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Die Natter lag auf dem harten Betonboden und schwitzte am ganzen Körper. Er fühlte, wie der Schweiß in kalten Tropfen über sein Gesicht lief. In den Nacken. Über die Wirbelsäule. Aus allen Poren.
Sein Herz raste. Und je länger er an die Polizistin dachte, die den Schuss überlebt hatte, desto schlimmer wurde dieses Herzrasen.
Entspann dich, dachte er.
Du musst relaxen.
Wie auf ein geheimes Zeichen hin klingelte es. Die hohe Klingel. Nicht die, die dunkel und tief sein Zimmer erfüllte wie der Ruf eines gottlosen Dämons – nein, die hohe Klingel bestellte ihn in das Büro des Doktors. Es war die Stimme der Engel. Sphärenklänge. Folglich hatte er seine Sache heute gut gemacht.
Die Natter zog sich in Sitzposition hoch. Wischte sich mit dem Ärmel die Stirn. Schaute sich benommen im Zimmer um.
Auf dem Boden lag die zerstörte DVD. Er wusste nicht mehr, dass er sie zerbrochen hatte. Seine Erinnerung versagte. Er empfand nichts als Verlorenheit, fühlte sich einsam, ausgegrenzt, innerlich ausgebrannt.
Hinzu kam das entsetzliche Gefühl des Schmerzes.
Die Glocke läutete erneut, zweimal hintereinander. Da wusste er, dass es höchste Zeit wurde. Der Doktor erwartete ihn, und man durfte den Doktor nicht warten lassen.
Er rappelte sich auf. Schlurfte zur Leiter. Kletterte wie betäubt die Stufen hoch, mechanisch, bis zur Falltür. Während er sie entriegelte, überkam es ihn unterbewusst. Die surreale Erkenntnis, dass es Zeit wurde, die Rolle abermals zu spielen. Seine Maske aufzusetzen. Fassade zu zeigen. In dieser Welt, die da draußen auf ihn lauerte.
Seine Belohnung wartete.