ein Spalt im Leben selbst aussah, konnte sie schwarze Obsidianstalagmiten glänzen sehen. Sie warteten auf sie – in der Welt, in der man ihr die Seele nehmen würde.

Sie zwang sich, in dieser Sphäre zu sehen und nicht in jener. Aus ihrer Position heraus konnte sie beobachten, wie von Görenczy das Kästchen zwischen sie selbst und den Schattenfleck an der Wand hielt. Sie spürte, wie das Ding aus seiner Domäne in ihre Welt quoll. Wie eine hochviskose Salbe quetschte es sich in die Realität, nicht wie eine Lanze, nicht wie ein Schatten. Es umfloß den Behälter wie dickflüssiges Öl, verteilte sich dann schnell nach oben zur Decke, wo der Offizier es nicht mehr erreichen konnte.

Er hatte es nicht gefangen. Es war entkommen. Sie war verloren. Sie hörte ein angsterfülltes Stöhnen. Es war ihr eigenes.

Delacroix und Asko rannten gleichzeitig los. Sie sprangen vor sie, zwischen sie und das schwarze Wesen, das sich die ungefähre Gestalt eines Mannes gegeben hatte, der unter der Decke des Raumes schwebend lauerte. Die beiden Offiziere rannten ineinander, stießen zusammen, der kleinere Mann taumelte, vom Schwung des größeren umgeworfen.

Delacroix war verzweifelt. Wieder hatten sie falsch geplant. Es war noch stärker, schlauer und tödlicher, als sie angenommen hatten, und von Orven war ihm im Weg. Sie waren einander im Weg, während sie ihm beide ihre Messer entgegenstreckten und absolut verhindern wollten, daß das Geschöpf das Mädchen erreichte. Jeder von ihnen war fest entschlossen, das Ding sie nicht mehr berühren zu lassen, und jeder von ihnen wußte dennoch, daß es nicht viel gab, das sie dagegen tun konnten.

Wenn es sie erreichte, würde er sie töten müssen. Ihm wurde klar, daß er zunächst Asko unschädlich machen mußte, sonst würde der Mann mit seinem ausgeprägten Beschützerinstinkt ihn die Tat nicht ausführen lassen. Nicht, daß er sie ausführen wollte. Doch er hatte sein Wort gegeben.

Er war so sicher gewesen, daß sie es fangen konnten. Eine Unaufrichtigkeit, gestand er sich. Sicher war er nie gewesen, aber er hatte es gehofft. Nun hatten sie versagt.

Die Kreatur bewegte sich nicht, schwebte nur außer Reichweite an der Decke, wurde fest und schmolz, modellierte sich in unterschiedlichen männlichen Formen. Es wirkte, als mache es sich über sie lustig, und wenn das überhaupt möglich war, haßte Delacroix es dafür um so mehr. Es lauerte auf sein Vergnügen, erschuf sich menschenähnlich, formte sich im einen Augenblick grobe männliche Körperteile, um dann wieder in einem Wirbel von Schatten zu vergehen wie dunkles Wasser, das den Fluß mal hinauf und mal hinab rinnt.

Nun schoß es wie ein Speer die Decke entlang, wie ein Pfeil, zu schnell für die beiden Männer. Es streckte sich und flog über sie hinweg, zu hoch, als daß man es hätte erreichen können. Delacroix sprang, tauchte Corrisande entgegen, versuchte, sie mit dem eigenen Körper zu schützen, während von Orven über sie hinwegsetzte, der Bewegung des Schattens folgend, der seinen Kurs geradlinig bis zur gegenüberliegenden Wand fortsetzte – genau auf eine zu Tode erschrockene Cérise Denglot zu, die bewegungslos erstarrt neben der Tür stand.

Plötzlich bewegte sich ein zweiter Schatten. Eine geschmeidige, dunkle Gestalt tauchte vollständig aus dem Nichts auf und sprang vor Cérise. Dunkles Haar wehte durch die Geschwindigkeit, mit der der Mann auf einmal erschien. Das Schattenmonster hielt mitten in der Bewegung inne, als müsse es seine Taktik überdenken.

Der Fremde hielt ihm die Hände abwehrend entgegen. Er war unbewaffnet, doch das Wesen griff ihn nicht an. Vielmehr sah es aus, als starrten beide einander an. Genau diesen Eindruck vermittelten sie, obgleich Delacroix nicht wußte warum, denn der Schatten hatte nicht einmal Augen. Dennoch schienen die beiden Kontrahenten einander zu verstehen, vermittelten eine düstere Art gegenseitigen Abschätzens, die Delacroix an die unheimliche Nähe erinnerte, die man bei einem Duell fühlte.

Die Augen des Neuankömmlings zeigten nur abgrundtiefe Schwärze. Er hielt die Arme immer noch dem Feind entgegen. Seine Handflächen waren gegen das Monster gerichtet, die Finger ihm wie Klauen entgegengekrümmt. Es waren Klauen, stellte Delacroix dann fest, und mit einem Mal wußte er, wen er da sah. Cérises mysteriöser Bewunderer war gekommen, sie zu beschützen.

Er hatte aber keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn nun hatte Asko den Schatten erreicht und stach mit seinem kleinen Kalteisendolch danach.

Er war zu schnell, viel zu schnell für ihn, zog sich in schattenhafte einzelne Strähnen auseinander, die wieder durch den Raum jagten. Im gleichen Schwung bewegte sich das Messer auf den Beschützer der Sängerin zu, der mit einem animalischen Knurren den Arm des Leutnants mit einer Hand ergriff, seinen Uniformrock mit der anderen, und schon flog der junge Offizier mehrere Meter durch den Raum, knallte mit einem atemlosen Fluch an die gegenüberliegende Wand. Delacroix nahm sich nicht die Zeit, sich nach ihm umzusehen.

Askos Messer fiel scheppernd und nutzlos auf den Boden.

Natürlich, dämmerte es Delacroix. Ein Feyon. Für ihn war die Waffe ebenso gefährlich wie für das Monster.

Mehr Zeit hatte er nicht, darüber nachzudenken, denn in diesem Augenblick stachen die Schattenarme herab. In weniger als einer Sekunde flitzten sie auf Corrisande zu, obgleich Delacroix versuchte, ihnen mit seinem Körper den Weg zu versperren. Eine sinnlose Tat, das war ihm klar, während er noch dabei war. Er war ungeschützt, und die Kreatur konnte ihn einfach durchbohren, mußte nur durch sein Fleisch fahren, wie sie es bereits einmal getan hatte.

Doch sie tat es nicht, floß nur vielarmig und aalglatt um ihn herum, strich schlängelnd an seinem Gesicht entlang, ohne auch nur seine Haut anzukratzen. Er schauderte und sah in Corrisandes Antlitz. Ihre Augen trafen sich, hielten einander in einem kurzen Augenblick geteilter Hoffnungslosigkeit.

Dann hatte das Ding sie erreicht, glitt um sie herum, in ihr Kleid, durch ihr Haar, über ihr Gesicht. Sie sah immer noch Delacroix an, während ihre Haut grau zu werden begann, sich kriechend zu Dunkelheit verfestigte. Allmählich verwandelte sie sich in Stein, in spiegelnden Obsidiankristall.

Delacroix hob sein Messer und stieß in einer schnellen, kraftvollen Bewegung nach ihrem Herzen. Er zögerte nicht. Sein Hirn war seltsam leer, und er sorgte dafür, daß es so blieb.

Die Messerklinge erreichte ihren Körper nicht. Jemand hielt seinen Arm, hinderte seine Bewegung. Von Orven, dachte er, doch es war Cérises unheimlicher Anbeter. Er war erstaunlich stark. Tatsächlich konnte Delacroix seinen Arm keinen Millimeter bewegen. Der Feyon hielt ihn wie eine Stahlklammer. Er hörte den Atem des Mannes, kurze, schmerzerfüllte Atemzüge.

Delacroix’ Gedanken rasten. Er brach sein Wort. Mit jeder Sekunde, die verging, wurden die Chancen geringer, Corrisande zu erlösen, bevor sie verschleppt wurde und auf immer verschwand. Sie sah ihn immer noch an, mit weit offenen, starren Augen. Das Azur ihrer Iris wandelte sich nach und nach zu schimmerndem Obsidian. Er wußte nicht einmal, ob sie ihn noch sah.

„Loslassen!“ brüllte er den Mann neben sich an, der, schmal wie er war, so unglaublich viel Kraft hatte, daß er ihn mitten im Stoß hatte aufhalten können. Delacroix hätte ihm gerne erklärt, was er tat und warum, doch es blieb keine Zeit dafür, und zudem hatte er das Gefühl, daß sein Gegner keiner Erklärung bedurfte.

Der Mann ließ nicht los. Delacroix kam der Gedanke, ob dies das Ergebnis der stillen Kommunikation zwischen den zwei unnatürlichen Kreaturen war. Das Mädchen nehmen, aber Cérise verschonen? Möglich war es, und er würde den schwarzhaarigen Feyon dafür töten.

Doch dann führte der Mann seine Hand nach unten, schob das Messer in Delacroix’ Hand beinahe bis an den äußeren Rand des schwärzer werdenden Steins. Die Dolchspitze berührte fast die Umrisse der hilflosen, weiblichen Gestalt, aber bewegte sich nicht ein Jota weiter.

Die Schwärze platzte, zog sich zur Seite, wo die Klinge sie zu berühren drohte. Jetzt begriff Delacroix. Er ließ sich die Hand führen, zeichnete mit dem scharfen Stahl Corrisandes Körperform nach, und der Schatten wich zurück von ihr in dem Versuch, der Berührung mit dem Messer zu entgehen.

Er hatte es besiegt, dachte Delacroix. Er dachte es nur kurz. Dann bäumte sich der Schatten auf und ließ Corrisande auf dem Boden liegen wie einen grauen Sack Eis.

Das Geschöpf verfestigte sich zu einer kristallenen Lanze, glitzerte wie geschliffenes Glas oder wie ein gigantischer Diamant. Die Spitze zielte direkt auf Delacroix’ Herz. Ganz am Rande nahm Delacroix wahr, daß Cérises Retter ihn losgelassen hatte und mit einem Mal weit von ihm entfernt stand. Er hatte ihn sich nicht entfernen sehen.

Delacroix fixierte die bedrohliche Lanze und überlegte, wie er sie nur mit einem Dolch bekämpfen könnte. Die Chancen standen schlecht. Ausgespielt. Niemand hätte auch nur einen Penny auf sein Überleben gesetzt.

Ein hoher Ton durchdrang den Raum. Er wußte nicht sofort, was da tönte, brauchte eine halbe Sekunde, um zu begreifen, daß es Cérise war, die die höchste Note sang, die sie mit ihrer Stimme erreichen konnte. Seine Trommelfelle vibrierten qualvoll. Ihr dunkler Feyon ging in die Knie, preßte die Hände auf die Ohren und gab einen sehr menschlich klingenden Schmerzenslaut von sich.

Die Lanze zersprang.

Sie zerplatzte in Einzelteile, die zu Boden fielen, was klang, als träfe ihn eine ganze Lawine von Eiszapfen. Die Scherben zersprangen in kleine Splitter und schossen durch die Aufschlagenergie durch den ganzen Raum. Scharfe Bruchstücke flogen wie Schrapnell, und Delacroix lehnte sich noch weiter nach unten über das Mädchen, um es vor den fliegenden Teilen zu schützen. Einen Moment lang sah es aus, als hätte jemand einen Kristallüster fallengelassen.

Dann war alles still. Cérises hoher Ton hallte noch in Delacroix’ Ohren, doch es gab kein anderes Geräusch. Er sah, wie die scharfen Scherben überall auf dem Boden an Eckigkeit verloren, flüssig wurden, sich wandelten in bewegliche Tropfen, die wie schwarzes Quecksilber über den Fußboden krochen, um sich wieder zu einem ganzen Wesen zusammenzuziehen.

Sie sammelten sich zu einem kleinen, fahlen Häufchen. Mit einem Satz sprang Leutnant von Görenczy darauf zu und schaufelte es in seine Schachtel. Er bewegte sich so flink, daß Delacroix nicht sah, wie er die Schachtel schloß. Doch sie war verschlossen. Der Riegel klickte zu.

„Hab ich dich, verdammt noch mal!“ rief Udolf, und seine zufriedene Stimme brach die angespannte Stille. Es war, als atme der Raum zusammen mit den Menschen in ihm erleichtert auf.

Delacroix sah sich um. Corrisande erlangte langsam ihre normale Gesichtsfarbe zurück. Ihre Augen waren nicht mehr schwarz. Sie blinzelte, doch das war die einzige Bewegung, die verriet, daß sie lebte. Ihr Atem klang wild und schmerzhaft. Sie rang nach Luft.

Cérise stand noch mit dem Rücken gegen die Wand gepreßt. Sie hatte aufgehört zu singen; ihr Gesicht war eine Maske des Schreckens, ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Mund stand immer noch offen. Sie bemerkte Delacroix’ Blick und riß sich zusammen, schloß den Mund und überprüfte ihr Aussehen, glättete ihr Kleid. Ganz die Frau, die wunderbar auf sich selbst aufpassen konnte.

Der schwarzhaarige Sí stand zögernd auf. Er schüttelte den Kopf, als versuche er, die Erinnerung an den Schrei, der ihn so unangenehm getroffen hatte, aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Einen Augenblick später war er an Cérises Seite, etwas zu nah, etwas zu intensiv. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, berührte es dabei fast mit den Lippen. Sie sah verunsichert aus, ärgerlich. Einen Augenblick lang war Delacroix sicher, daß er intervenieren sollte. Irgend etwas an diesem Mann mochte er nicht, obwohl er seine Nützlichkeit nicht zu leugnen vermochte. Trotzdem. In seinen hintersten Gehirnwindungen regte sich ein Gefühl von Gefahr, ein instinktives Warnsignal, und er hatte über die Jahre gelernt, auf dieses Signal zu hören.

Der schmale junge Mann drehte sich zu ihm um, sah ihn an, und Delacroix’ Blick wanderte weiter.

Udolf kniete immer noch hinter seiner Schachtel. Er hielt den Deckel nieder, obwohl er längst verschlossen und verriegelt war. Ein triumphierendes Grinsen leuchtete auf seinen Zügen. Seine Schnurrbartzwirbel zitterten siegesgewiß. Er hatte gewonnen. Sein Herz war so voller Siegestaumel, daß er kaum etwas anderes wahrnahm.

„Hab dich, du Bastard“, sagte er noch einmal, und Delacroix erwartete fast Askos Protest. Das war gewiß keine Art, sich in Gegenwart von Damen auszudrücken.

Ihm fiel auf, daß er von Asko gar nichts gehört hatte und wandte sich um, halb in der Befürchtung, ihn bewußtlos an der anderen Wand liegen zu sehen. Doch die Sorge hätte er sich sparen können. Der Leutnant stand hinter ihm. Ein Bluterguß verunstaltete sein Gesicht, wo es allzu plötzliche Bekanntschaft mit der Mauer gemacht hatte. Ansonsten wirkte er unversehrt.

Nur sehr, sehr erbost. Bevor Delacroix noch begriff, was passierte, hatte der kleinere Mann ihn an den Revers hochgezogen und gegen die Wand katapultiert.

„Sie haben versucht, sie umzubringen!“ brüllte er. „Verdammt sollen Sie sein! Sie haben versucht, sie umzubringen! War das Ihr Plan? Sie zu benutzen wie ein Aas, mit dem man Aale fängt, und sie dann zusammen umzubringen?“

Die blauen Augen sprühten vor Wut und Empörung.

„Dafür werde ich Sie zur Verantwortung ziehen, Colonel!“ sagte er. „Wählen Sie Ihre Waffen!“

Das Obsidianherz
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