Europa 1865

München: Hauptstadt des Königreichs Bayern.

Dies ist kein historischer Roman, auch wenn der Hintergrund stimmt und einige der erwähnten Personen wirklich damals dort lebten, wie König Ludwig II. ganz zu Anfang seiner Regentschaft oder sein Ministerpräsident Ludwig von der Pfordten.

Manches unterscheidet sich aber von der uns überlieferten Historie. Magie ist möglich und wenn auch nicht alltäglich, so doch etwas, das es gibt und womit man bisweilen rechnen muß. Normalerweise ist man besser beraten, in Sachen Magie nicht allzu naseweis zu sein. Nur zu gerne ignorieren die Menschen im Alltag die Existenz magischer Kräfte. Man spricht nicht davon. Es läßt sich zu dieser Zeit etwa so leicht darüber plaudern wie über Sexualität.

Auch Fabelwesen sind real. Man nennt sie Fey oder Sí. Über ihre Talente und Fähigkeiten ist fast nichts bekannt, noch weniger über ihre Loyalitäten und Ziele. Woher sie kommen, weiß niemand. Vielleicht waren sie schon immer da?

Manche von ihnen sind den Menschen wohlgesonnen oder stehen ihnen indifferent gegenüber, andere feindselig. Am besten meidet man sie. Ihre Seltenheit beläßt die Menschen in dem Glauben, sie seien nur Aberglaube, der durch das Zeitalter der Vernunft bis zu den Tagen der Industrialisierung überdauerte. Es fällt leicht, nicht an sie zu glauben.

Politik ist eine komplexe Angelegenheit, bleibt jedoch zumeist von Magie unberührt. Dafür sind diese Kräfte nach der Auffassung von Menschen, für die Ehre noch ein hohes Gut darstellt, auch wenn ihr starrer, bisweilen unbarmherziger Ehrenkodex für uns heute schwer nachzuvollziehen ist, zu unheimlich, zu unzuverlässig, zu unvorhersehbar und wohl auch zu unredlich.

Es ist ein Zeitalter der Entdeckungen und des Imperialismus. Unkritisch sieht sich der zivilisierte Europäer der Oberschicht als Krone der Schöpfung. Das wiederum kann er nur, solange er nicht an die Existenz von Geschöpfen glaubt, deren Möglichkeiten die seinen bei weitem übertreffen.

Es ist ein schwärmerisches Zeitalter, doch auch eines männlicher Vorherrschaft und weltweiter Ausbeutung. Es ist ein Zeitalter äußeren Ansehens, in dem der bloße Schein eines wohlgefälligen Lebens wichtiger ist als ein offener Verstand oder gar ein soziales Gewissen.

Die Menschen haben wie zu allen Zeiten ihre eigenen Probleme und Ziele und kämpfen sich durchs Leben, wobei sie weitestgehend alles außer acht lassen, was sie nicht sehen wollen. Sie sind damit beschäftigt, ihrer Arbeit nachzugehen, sich zu verlieben oder vorteilhaft zu heiraten.

Nur manchmal, wenn sie großes Pech haben, finden sie sich in Dinge verstrickt, die sie sehr viel lieber nicht als Teil ihrer Wirklichkeit anerkennen möchten.

Schließlich sind sie nicht viel anders als wir.

Das Obsidianherz
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